Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.
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J 6 IT. Das Zeitalter der franzöſiſchen Revolution.
des Geiſtes nennt; er kann ſich aber dereinſt als ein für das Geſchäft gut organiſierter Kopf erweiſen und Feſtigkeit des Charakters an den Tag legen.“ Franz hatte ein faltes, nühternes Naturell, obwohl er niht ohne Familienſinn war. Jn der Bevölkerung erfreute er ſich einer wohltuenden Popularität, weil er ſich ſtets einfach, faſt kleinbürgerlich gab, für jeden zugänglich blieb, ohne den vielen Audienz=werbern ſeeliſ<h näherzutreten 1). Als Regent wurde er von ſeinen Miniſtern mit dem Kleinkram der Staatsgeſchäfte belaſtet, während man ihm die ſhwierigen Probleme zu durchdenken keine Zeit ließ. Franz arbeitete viel am Schreibtiſche, war ſo pflichteifrig wie nur irgendein gewiſſenhafter Hofrat und konnte doh nicht ret fertig werden. Jm Sommer 1802 harrten bereits zweitauſend Vorträge der kaiſerlichen Entſcheidung. Solchen Anforderungen hätte ſelbſt ein raſh handelnder Menſch nicht. ſtandhalten können und die Verſhleppung, das Hinausziehen wurde zur Gewohnheit. Franz war keine Kraft, die vorwärts trieb, und der Staat kam auch niht vor=wärts. }
Am 20. April 1792 erklärte Frankreich „dem König von Ungarn und Böhmen“ — Franz war damals noch niht zum Kaiſer gekrönt — den Krieg. „Kein Kampf der Nation gegen eine Nation“ ſollte es im Sinne der franzöſiſchen Erklärung ſein, „ſondern die gerechte Verteidigung eines freien Volkes gegen die ungere<ten Angriffe eines Königs.“ Welch angenehm klingende Worte für die Ohren der Pariſer, aber wel< grobe Entſtellung der Tatſachen! Nun galt es für Öſterreih und Preußen, zu handeln und man war guten Mutes. Heere, die ſo manchen Sieg erfochten hatten Preußens gutgeſchulte Truppen, denen Friedrichs Genie einen blendenden Nimbus hinterließ —, ſeßten ſih in Bewegung. Man, träumte davon, nah Paris zu marſchieren, ohne beſonderen Schwierigkeiten zu begegnen; der Sieg ſchien geſichert, bevor noh der erſte Schuß gefallen war. Eine arge Verkennung der Kräfte!
Zuerſt mußte Öſterreich den Rü>tr itt ſeines Staatskanzlers beflagen. Fürſt Kaun igt, der bereits früher um ſeine Entlaſſung gebeten hatte, machte in den Auguſttagen des Jahres 1792 Ernſt. Ein halbes Jahrhundert nah ſeinem Eintritte in den diplomatiſchen Dienſt durfte er nah Ruhe verlangen und von dem Amte Abſchied
nehmen, mit dem er ohnehin nur mehr loſe zuſammenhing. Kaunigz
1) Anton Springer. Geſchichte Öſterreichs ſeit dem Wiener Frieden 1809,
<<< Leipzig 1863. Band T. PRS ©