Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

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88 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.

verlegen wollte, und langte am 183. September vor dieſer Feſtung ar E$r hatte jedo< nicht die Abſicht, ſich in dieſelbe einzuſchließen, ſondern, auf ſie geſtüßzt, in deren Nähe zu operixen. Aber Bonaparte war ihn auf dem Fuße gefolgt, trieb ihn aus einer Stellung in die andere bis zu den Feſtungswerken zurü>, in welchen Wurmſer am 1. Oktober eine Zus flucht ſuchte.

Die bedeutenden , von Oeſterreich während des Sommers in der Lombardei aufgeſtellten Streitkräfte und Wurnmſer's unternehmender Sinn hatten die Feinde Frankreichs auf der Halbinſel zu ueuex Hoff= nung ermuthigt. Das alte Sprichwort: „Italien iſt das Grab der Franzoſen !““ — ward wieder häufig vernommen. Der Pabſt und der König von Neapel rüſteten in Stillen, um ſi den Oeſterreichern, wenn ſie vorrücen follten, ſogleich anſchließen zu können. Als aber Wurniſex's Einſchließung in Mantua und Quosdanovich's Rückzug na Friaul bekannt wurden, erſchrak der neapolitaniſche Hof, und ließ durch ſpaniſche Vermittelung Friedensanträge na< Paris gelangen. Das Direktorium ging, von Jourdan's Niederlage und Moreau?s Nückzug, über die man: in Neapel no niht unterrichtet war, zur Mäßigung veranlaßt, auf die Vorſchläge des neapolitaniſchen Kabinets bereitwillig ein. Die beiderſeitigen Bevollmächtigten {loſſen, auf Grund der Bedingungen de& früheren Waffenſtillſtandes, am 10. Oktober (1796) zwiſchen den beiden

/ Mächten einen definitiven Frieden ab. Im Verhältniß zum römifcheiz

“ Hofe ward vom Direktorium eine weniger verſöhnliche Politik befolgt. Die an Pius VT. geſtellten Forderungen fonnten von dieſem, ohne ſic; ganz in die Hände der Franzoſen zu geben, niht angenommen werden, und ex ſette ſeine Nüſtungen fort. Bonaparte war hierin mit dex Machthabern in Paris nicht einverſtanden, und hätte eine ſchonendere Behandlung der kirchlichen Intereſſen gewünſcht, wovon er ſelbſt in ſei= ner Nachſicht gegen die in Italien befindlichen ausgewanderten franzöſi= ſchen Geiſtlichen das Beiſpiel gab. Das Direktorium wollte mit deux römiſchen Hofe, dem leichter als dem neapolitaniſchen beizukommen war, keine endgültige Ausgleichung, um gegen denſelben, vorkommenden Fal= les, nach Belieben verfahren zu können.

Bonaparte fuhr die in ſeinem Bereiche liegenden italieniſ<hen Ne= gierungen zu drü>en, und ihren Sturz vorzubereiten fort. Der Herzog von Modena war mit ſeinen Schätzen nac Venedig entflohen. Seine Miniſter wurden von den Franzoſeu beſchuldigt, Mantua mit Zufuhr verſehen, und dadur< den Waffeuſtillſtand gebrochen zu haben. Au mehren Orten des Herzogthums hatten republifaniſche Bewegungen