Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Jammerzuſtände der ſerbiſhen Stadt Niſch, des gegen=-

wärtigen Sißes der Regierung, unter der Überſchrift: „Die Stadt der ſhwarzen Fahnen“ brahte. Er nennt Niſch die Stadt des Typhus, in der man am meiſten ſtarb und no< ſtirbt. Aus den Häuſern zu beiden Seiten der Hauptſtraßen und aller Nebenſtraßen hängen Tauſende [<hwarzer Fahnen als Zeihen der Trauer über Todesfälle. Zweihundert Todesfälle täglih waren zu einer beſtimmten Zeit die Regel in Niſh. Von 300 ſerbiſhen Ärzten ſind 120 in den Lazaretten, in denen ſih

nah Londers’ eigenen Worten wahre Höllenſzenen abſpielten, -

Opfer ihres Berufes geworden. Wenn man die Schilderungen über die geſundheitlihen Zuſtände in dem völlig verſeu<hten Serbien Lieſt, kann man ſi des Eindru>s niht erwehren, daß Öſterreih-Ungarn ſehr gut tut, ſi< fernzuhalten, weil peinlichſte Sorgfalt wohl kaum verhüten könnte, daß die verhängnisvollen Seuchen auh die öſterreihiſ - ungariſchen Soldaten heimſuhten. Niederlagen des Feldheeres und Seuchen ſind es aber niht allein, was Serbien zuſet. Die Bewohner des Landes dürfen ſi in ihren eigenen Grenzen niht mehr ſiher fühlen. Die barbariſhe Grauſamkeit, mit der ſie in Neuſerbien, den im Balkankriege angegliederten Gebieten, gegen Bul= garen und Türken auftraten, rief dort einen Auſſtand hervor, der am Karfreitag, dem 2. April, in Walandowo zum Ausbru< kam und viele Blut= opfer forderte. Zunächſt waren die Aufſtändiſchen völlig Herren der Lage. Sie überfielen die rund 400 Mann ſtarke ſerbiſhe Grenzwahe und mahten ſie in erbittertem Handgemenge, ſoweit ſie ihrer habhaft werden konn=ten, nieder. Nah wenigen Stunden lagen in den Straßen Walandowos mehr als 250 Leichen ſerbiſher Soldaten. Die Auſfſtändiſhen hatten etwa 20 Tote und 30—40 Verwundete. Die Serben brachten nun auf einem Sügel zwei Geſhüße gegen die Aufſtändiſhen ins Feuer, aber dieſe ſheuten feine Opfer, ihr wüten=der Sturmangriff gelang, ſie bemä<htigten ſih ſogar der Geſhüße und be= ſchoſſen die Serben, die ſih auf den Bahnhof Mirowce (weſtli< Walandowo) zurüd>gezogen hatten. An einem Tage ward ſo niht nur Walandowo, ſondern das ganze Grenzgebiet von den ſerbiſ<hen Peinigern geſäubert. Die ſiegreihen Bulgaren und Türken waren bemüht, den ſerbiſhen Behörden zu beweiſen, daß ihr Kampf nur eine Verzweiflungstat gegen die grauſame Willkürherrſhaft geweſen ſei. Sie ſhi>ten eine Abordnung zu dem ſerbiſhen Bürgermeiſter und den ſerbiſhen Gemeinderäten, die ihre gute Geſinnung zum Ausdru> brachte und betonte, daß man fortan in Frie=- 3 Den und Freundſchaft mit den übrigen / Bewohnern Serbiſ<h-Mazedoniens leben wolle. Unterdes waren die Aufſtändiſhen im Gefecht mit dem Reſt der ſerbiſhen Grenzwachen, den ſie no< weiter weſtlih an den Wardar zurü>gedrängt hatten. Während ſie mit den ſerbiſhen Soldaten hartnäkig um den Übergang über den Fluß kämpften, erhielten dieſe mit ſ<nell herbeieilenden Zügen Verſtärkung über Verſtärkung. Geſchütze wurden in Stellung gebra<ht und die Aufſtändiſhen auf dem linken Wardarufer hartnä>ig beſchoſſen. Der Übermacht und der Überlegenheit der Waffen ſahen ſie ſih ſhließli< niht mehr gewachſen, und da ſie von ihren Feinden alles andere als Verſtändnis für ihren Verzweiflungskampf, Gerechtigkeit und Gnade zu erwarten

Illuſtrierte Geſhihte des Weltkrieges 1914/15.

“aufgingen.

hatten, flohen ſie mit Weib und Kind über die Grenze nah Bulgari]ſ<-Mazedonien und machten die ihnen hier entgegentretenden ſerbiſhen Grenzwachen nieder. Der Strom der Flüchtlinge wus ſo ſtark an, daß bald an der ganzen Grenzlinie die Wahthäuſer der Serben in Flammen Mit Mühe gelang es den eingreifenden bulgariſhen Grenzwachen, der Wut der bis ins Jnnerſte empörten Flüchtlinge Einhalt zu tun. Jn wenigen Stunden tamen 2600 Familien, über 12 400 Menſchen, aus 21 Orten über die Grenze und zerſtreuten ſih auf die in der Nähe

liegenden bulgariſhen Städte. Obwohl die Serben annehmen fonnten, daß die Familien der eigentlihen Emspòörexr das Land verlaſſen hatten, gingen ſie gegen die zurüd= gebliebenen Türken und Bulgaren mit gewohnter Härte vox und ſeßten ihre Shre>ensherrſhaft mit ungeſhwächter Rücfſichtsloſigkeit fort. Was das bedeutet, davon gibt eine Zuſammenſtellung der „Agence Bulgare“ vom 6. Mai

einen ungefähren Begriff. Danah waren im Gebiete Maliſh in den vorhergegangenen drei Monaten 93 Perſonen getötet, 160 ins Gefängnis geworfen, 360 körperlich gezüchtigt, 230 Frauen geſchändet ‘worden. Im Gebiete Kotſchana ſtellte der Berichterſtatter in derſelben Zeit 7 Hingerichtete, 135 vergewaltigte Frauen, 420 Gezüchtigte, von

Der Brand | bei LY |

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