Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

‚unsere Bücher, Bilder, Einrichtungen, Gefüge und Werke. In hundert Jahren ist ja doch all das Ameisenzeugs so gut als wäre es nie gewesen. Wesentliche Seelen sind nicht darum wesentlich, weil sie ‚bedeutende Werke‘ hinterlassen, sondern weil jedes Werk, auch das belanglose, (und grade die Großen und Edlen sind.reich an Belanglosem), das Gepräge trägt eben dieses Lebens und dieses Bluts. Es deutet auf eine Schreckensherrschaft der Funktion, wenn Könige und Fürsten des Leistens und Wissens gewöhnliche Menschenkinder geworden sind, dagegen ungewöhnliche Menschenkinder sich oft daran oifenbaren, daß sie nur mittelmäßige Leister oder diletantische Könner sind. — :

Die Welt der Geister scheint bei uns eine andere Welt geworden zu sein als die der Seelen. Sie soll nicht das vorhandene Leben ausdrücken. Sie soll es vergessen machen, über-

täuben, von ihm erlösen. In einer. Welt, in der auch Lumpe

geistreich sind, muß der Geistgeborene sein halbes Leben damit verbringen, nachzuweisen, daß er kein Lump sei... Glaubt man denn, daß es der Mühe eines Lebens wert sei, mit einem - Gehirn und in einer Geschlechtsfolge Das zu leisten, was (wenn nicht Ich es geleistet hätte) auch verteilt gedacht werden könnte auf die Leistung von zehn Geschlechteriolgen mit sechshundert bevorzugten Gehirnen? — Wesentlich dürite nur solches ‚Werk‘ sein, darunter man, wie unter Rousseaus Büste den Spruch setzen muß: natura il fece, e poi ruppe lo stampo.

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Zwei Kennzeichen will ich nennen, welche man sich vom abendländischen Tüchtigkeitsjahrmarkte nicht mehr hinwegzudenken vermag: Die Vertauschbarkeit der Werte und ihre Massenhaftigkeit. :

Für de Vertauschbarkeit selbst zartester Persönlichkeits- und Seelenwerte möchte ich aus Millionen möglicher Beispiele nur das folgende anführen.

November 1918 als das abendländische Morden übergegangen war in das um vier Jahre zu Spät einsetzende und allzu bald in geprägelose und schlaffe Mittelmäßigkeit auslaufende moderne Revolutionszeitalter, da stieg empor eine Bücherfiut ohnegleichen. Alle abendländischen Helden begannen, ihre Heldenleben auszubeuten für die Märkte der Nachwelt. Amerika ließ sich, nach gewonnenem Weltkrieg auch