Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

ganz besonders die mit ihrer Felderung auf die Mannigfaltigkeit der Ausdruckshaltungen hinweisende Maske des Schauspielers (Blasel IX, 6; Wagner Fig. 18).

Das Eigentümliche in allen diesen Fällen ist, daß der ins Körperliche gewandelte Ausdruck etwas aussagt, was im momentanen charakteristischen Ausdruck nicht unmittelbar enthalten sein muß und eben nur Spuren hinterlassen hat.

7. Die physiognomischen Falten

‚Die vornehmsten Ausdrucksspuren sind jedoch die Falten, von denen uns eine ganze Reihe bekannt geworden ist.

Da sind vor allem die Stirnfalten (Tabelle 7): die waagrechten, die die Stirn im Sinnen und Sorgen aufreißen, die senkrechten mit ihrer Konzentrationskraft, und die Vereinigung beider, die auf leibliche oder seelische Mühe und Arbeit hinweist. Nirgends graben sich so tief und sicher die Falten ein wie in die Stirn, und auch auf einem vergnügten Gesicht (Arbeiterkopf XII, ?), erzählen sie, selbst wenn sie entspannt sind, von einem arbeitsreichen Leben.

Ebenso. wichtig wie die Stirnfalten als Anzeichen eines geistigen Lebens sind die Mundfalten (Fig. 29) als Symptome der Gemütsbewegungen, ja der physiognomischen Typen. Optimistische Physiognomien vertiefen die Nasenlippenfalte, besonders in ihrem unteren Teil, pessimistische die verlängerte Mundfurche, gefühlsabgewandte die senkrechte T-Furche. Auch sie wirken noch in der Ruhestellung (Selbstporträts Tafel VII) und geben uns auch Aufschlüsse, wenn momentan ganz andere Falten spannungsgeladen sind ° (Chevalier XIV, 4; Byron Fig. 13, 14; Paganini IX, 5).

Ist jedoch der obere Teil der Nasenlippenfalte stark betont, so wissen wir, daß die Peinstellung daran schuld ist (Weber am Webstuhl XV, 3; Nietzsche IX, 3).

Lachen und Weinen (Fig. 38, 39, Tabelle 22), abgesehen davon, daß sie die Nasenlippenfalte, jenes im unteren, dieses

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