Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

?. Die Triebschicht allein erzeugt rohe, urtümliche (archaische) Ausdrucksformen. In dem Maße jedoch, wie sie durch Versagung zu einer Befriedigung auf Ummegen gelangt, werden die Ausdrucksformen verfeinert und kultiviert und bilden dann die oberen Schichten.

8. Wir können nicht nur auf die Steuerungsschichten des Ausdrucks zurückgehen, sondern auch, je nach seinen Bezugsroendungen, auf seine Orientierung in den drei Sphären des Individuums selbst, des sozialen Milieus oder der Kultur.

9. Die Ausdrucksstärke einer mimischen Partie hängt von der Stärke des einmwirkenden Reizes ab, von der Ansprechbarkeit der Steuerungszentren und von der kontaktfördernden oder -hemmenden Wirkung anderer anmesender Personen. 10. Unsymmetrie der Ausdruckszüge deutet auf eine Zweideutigkeif oder Zmiespältigkeit der seelischen Haltung, auf eine Doppelheit oder Halbheit.

11, Die Maske ist eine oberflächlich aufgesetzte Ausdrucksschicht, bewirkt durch die die Anzeichenfunktion verschiebende Signalfunktion des Ausdrucks. Nicht alle Gesichtspartien sind aber der mwillkürlichen Kontrolle gleich unterroorfen; an der Gekünsteltheit der Formen, insbesondere der Mundminkel und des Augenbogens, kann die Maske entlarot erden,

12. Die weibliche Maske ist veranlaßt durch die fortmwährend auf die Signalfunktion der weiblichen Physiognomie ansprechende Nähe des Mannes, die eine Verschiebung, und die mit Versagungen für das weibliche Geschlecht verbundene geschlechtliche Zuchtmwahl, die eine Veredlung des mweiblichen Ausdrucks mit sich brachte.

13. Das Formniveau, der Ausdruckswert der Physiognomie ist von dem Reichtum des Spannungsreliefs und Spannungsprofils abhängig. Es kann, je nach den Hilfsmitteln

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