Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit
N
- Zwölite Seele:
Hört mich die letzte, die ärmste, die einsamste Seele der Fremde,
Eh sie verschleppt und verbraucht geht in den Urschoß der Nacht. Blumen, Bäumen und Tieren verwandt und den Wassern der Ganga! Die ihr mieh mor den gelehrt und den gräßlichen Spalt 3
Mensch wider Mensch, dem ewisen Brahma enttauchend, geschlagen, _ Da ich im fremdkalten Land neuer Geburten gewiß : Gräßliches Karma vollendend, die Schuld verbüße durch Leben
Anderes Leben vernichtend: Ich bin in der Heimat auch’ hier! Leben ist Kampf. Doch es wendet der Geist allen Kampf wider Kämpfe Wendet wider das Leben der Geist in Nirvana zurück. .
Die wir den Hafen befahren, wir haben den Sinn und sind ewig:
Bruder und Feind, denn Alles bist Du und in Tiefen verwandt,
Dahin nicht Liebe mehr dringt oder Hader; wie winzig das Veilchen Gotteshauch schickt aus der Gruft, die uns nun alle vereint.
Nur im Geiste Vollendung! Wir aber, Hasser und Lieber,
Müssen aufs neue zurück, bis im Kreislauf des Seins
Letzter Krieg muß verlohn und Wahn des Lebens verenden b Einst durch den Schmerz, draus der Gott wie aus der Flamme entsteigt. Brüder, Feinde, Richter und Opfer, Henker und Büßer
Anders haben die andern zelehrt, und wir haben geglaubt.
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f . Die Seelen sangen im Wind. Doch dann schwebte Vergessens Engel über das Blachfeld Gräser wuchsen aus ihren Hirnen . Und die Nachtigall sang über Trümmern So wie gestern auch heut:
„Ich sing von Seelen, die vergangen sind, Ich sing von Taten, die vergessen ruhn Verweht der Rose Duft im Sommerwind: Und Heldentun. .
Die sind nun tot, die quält kein Sorgen mehr Dem alten Ewigdunkel einverwebt i In Wälder Sternenglanz und Wellenmeer Und die umsonst gelebt.“