Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen
Persönlichkeit des Beurteilers erfließenden. Aber gerade in
„ dieser Schwierigkeit steht die Ausdrucksphysiognomik. keineswegs allein da. Wissen, um voraussagen zu können, ist ‚die Aufgabe aller Wissenschaft. Das heißt, alle Wissenschaft muß -so beschaffen sein, daß sie auf den Einzelfall angewendet werden kann; es muß also aus ihr eine gewisse Anwendungstechnik hervorgehen. Dies gilt insbesondere für die diagnostischen Wissenschaften im engeren Sinne, die also einen Einzelfall zu beurteilen haben. Dahin gehört z. B. die ärztliche Wissenschaft, dahin aber auch die Wissenschaft der Menschenkenntnis. Alle diagnostischen Wissenschaften haben das gemein, daß manchmal die- Meinungen der Begutachter über den einzelnen Fall auseinandergehen. Es wäre offenbar töricht, daraus der Wissenschaft selbst einen Vorwurf zur machen, da es ja eben ihr Bestreben sein muß, die Kennzeichen, nach denen sich eine Diagnose richtet, stets zu vermehren und immer feiner und genauer zu beschreiben, damit sich viele Praktiker, ohne in subjektive Willkür zu verfallen, ihrer bedienen können. Nur bleibt es natürlich wahr, daß sehr viel auch auf den einzelnen Beurteiler selbst ankommt. Je reicher seine eigene Natur ist, desto verständnisvoller wird er sich in fremde Seelen einleben können, und zuletzt wird in aller Charaktererforschung und Charakterdeutung nur der Bedeutendes leisten, der selbst ein ganzer Charakter ist.
Zusammenfassung zu den Verfahrensweisen des Physiognomikers
1. Zu den Schwierigkeiten von Stoff und Form in der Physiognomik treten noch solche, welche aus der Natur der Resultate, aus der Methode und aus der Persönlichkeit des Beurteilers erfließen.
2. Die Resultate. der physiognomischen Deufung können von der Wirklichkeit abhängig gemacht werden oder auch
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