Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

96 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

len, und vermied es, bei Wurmſer's Ausmarſch, perſönli<h anweſend zu ſein. Der alte Feldmarſchall vergalt dieſen Edelmuth, indem er ſeinen glü>lichen Gegner von einem gegen denſelben begehenden Vergiftungs-= attentat in Kenntniß ſeben ließ.

Bonaparte kündigte hierauf dem römiſchen Hofe, mit dem von demfelhen während der letzten Zeit beobachteten Verhalten unzufrieden , den ſieben Monate vorher abgeſchloſſenen Waffenſtillſtand auf. Pius VL. hatte ven General Colli, welcher, ſeit dem zwiſchen Sardinien und Frankrei abgeſchloſſenen Frieden, in öſterreichiſhen Dienſt getreten war, an die Spitze ſeiner Truppen , welche aber meiſt aus plöblich aufgebote= nen Milizen beſtanden, geſtellt. Ungeachtet aller von der Geiſtlichkeit im Kirchenſtaate aufgebotenen Mittel , konnte ſie die Bevölkerung zu keinem ernſten Widerſtande gegen die Franzoſen bewegen. Es war in Italien kein Stoff zu einer Vendée vorhanden. Die Generale Victor und Lannes

\ trieben die Päbſtlichen bei Imola und Faenza durch einige Kanonenſchüſſe aus einander, und rü>ten bis Loretto vor. Der Pabſt, welcher, na<hdem ſih Neapel vom Kampfe zurücgezogen, und Mantua gefallen, den franz zöſiſchen Waſſen ganz allein ausgeſeet war, ſchi>te Bevollmächtigte nah Tolentino, wo ein Vertrag zu Stande kam (19. Februar 1797), in welchem ex ſeinen Rechten auf Avignon und die Graſſchaft Venaiſſin entſagte, die Legationen Bologna, Ferrara und die Nomagna abtrat, die Beſetzung Ancona's dur franzöſiſche Truppen bis zum Abſchluß des allgemeinen Friedens zugeſtand, und zu der im Waſffenſtillſiaude vom 5. Zunius (1796) bezahlten Kriegsſteuer no< 15 Millionen Fr. hinzu= zufügen verſprach.

Das Direktorium wollte jet den ſhon im vorigen Jahr gehegten Plan, mit drei Heeren von Deutſchland und Italien aus in das Innere Oeſterreichs einzudringen, ausgeſührt ſehen. Hoche hatte än Jourdan?s Stelle, das Kommando der Sambre = und Maasarmee erhalten, Moreau war in dem der Rheinarmee gelaſſen worden. Bonaparte machte ſi aber niht von den Anordnungen des Direktoriums abhängig, und handelte aus eigener Bewegung. Er hatte, indem er über die Schätze der Lombardei gebot, ſein Heer mit allem Nöthigen zur reten Zeit verſehen können, und war außerdem dur zwei Diviſionen der Nheinarmee uuter

/ Bernadotte und Delmas verſtärêt worden. Hoche und Moreau, die nichts ohne das Direktorium und den Kriegsminiſter vermochten, waren in ihren Vorbereitungen zur Eröffnung des Feldzuges zurückgeblieben. Bonaparte, der ſich immer mehr in den Vordergrund drängte, und Alles wöglichſt ſelbſt und raſh entſcheiden wollte, zog, ohne Moreau's unt