Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

können Zwiespältigkeiten der Persönlichkeit feststellen. Aber all das erschöpft nicht die speziellen Daten der Lebensgeschichte eines Menschen, die ‘oft so höchst bedeutsam für das Getriebe des Charakterorganismus sind, für seine Hemmungen und seine Erlösungen. Wenn, um alles dieses zu ergründen, die Physiognomik ausreichte, dann brauchten wir keine Psychoanalyse und keine Individualpsychologie. Vorläufig halten wir noch nicht so weit, und wir werden vernünftigerweise den Standpunkt beziehen, die Physiognomik selbst zu einem der nicht allzu zahlreichen Hilfsmittel der Charakterforschung so brauchbar als möglich auszugestalten.

Wir greifen zur Vergleichung noch einen Zweig der Charakterkunde heraus, die Schwesterwissenschaft der Physiognomik des Gesichts, zugleich die Schwesterkunst, Vorläuferin und Vorbild in der Deutung: die Handschriftkunde oder Graphologie, und fügen, neben dem im historischen Kapitel des ersten Teils Gesagten, einige Worte für die hinzu, die sich schon einigermaßen in die Handschriftdeutung vertieft haben.

Die Handschrift ist sozusagen geronnene Ausdrucksbewegung, losgelöst von allen körperbaulichen Faktoren, die in der Physiognomik manchmal so störend wirken, und sie wäre ein ideales Objekt der Ausdrucksdeutung, wenn sie nicht anderseits mit technischen Faktoren verquickt wäre, mit dem Schreibmaterial, mit der Schreibvorlage, aber auch mit der Schreibübung, so daß hiedurch der Vorteil wieder wettgemacht wird. Man schreibt nicht immer und nicht jeder kann schreiben, aber jeder hat ein Gesicht und macht immer eines.

Unsre Tabellen sind durchaus analog den von Klages zur Handschriftdeutung aufgestellten, und auch ihr Gebrauch ist ganz ähnlich; hier wie dort sind Indizienmethode und Resonanzmethode auf sinngemäße Weise zu verbinden, nur daß uns allen die Formen des Gesichts zur Einfühlung durch

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