Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

i<nung von Hoffmann.

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

denen rund 20 an der grauſamen Behandlung ſtarben, und 542 eingeferferte Perſonen feſt. Jm Gebiete Radowitſh gab es 85 Getötete, mehr als 200 Geprügelte, von denen 12 ihr Leben unter den Mißhandlungen aushauhten. Die Sofioter Preſſe erzählte alle dieſe Scheußlihkeiten unter Anführung vieler Einzelheiten und veröffentlichte au< den größten Teil der Namen der Opfer. Serbien wird von einer Mörderdynaſtie regiert und iſt na< allem, was über die Vorgänge in Serbiſ<h-Mazedonien bekannt ge= worden iſt, das klaſſiſhe Land unmenſhliher Ruchloſigkeit.

Dex dringlihe Ruf Bulgariens na< Einſezung einer europäiſhen Kommiſſion, die den ſerbiſhen Greueln ein Ziel ſeße, wird in niht zu ferner Zukunft in irgendeiner Weiſe Gehör finden. Kein Land der Erde verdient ſo ſehr wie Serbien unter Aufſicht geſtellt zu werden.

Der Dreiverband mag gedacht haben, daß Serbien in

ſeiner Hand ein gefügiges Werkzeug ſein und die ſerbiſche Regierung SS beim papierenen Widerſpru<h gegen die Anſprüche Italiens und die Verſprehungen, die man dieſem neuen liebwerten Bundesgenoſſen gemacht hatte, bewenden

laſſen werde. Dieſe Erwartung lag um ſo näher, als Sex-

bien für die Übernahme der geſamten Kriegsfoſten im Be-

trage von angebli<h 360 Millionen Franken dur<h Frank-

85

rei<h und England und dazu no< für die enagliſ<he und franzöſiſhe Waffenhilfe zum Dank verpflihtet war. Aber dex leine Bundesbruder Serbien ſamt ſeinem no< kleineren Freunde Montenegro benahm ſi< rüd>ſi<htslos und ungebär=dig. Die Beſetzung Valonas dur< Jtalien und ſeine An=- ſprüche auf ſüd|lawiſhes Gebiet beantworteten Serbien und Montenegro nahträgli<, als Jtalien ſeine Neutralität aufzgegeben hatte und gegen ſeinen früheren Bundesgenoſſen den Krieg eröffnete, mit der Beſezung albaniſchen Gebietes. Beſonders die Serben fürchteten, daß Italien ihnen die - Gewinnung des erſehnten Ausganges nah der Adria wehren könne, und wollten allen Möglichkeiten dur< Beſetzung dex von ihnen begehr=ten Gebiete zuvorkommen. Unter Kämpfen mit den durch dieſes Verfahren erbitterten albaniſ<hen Stämmen exrreihten die Serben zur größten Beunruhigung Jtaliens, das immer mehr. Verſtärkungen na< Valona werfen mußte, um ſih der Angriffe der entrüſteten Bevölkerung zu erweh= ren, Durazzo und wandten ſih bald auh gegen Sfutari (\. Bilder S. 83). Dabei gerieten ſie mitihrenRaubgenoſ= ſen, den Montenegrinern, in Streit, weil Nikita mit derſelben Begehrlihkeit wie Serbien den Bli> auf Nordalbanien gerihtet hatte. Die Gegenſäße verſchärften ſi ſo, daß es zu blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen dieſen Ver=bündeten gefommen iſt. Im Hin= bli auf die gemeinſamen Intereſſen einigten ſie ſi indeſſen wieder. Am 25. Juni erklärte Serbien die Beſißnahme eines Stüdes von Albanien und beſeßte au< den albaniſhen Hafen San Giovanni di Medua. Die Montenegriner ſezten ſih am 27. Juni indem ſolange heiß erſehnten Sfutari feſt. In Jtalien rief das um ſo arößere Unruhe hervor, als au< Griechenland albaniſhe Grenzgebiete an ſi<h riß. Die dringlichen italie= niſchen Vorſtellungen wegen dieſer Maßnahmen Serbiens beantwortete _Paſhhitſ<h mit dem Hinweis darauf, daß Serbien ein freies, unabhängiges Albanien wünſche, mit dem es in Freundſchaft leben könne, daß Ser=bien aber feinesfalls zuſehen dürfe, wie eine andere Macht die albaniſche Frage dur< Annexion zu löſen ver= ſuche. Jtalien habe ſih dur< die Beſetzung Valonas die Herrſchaft in der Adria geſichert und könne deshalb, zumal Sexbien dagegen feinen Einſpru<h erhoben habe, die Wahrung berechtigter ſerbiſcher Jntereſſen niht als Streitfall betrahten. Ge= legentlih dieſer Erklärungen, die Paſchitſh einem Sonderberihterſtatter des Pariſer „Petit Journal“ ge= macht hat, ſprah er auh über eine ‘neue ſerbiſche Angriffsbewegung. Sie foll in dem Augenbli> beginnen, den : die großen Hauptquartiere dex Ver-= bündeten dafür feſtſezgen. Das von Bulgarien verbreitete Gerücht, daß zwiſhen Serbien und Öſterreih-Ungarn ein Geheimvertrag zuſtande gekommen ſei, auf Grund deſſen Serbien zur Beſeßzung Albaniens geſchritten ſei, wies Pa[hitſ< übrigens als gegenſtandslos zurü>. Daß Paſchitſh um „Gründe“ nie verlegen iſt, zeigt unter anderem die von ihm geäußerte ſonderbare Befürchtung, daß Albanien ſih mit Überfallsabſihten auf Serkien getragen habe. Aller= dings haben ſi<h die Albaneſen endlih zu einem heftigen Widerſtand gegen die ſerbiſchen Eindringlinge aufgerafft: Nahrichten aus Athen zufolge ſollen ſie thnen Mitte Juli bei Tirona eine größere Schlacht geliefert haben, in der

die Serben angebli< 2000 Tote gehabt haben. Aus Rache