Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

als deren wichtigstes wir die Methode der. Vergleichung hervorheben. Oft und oft auf den vorhergehenden Blättern verglichen wir die Spannung einer Sinnesöffnung mit der ihrer Umgebung — das Kapitel von der Verteilung der Mimik wäre ohne Vergleichung undurchführbar —, aber auch zwischen verschiedenen Köpfen suchten wir Vergleichsmomente auf und zogen daraus unsere Schlüsse.

Sehr oft kommt nun der vergleichenden Methode besondere Bedeutung zu, und zwar dann, wenn wir aus irgendwelchen Gründen am Ende unsrer Weisheit sind, bei ausdrucksschwachen oder verstellten Gesichtern, besonders auch bei nichtssagenden Durchschnittsgesichtern. Dann hält man — genügende Reichhaltigkeit des Archivs vorausgesetzt ein anderes Durchschnittsgesicht dagegen, das dem ersteren möglichst ähnlich ist: sogleich werden durch die Kontrastierung die beiden Physiognomien auseinandertreten und geben nun in der Untersuchung neue Merkmale frei, die Analyse läßt sich wieder fortsetzen, natürlich aber niemals über die in dem Bild enthaltenen Indizien hinaus.

Besonders wird die vergleichende Methode dort anzuwenden sein, wo die Deutung durch Verhüllung oder Verdeckung eines Gesichtsteils erschwert wird. etwa der Augen durch Brillen oder des Mundes durch Bart und Schnurrbart. Auch dort wird man durch Nebeneinanderstellung von Gesichtern mit derselben Art der Verdeckung die Analyse weitertreiben können. Man gelangt dann zu einer Übung von Indizien durch Brille, Bart und Schnurrbart hindurch: sie selber werden physiognomisch verändert und zu Trägern von Indizien. So ist der Mund Walt Whitmans auf dem zweiten Bilde (XIII, 2) durch Bart und Schnurrbart verhüllt. Wir haben aber zwei gute Vergleichsköpfe: erstens seinen uns schon bekannten (XIII, 1) aus einer vermutlich jüngeren Altersperiode mit weitaus kürzerem Bart, zweitens den des Ge-

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