Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Hemmung des Einatmens beim Schluchzen. Die Tränen endlich waschen gleichsam die traurige Wirklichkeit vom seelischen Auge mes.

5. Soroohl beim Lachen wie beim Weinen mwird ein vorgestellter Zustand mit der Wirklichkeit kontrastiert, in beiden Fällen wird die Vorstellung ad absurdum geführt. Allein. mährend beim Lachen diese Wirklichkeit uns für die Überrumplung durch Versetzung in. einen angenehmen, sonst verpönten Urzustand entschädigt, ist es beim Weinen gerade umgekehrt: die Wirklichkeit reißt uns von der lustvollen Vorstellung des verlorenen Gutes hinroeg.

6. Das Lachen ist ein Ersatz für eine mißlungene Kontaktabroehr, das Weinen für eine mißlungene Kontaktanknüpfung. Deshalb ist jenes ein gehemmtes Ausatmen, dieses ein gehemmtes Einatmen. Als Ersatz aber haben beide eine erlösende Wirkung.

Zusammenfassung zu den Mundeinstellungen überhaupt

1. Die Entstehung des Mundes aus dem Tiermaul liefert uns eine Erklärung für seine Gestalt und zugleich die Differenzierung der einzelnen Funktionen. Die ausmärtsziehenden Muskelgruppen dienen dem Ausdruck der Affekte, in sanften Graden dem der Gefühle. Durch die Entwicklung des menschlichen Willens wird die Mundspalte verengert, durch die Zusammenschiebung roerden die Lippen, deren Schleimhautfläche ein Tast- und Empfindungsorgan ist, ausgestülpt. Hiebei faltet sich die Oberlippe auch noch zu einer doppelten Aufmölbung ein. Alle Funktionsbervegungen des Mundes helfen mit, seine Gestalt zu vervollkommnen, vor allem die komplizierten Kleinbervegungen des Essens und Sprechens. Die letzte Vollendung, die Lippenschmweifung des Amorbogens, wird ihm durch den Kampf der Erotik mit ihren Befriedigungshemmungen in der Schmachtstellung verliehen.

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