Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

(Fortſetzung.)

Auf dem nordöſtlichen Kriegſchauplaß gab die Er-

oberung Libaus am 7. Mai (vgl. Band 11, Seite 402)

der Armee Hindenburg den Anlaß zu weiteren kräftigen Vorſtößen in Kurland. Die Ruſſen trafen umfaſſende Vorbereitungen zu einem Gegenſtoß, der auf eine neue Bedrohung und Überflutung Oſtpreußens ſ<hließen ließ. Im Raume um Kowno zogen ſie gewaltige Truppenmaſſen zuſammen und brachen von dort in na<hdrü&>lichem Angriff vor. Bei Mariampol und Kalwaxrja kam es zu den erſten blutigen Gefechten, die für die Ruſſen ſehr verluſtreih endeten. Au< im Raume ſüdli<h des Njemen wurden die angreifenden Ruſſen bereits von geſchi>t umgruppierten deutſ<hen Truppen erwartet und in heftigen Kämpfen entſheidend geſchlagen. Derzeit befanden ſih

unſere Hauptkräfte nördli<h Wilkowiszki, einer Kreisſtadt

von etwa 5000 Einwohnern im Gouvernement Suwalki, an der Eiſenbahn St. Petersburg—Eydtkuhnen. Ferner

ſtanden an den Ufern des Njemen öſtlih der oſtpreußiſchen

Grenze ſtarke deutſhe Kräfte zur Abwehr des zu erwartenden ruſſiſhen Hauptſtoßes bereit. Unſere Kavallerie verſhleierte geſhi>t das Vorhandenſein dieſer deutſhen Hauptſtreitmaht. Die vorſtoßenden ruſſiſhen Parallelkolonnen errceihten am 17. Mai morgens die Orte Szaki, Syntowty und Grysfa im Gouvernement Suwalki. Überall ſtießen ſie dort auf deutſ<he Truppen. Als ihnen ſo das Vorhandenſein deutſcher Kräfte im Süden, Weſten und Norden bekannt wurde, mögen ſie an die Einkreiſung in der Maſurenſhlaht gedaht und ſih geſagt haben, daß ihr neuer Vormarſch auf Oſtpreußen ein neuer Weg ins ſihere Grab ſein würde. Jhx eilmarſ<hmäßig ausgeführter Vorſtoß verwandelte ſich nach ſeinem ſofortigen Abbruch in einen fluhtartigen Rü zug. Das erneute Vorgehen auf Oſtpreußen, von dem man

mindeſtens die völlige Entlaſtung Kuxrlands erwartet hatte, zerfiel alſo ſhon zu Beginn völlig in ſi<h. Jn dem eng Raum zwiſhen Kowno und Saſiesziski wurden die von unſeren Truppen hart bedrängten Ruſſen zu verzweifelten Rüczugskämpfen gezwungen. Die drei Kriegsbrü>en bei Wilki mußte der Gegner unbenußt darangeben. Jn dem dreitägigen blutigen Ringen vom 17. bis 20. Mai fielen unſeren Truppen ungefähr 3000 Gefangene in die Hände; do< waren die ruſſiſ<hen Verluſte an Toten und Verwundeten unverhältnismäßig größer.

Bei dem heißumſtrittenen Szawle (Schaulen) entwi>elte ſi<h am 12. Mai ein neues Gefeht. Am 14. verzeihneten die Ruſſen einen vorübergehenden feinen Erfolg, der unſeren Truppen drei Geſhüße foſtete. Die Kämpfe blieben aber doh unbeſtritten für uns ſiegreih, inſofern der ruſſiſche Vormarſch auh hier aufgehalten wurde. Mit einem neuen Vorſtoß am 15. Mai hatte der Feind ebenfalls kein Glü>; wir gewannen an dieſem Teile der Front vom 12. bis 15. Mai 15 000 Gefangene.

Zu beſonders ſ<hweren Kämpfen kam es Mitte Mai an

‘der Dubiſſa. Am 19. 1iraten an der Linie Shagori—Frauen-

burg ſtärfere feindlihe Kräfte auf, do<h fam es noh bis zum nä<ſten Tage zu feiner Gefehtsberührung. An der Dubiſſa wurden am 19. ſowohl wie am 20. Mai wieder zahlreihe Gefangene gema<ht. Am 19. wagten an dieſem Fluſſe die Ruſſen mehrere ſcharfe Angriffe. Sie wurden ſiegreih abgeſ<hlagen, und unſeren Truppen blieben 900 Gefangene und 2 Maſchinengewehre. An dieſem Tage gingen wir nördli<h Podubies zum Angriff über, nahmen die

_Höhe 105 und machten weitere 500 Gefangene. Der nächſte

Tag brachte den deutſhen Angriff öſtlih von Podubies bis Betygola, und auh hierbei fielen wieder 1500 Gefangene

e

Abführung ruſſiſcher Gefangener über die Memel bei dem Dorf ZTrappönen. Nach einer Originalzeihnung von Profeſſor Karl Stor.

Amerikan. Copyright 1915 by Union Deutſche Verlagsgeſellſhaft in Stuttgart.

ITL. Band.

A