Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Der Pastillenmann (Fig. 12) hält seine eigene Maske in der Hand, und hier können wir sie sehr wohl mit ihrer Bedeutung vergleichen. Die Augen sollen negativ abgedeckt sein, das besagt das Zusammenspiel von senkrechten und waagrechten Stirnfalten; aber zum Weinen ist der Augenbogen zu sehr gewölbt (vgl. die Bilder „Unentschlossen” I, 3 und „Großes Leid“ I, 4 mit der queren geradlinigen Augenspalte und die Bilder „Arbeiterkopf“ XII, ? und „Strotter“ XVI, 5 mit dem gewölbten Augenbogen als Rest der vollen Zuwendung). Der Mund soll Ekel zum Ausdruck bringen, aber eben dadurch rückt er so in die Höhe, daß er die Mundwinkel mitnimmt und nun trotz ihrer Abwärtsrichtung und der allerdings spannungslosen verlängerten Mundfurche das Schmunzeln nicht los wird (vgl. das bei der Betrachtung des Lachens über den Mund Bonplands XII, 6 Gesagte). Also blickt aus der Maske überall das verhaltene Lachen hervor, und wenn die künstliche Spannung zurückgezogen, die Maske abgenommen wird, kommt das lachende Gesicht mit der vollsten Zuwendung zum Vorschein.

Wir können künstlich Spannungen in der Mimik erzeugen, aber wir können sozusagen das Spannungsgefälle nicht nach Belieben regulieren. Nicht alle Punkte sind der Kontrolle des Willens gleichmäßig unterstellt — wieder eine Ähnlichkeit mit dem Sachverhalt bei der verstellten Handschrift und am wenigsten sind es die Formen des Augenbogens und der Mundwinkel.

9, Die weibliche Maske (Tabelle 23)

Woher die Schönheit und der geheimnisvolle Zauber des Weibes? Warum stellt uns das weibliche Antlitz vor größere Geheimnisse, vor tieferes Nichtwissen als das männliche? Worin liegt das Unberechenbare?

Berechenbar wäre die volle Zuwendung des menschlichen

252