Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

-Mit blutigen Fingern greift nach der Feder neu Und schreibt: Entwicklung! Wenn Ihr vom Morden kommt Schwärmt neu, o schwärmt von Erdenfortschritt, Schwärmet und hofft und vergeßt das Lachen. : E

Nie gab's ihr Denker, die ihr in Büchern lebt, Nie sab’s Entwicklung. Aber die Erde treibt Seit ie im Ring von Jahreszeiten

Frühling und Herbst, eine ewige Welle.

Wenn hier Novembernebel die Felder drückt, | Küßt Sonne andern Ländern die Rosen auf, ee Fe In Jedem wirkt der Keim zu Jedem, y . \ Jeslicher Traum kann auch wirklich werden.

Stets gab es Alles: Hölle und Meer und Sturm Und Schlai und Sterne, aller Gestalten Hauf Und auch in Euch ist Tier und Brahma Pilanze und Zeus und was ihr wählet,

Hieß Euch: Entwicklung! ‚Gib mir den Sinn, gib Dich!‘ Fleht alles Leben, während Ihr sinnlos treibt, : = Und ewig selbstlos heut wie gestern f

Wartet, was morgen wohl kommen werde...

Doch bleibt ein Trost: im Herzen der Scholle brennt £ > Der Hang nach Schönheit. Neu aus den Gräbern langt’s

Mit tausend Fingern. ‚Gib Bewußter

Gib uns den Sinn, da wir sinnlos starben.‘

XI.

So ward auch mir bescheiden ein Siegerkranz, Der. erste Kranz, den ie eine Hand mir bot, Warum nur drückt beim Freudenmahle

Dunkei mein Haupt Eures Dankes Lorbeer?

Ich denk der Jahre, da nur die Einsamkeit, _ Verkanntheit nur und Armut das Haus betrat, Ich denk, wie gestern noch auf Märkten

Ihr die mich ehrt meinen Namen Jalltet.

Und kämen alle, küßten die Hände mir Nicht sind der Nächte tausende ausgelöscht, Wo keiner kam, nur eine Matte

Nur einen Stein unters Haupt zu legen.

Ein Knabe war ich, reinerer lebte nie

Auf deutscher Erde, lernte, was Kränkung tut Und an den Schläfen, die ihr kränztet, = Brannte mich Scham, wenn sie Steine traien, —

Vererbten Tizians Augen, Ihr lehret sie

Die Zäune streichen, dankbar für Tagesbrot, Auch ich wollt bilden, statt des Marmors Brachtet Ihr Schnee und ich hab gebildet.

Stets ward gesagt mir, daß ich ein Fremdling sei Nun bin ich Fremdling, leb nicht für Eure Zeit, Ward ich beschimpit, verkürzt, verschwiegen

Wer denn von Euch hat mich ie verteidigt?