Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

fühlsschleier verhängt, erscheint ihm rosig oder düster gefärbt und der Kontakt mit der Welt ist gelockert. Wie offenbart er sich uns physiognomisch? Der Blick schwankt zwischen Offenheit und Verhängtheit, die Nase zwischen offener Einatmungsstellung und verhängter „langer Nase“, die Lippen sind voll, bald locker, bald fest geschlossen, die Mundwinkel pendeln zwischen Auf- und Abwärtsrichtung, von den Mundfurchen sind der untere Teil der Nasenlippenfalte und die verlängerte Mundfurche am stärksten entwickelt (Selbstporträts Tafel VII; Chevalier XIV, 4; Byron Fig. 13, 14; Paganini IX, 5; Hans Sachs XIII, 6, 7; Schneider vom Steinhof XII, 9).

Hingegen sind dem Erregungsmenschen die Gefühlswerte Nebensache und der Kontakt ist ihm nicht so sehr Erlebnis als Leistung. Die Willensmimik, die sich auf seinem Antlitz ausprägt, ist denn auch erst in zweiter Linie Ausdruck, in erster aber Signal, und somit ist der Maske typenphysiognomisch ihr Platz angewiesen. Sie kann schwanken zwischen willkürlichem Überkontakt in Suggestivkontakt (Baldwin XIV, 5) oder Aggressivkontakt (Napoleon III, 1, 2) und willkürlichem Unterkontakt in Zurückhaltung (Michaela IV, 1) oder verschleiertem Kontakt (General Booth XIII, 3). Die Mimik des Erregungsmenschen ergibt sich daraus von selbst: Abdeckungszüge spielen eine beherrschende Rolle: die Augen sind abgedeckt, in den Extremfällen sogar positiv oder negativ oder auch verschleiert; die Nase in Ausatmunssstellung oder abgedeckt; die Lippen schmal und gepreßt, die Mundwinkel seitlich gerichtet, mit Fletschtonus und senkrechter Mundfurche, auch im Lächelkontakt sind die Mundwinkel seitlich gerichtet.

Ein Schwanken zwischen Extremen, eine gewisse Ausdrucksspannweite ist jedoch fast jedem Typ eigen, so daß ein Mensch in seinen entgegengesetzten Ausdruckszuständen

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