Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

wenigen „Gestalten“, in denen Teil und Ganzes offen vor dem Blick daliegen, geheimnisvoll am lichten Tag. Und das, was der Physiognomiker tut, schauen und beobachten, vor allem in den Situationen des wirklichen Lebens, das kann auch der geschulte Laie, wenn auch in weniger fruchtbarer Weise, nach Maßgabe seines Interesses, seiner natürlichen Begabung, seiner Schulung und seines Verantwortungsgefühls. Es sei daher zur Erforschung des Berufsgesichts jeder Leser, der sich unsre Tabellen zu eigen gemacht hat und nach gewissenhafter Selbstprüfung sich die Fähigkeit zu physiognomischer Analyse in gewissem Grade zutraut, aufgefordert, an dieser Arbeit teilzunehmen. Wir analysieren die Physiognomie des Schusters, des Kellners, des Friseurs, des Beamten, nicht nur im Hinblick auf das Privatleben, sondern auch auf den Beruf. Nur auf diese Art könnte bald eine genügend große Anzahl von Analysen die Frage des Berufsgesichts in ein wissenschaftlich fundiertes Stadium rücken.

Daß im übrigen die völlige Objektivierung, die gänzliche Ausschaltung der eigenwilligen Persönlichkeit in unsrem Fall auch ihre Gefahren birgt, wurde schon bei der vielfachen Überlegenheit des Malers über den Photographen hervorgehoben. Kann schon die photographische Platte nicht so sehen wie die von einer Seele gesteuerte Netzhaut, so kann noch weniger ein Unpersönliches, ein Instrument, einen Charakter erfassen. Mehr als je wird hier Gleiches nur von Gleichem wenigstens dem Niveau nach erkannt, und hier sind wir an dem Punkt, wo es sich nicht mehr um spezialisiertes Fachstudium, sondern um rein menschliche Faktoren handelt. In sie hat denn unsre Schlußbetrachtung einzumünden. Zu all den Schwierigkeiten also, die uns Stoff und Form der dargebotenen Physiognomie, die uns Art der Resultate und Methode entgegensetzen, gesellen sich noch die aus der

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