Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

118 Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Die Kümpfe der Armee Linſingen am Dnſjeſtr. (Hierzu das untenſtehende Bild.)

Während die- Armeen Matenſen, Böhm-Ermolli und Erzherzog Joſeph Ferdinand in raſtloſem Siegeslaufe die Ruſſen aus der ſtarken Grodeklinie warfen und Lemberg wiedereroberten, hatten die deutſ<hen Truppen des Generals v. Linſingen die wihtige Aufgabe, den Feind ſüdli<h von Lemberg über den Dnjeſtr zurützudrängen und ihm im Bunde mit der öſterreihiſh-ungariſhen Bukowinaarmee unter General Pflanzer-Baltin die befeſtigten Stüßpunkte bei der vielumſtrittenen Stadt Halicz, bei Zydaczow und Zaleszcyki zu entreißen. Die Ruſſen hatten es ge[hi>t verſtanden, die ſanften Höhenzüge, die den Dnjeſtr umſäumen, zu befeſtigen und an den Über-

dur<ſ<hritten unſere Feldgrauen den Dnjeſtc und gelangten allmählih an das nördliche Ufer, wo ſie hinter den Stämmen der Weiden und am Uferhang De>ung vorm Feind fanden, der nun von einer nah Weſten vorſpringenden Höhe ſein beliebtes Flankenfeuer auf unſere Abteilungen rihtete. Doh die tapferen Weſtpreußen, die faſt den ganzen Tag oft bis an die Shultern im Waſſer ſtehend gekämpft hatten, gruben ſich dort mit Spaten und Shippe ein und arbeiteten ſi an die feindlihe Hauptſtellung heran, die ſie mit unwiderſtehliher Wucht ſtürmten und eroberten. Jm Laufe des Nahmittags, als auh die Stadt Bukaczowce wieder in unſeren Händen war, hatten wir an dieſer Stelle das nördlihe Ufer des Dnjeſtr in einer Breite von mehreren Kilometern völlig vom Feinde geſäubert und gegen unausgeſeßte heftige Gegenangriffe be-

gängen wohlverteidigte Brückenköpfe anzulegen. Schon am 24. Juni hatten deutſ<he und öſterreihiſ<h-ungariſhe Truppen das ſüdliche Ufer des Dnjeſtr bis Halicz vom Feinde geſäubert und bereits an verſchiedenen Stellen den Übergang über den Fluß erzwungen. Jn der Nacht zum 25. Juni gelang dann ein Vorſtoß in breiter Front in der Gegend von Bukaczowce, nordöſtlih von Kaluscz, der unter Überwindung der allerzrößten Schwierigkeiten von württembergiſhen, oſt- und weſtpreußiſ<hen Regimentern in glänzender Weiſe und mit vollem Erfolge durHgeführt wurde. Es war dies eine ganz hervorragende Leiſtung unſerer wa>eren Feldgrauen, denn das Gelände bietet hier dem Verteidiger des Stromes außerordentlihe Vor=teile und ſett ihn faſt von ſelbſt in die Lage, Übergangsverſuhe dur<h wohlgezieltes Feuer zu unterbinden und zu vereiteln. Doh unſere braven Truppen ſhre>en vor feinem Hindernis zurü>, und todesmutig vollbrahten ſie au< dieſe ungemein [<hwierige Aufgabe. Unter dem Schuße der kurzen Juninaht wagten ſie das kühne Unternehmen; ein dihter Nebel, der im Morgengrauen die Wieſengründe und das Flußtal einhüllte, fam ihnen zu Hilfe und machte ſie dem ſpähenden Auge des Feindes unſihtbar. Noch vor Tagesanbru<h hatten die erſten Abteilungen den Dnjeſtr überſchritten, Und erſt, als ſie ſi<h anſhi>ten, die bewaldeten Höhen anzugreifen, wurden die Ruſſen aufmerkſam und verteidigten ſih mit größter Zähigkeit. Sie hatten ſhleunigſt neue Verſtärkungen herbeigezogen und beſtrihen nun die Ebene des Flußtals mit ver_ heerendem Schrapnell- und Maſchinengewehrfeuer. Unſere am weiteſten vorgeſ<hobenen Abteilungen gerieten dabei in harte Bedrängnis und mußten ſtellenweiſe wieder über den Dnjeſtr zurü>, und gegen Mittag entſpann ſih ein äußerſt erbitterter Kampf auf beiden Seiten, in deſſen Verlauf unſere Truppen langſam, oft nux Schritt für Schritt, aber unaufhaltſam und unwiderſtehlih vorrü>en fonnten. Sobald die Ruſſen bemerkten, daß ſtärkere Maſſen den Dnjeſtr zu dur<ſchreiten und an das nördlihe Ufer zu gelangen ſuchten, rihteten ſie mit Vorliebe ihre Artillerie auf dieſe Punkte und nahmen ſie unter verheerendes Kreuzfeuer. Troß Dieſer Tod und Verderben ſprühenden Hölle aber ließen ſi< unſere Braven keinen Augenbli> zurüchalten. Ein glänzendes Beiſpiel ſolhen unerſhütterlihen Heldenmuts gab ein weſtpreußiſhes Regiment, das den ganzen Tag hindur< bis über die Bruſt im Waſſer ſtehend kämpfen mußte. Wohl ſauſten unabläſſig die Kugeln dur< die Luft und ſchlugen

Erfolg errungen, der ſi der ſtolzen Reihe unſerer glänzenden Siege in Galizien würdig angliederte. E

flatſhend in das Waſſer ein, wohl ſank mancher Kamerad, | Proviantamétsverpfſlegung-

vom tü>iſhen Blei getroffen, ins naſſe Grab, wohl heulten \ hwere Granaten dur< die Luft und wühlten den grünen Wieſenplan am jenſeitigen Ufer auf — aber keinen bekümmerte das, kein Herz bebte und keine Hand zitterte. Ruhig, wie auf Dem Exerzierplaß, laden ſie ihre Gewehre, die ſie ſorgſam über Waſſer halten, ſtellen ſie das Viſier und nehmen

den Feind, der drüben am Saum des Hügels liegt, aufs

Korn. Wer gerade kein Hüne von Wuchs iſt, den hebt ſein Kamerad auf die Schulter und trägt ihn dur die Flut. So

e | Von Paul Otto Ebe. (Hierzu die Bilder Seite 107). :

„Tapfer ſein mit leeres Magen iſt ſih unmöglich !“ ſoll ein ausgehungerter polniſher Student, der als ruſſiſcher Infanteriſt tätig geweſen war, bei ſeiner Gefangennahme geſagt haben. Seither iſt der Ausſpru< bei manchen Truppenteilen im Oſten zum geflügelten Wort geworden.

Die Beſchaffung der nötigen Nahrung iſt bei unſeren Maſſenheeren eine \<hwierige Aufgabe, wenn man bedentt,

hauptet. Unſere tapfere Südarmee hatte damit eine tieſe_ Breſche in die ſtarke ruſſiſche Dnjeſtrlinie geſchlagen und einen

Die Dnjlja

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