Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

schichtsprozeß im Absoluten zu behängen und zu belasten mit den Verbrechen und Ruchlosigkeiten des Menschen an der Erde. ‚Cum nemo in sese vellet descendere‘......

Damit ist iede Selbstverantwortung des Einzelnen (selireliance) plötzlich wie hinweggeiegt. Jedes Personalgewissen ausgeschaltet. Jeder dieser Helden eines Heldenmassenzeitalters verkriecht sich hinter: das Schicksal.

Da gibt es keinen Ursachenaberglauben, welcher nicht aufgegriifen und verbreitet wird, wenn er irgendwie dazu dienen kann die große Wahrheit zu verstecken, daß all Das, was an uns als Geschichte geschieht, nur der Ausdruck dessen ist, was wir sind.

Ein Professor der Physik (Zenger) erklärt in einem Werk ‚Die Meteorologie der Sonne und ihres Systems’ das Eintreten des europäischen Krieges aus den Sternen. Ein zweiter Narr (Mewes) macht in einem Buch ‚Die Kriegs- und Geistesperioden im Leben der Völker‘ die Grundwasserverhältnisse für den Krieg verantwortlich. Ein dritter (Brück) erklärt in einem Buch ‚Die Probleme des Erdmagnetismus und die Geschichte‘ den Krieg aus magnetischen Kräften. Ein vierter (Löwenield) erteilt in einem Buch ‚Der Weltkrieg im Lichte des Kausalitätsgesetzes“ die beruhigende Auskunit: „Der Weltkrieg verdankt seine Notwendigkeit der Gültigkeit des Kausalitätsgesetzes“. Ein füniter (Kemmerich) setzt in einem Wälzer von über 1000 Seiten betitelt ‚Das Kausalitätsgesetz in der Geschichte‘ ergiebig aus einander, daß alles einen Grund haben müsse, weil es sonst doch srundlos wäre . \

Grade jene denkenden Seelen, deren ganze Lebensarbeit darin bestehen sollte, die Sphäre der Werte und des wertenden Geistes vor Vertrübungen durch» bloß geschichtliche (ursächliche) Wirklichkeit zu beschützen, huldigen dem Nlistorismus und unterwerfen sich, in dem einzigen Augenblick unseres Lebens, wo wir zeigen können, wer wir sind, der „‚Geschichtlichen Notwendigkeit‘, sobaldihr e Geschichte, ihre Notwendigkeit (das will sagen ihre Geschäfte, ihre Ehren, Titel, Beförderungen usw.) in Frage stehn .... .

Außermenschliches Leben hat keine Geschichte. Geschichte gibt es nur dort, wo es auch Tragödie gibt. Denn Beides entsteht aus der Kreuzung von Macht und Ohnmacht. Beides zeigt den Sieg menschlichen Willens inmitten bloßer Zuialls-Gewalt. Beides offenbart Sieg des Geistes im Untersanıg. Beides beweist, daß wir als Menschen Schicksalswesen