Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Auch uns geht es so; auch aus unsrer Methode der Ausdrucksanalyse sind eigentlich ohne unser Zutun solche Typen hervorgegangen, die sich teilweise mit anderen, insbesondere den Kretschmer-Typen, decken mögen, jedoch auch ihre eigenen Züge bewahren. Es wird uns nicht wundern, daß der so wichtige Begriff des Kontakts sich wieder in den Vordergrund drängt. Der Ausdruck ist eben an sich etwas, das mit dem Kontakt in innigem Zusammenhang steht. Nicht jeder Ausdruck ist, wie wir wissen, auf den Kontakt angelegt, aber auf jeden Fall ist er für uns nur so weit sinnvolles Symptom im Ausdruckssinne, als er deutbar und verständlich ist. Schwächt er sich unter diese Grenze ab, so gibt er uns Rätsel auf. Dasselbe tut er eigentlich, wenn er zu stark über die normale Kontakthaltung hinausgeht und zum Signal wird, denn dann verschiebt sich in anderer Weise der-gewohnte Bedeutungszusammenhang.

Wir werden also als normalen Ausdruckstyp jene Physiognomien betrachten, bei denen der Ausdruck als solcher eben noch wohlmotiviert und deutbar erscheint, und wollen ihn den Typ des Normalkontakts nennen. Von diesem unterscheiden wir dann Typen des Überkontakts und solche des ° Unterkontakts,

Die Abweichung vom Normalkontakt kann wieder in zweierlei Weise geschehen: willkürlich oder unwillkürlich. In diesem Fall haben wir den Stimmungsmenschen, in jenem den Erregungsmenschen vor uns. In extremen Fällen sind diese Typen eines normalen Kontakts überhaupt kaum fähig, sondern fallen aus einem Extrem ins andere. Hingegen weist der Typ des Normalkontakts oft kleinere oder größere Ausschläge nach allen vier Richtungen auf,

Unbekannt sind uns ja diese Typen längst nicht mehr. Der Stimmungsmensch spricht besonders leicht auf Lust und Unlust an, die Gefühlswerte sind für ihn stärker als die Sachwerte und die Wirklichkeit ist ihm durch einen Ge-

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