Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

_ Selbst der tiefste und herrlichste Mytos der Erde wird verblassen vor den menschlichen Notwendigkeiten, welche außermenschlich kosmischem Schicksal gebieten:

‚Ohne meinen Bogen wird kein Ilion erobert.‘

b) Der Buddha.

‚Flamingos fliegen durch die Luft Masiegewallig mächtige

Durchfliegen jedes Raumes Reich. Als Sieger im Verneinungskampf Enffliegen Heilige der Welt.‘

Dhammapadam.

In den Traum der Sonnenwelt hinein, oft verglichen mit dem schweren urwalddurchbrechendem Tritt des Elefanten, bricht schwer und ernst die ernste schwere Lehre des Buddha, gleich wie im Abendland Sokrates, der erste häßliche Mensch einbricht in den Menschheitsirühling von Hellas und in das naturseelennahe Weben des attischen Mytos.

Buddhas Denken dreht sich nur um Eines: um Leiden und Leidens Vernichtung, wobei der Geist die Bedeutung einer Perle hat, deren tränenvolle, aber gleich Tränen erlösende Schönheit gar nichts anderes ist als Krankheit des gehemmten Muscheltieres, andrerseits aber grade das Mittel, um das bedrohte Leben des Muscheltieres durch Perlenbildung zu errellenae E

Ich habe einmal eine alte Uhr gesehen, auf deren Gewichtsstück der Spruch stand: ‚Ubi onus, ibi sonus‘; ‚Wo das Leid, da das Lied‘. — Buddhas Lehre von der Erlösung aller Vergänglichkeit, Indiens dukha-sätya-lehre — (ihre kürzeste Formel lautet: ‚Aus Erkenntniß Erlösung!‘ [inänäd mokshah]) — ist zwar nicht der Erde schönste Gestalt, wohl aber der Erde tieister Gedanke, und so tief, daß alle späteren Erlösungslehren insbesondere die des Christentums, zuletzt doch nur münden ins Mahayäna, wie denn wohl auch der Name Christus nicht unrichtig hergeleitet wird vom indischen Krischna oder Schiwa. ...

Zwei Punkte nur hebe ich hervor, von denen aus der Leser den ganzen Wesensunterschied von Buddhismus und Veda klar übersehen kann: die Karma- und die Nirvanalehre.

a) Das vedische Karma ist die gläubig große Bejahung des Schicksals, als der wesensnotwendigen Verknüpftheit aller Werke mit dem Wirken aller. Es ist die tiefe Einsicht in die

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