Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

vingung Des Übergangs.

iginalzeihnung vonRoloff. Illuſtrierte Geſchichte des Welikrieges 1914/15.

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daß beiſpielsweiſe ein einziges Bataillon zu 1000 Mann täglich - 750 Kilogramm Brot, 375 Kilogramm Fleiſch, 125 Kilogramm Reis, 25 Kilogramm gebrannten Kaffee und 25 Kilogramm Salz benötigt. Doch nüßt die alleinige Beſchaffung dieſer Nahrungsmittel der fehtenden Truppe noh ſehr wenig, wenn es niht gelingt, ihr die Mengen re<htzeitig bis auf Den Kampfplaß vorzuführen. Die ungeheuer große Beförderung der Lebens- und Futtermittel nah der Front muß dazu noch gleichzeitig mit Munitionsna<ſ<hub und Verwundetenzurü>führung vor ſi gehen, was zu einer] großen Beanſpruhung der Straßen, zU manchen Reibungen und Verzögerungen Anlaß gibt.

Das Vorbringen der Verpflegung zU den Truppenteilen bewältigen die Kolonnen. Jhre Ergänzung und Neufüllung

geht bei den Ausgabeſtellen, Feldmagazinen und Proviantämtern vor ſih. Jn die Räume und die Arbeit bei einem der leßteren führen uns die Abbildungen auf Seite 107.

Die Proviantämter dienen als eine Art Brot-, Futterund Lebensmittelreſerve zur Verpflegung der Truppen. Jhre Tätigkeit beſteht im Beſchaffen, Verwalten und Zubereiten von Naturalien und Viktualien ſowie deren Ausgabe an die Trup-

“ pen. Auf den niht weniger wichtigen Teil ihrer Aufgabe,

nämlih die Erlangung und Verwalkung der für die Zwede der Bewirtſchaftung nötigen Geldmittel, Unterbringungs-

räume und Geräte ſei an dieſer Stelle nur hingewieſen.

Schon die Abnahme der Rohſtoffe erfordert peinlichſte AufE _Mit größter Sorgfalt wird in Gegenwart E erfäufers das Gewicht feſtgeſtellt und die Ware ſahv erſtändig geprüft. SQlaGiwieh wird ſtü>weiſe übernommen und genau

auf ſeinen Geſundheitszuſtand unterſu<ht, um Maſſenerkran= fungen dur< Genuß ſhlehten Fleiſhes vorzubeugen.

Die Unterbringung und Aufbewahrung der ohſtoffe erfolgt in großen, ſauberen Gebäuden. Die Körnerfrüchhte werden in loſem Zuſtand in überſihtlih geordneten Scheiben aufbewahrt. Der Jahreszeit, Bauart der Magazine, Witte=rung wird größte Auſmerkſamkeit geſhenkt. Die Scheunen, in denen das Rauhfutter lagert, bieten ein ganz anderes Bild. Der Fußboden iſt mit tro>enem Strauchwerk be=legt, worauf das Rauhfutter gleihmäßig ausgebreitet und feſtgetreten wird. In anderen Hallen lagern Gemüſe, Kaffee und Gewürze. Pyramidenförmig ſind Hülſenfrüchte aufgeſtapelt, ſo daß der Luftzug möglichſt Zutritt hat. Jn di>bauchigen Säden ſtehen Reis, Kaffee und Salz bis zu einer

: Höhe von 2 Meter übereinander. Schmale Gänge führen dazwiſchen dur<h. Spiritus- und Petroleumkannen ſtehen abſeits in einer geräumigen Ee. Ein kurzer Gang ins Freie führt uns an den „Korpsſtall“ (ſiehe das erſte Bild Seite 107), dem das Proviantamtk tägli die erforderlichen Stücke entnimmt, die jedo< ſofort wieder exſeßt werden. Rinder, Schafe, Schweine werden getrennt gehalten. Troß Der großen Anzahl ſieht alles ſehr ſauber aus. Au brauchen die Tiere während ihrer Galgenfriſt feine Not zu leiden. Täglih zweimal werden ſie getränkt und dreimal gefüttert. Welche Mengen dazu nötig ſind, fann man ſi leiht vorſtellen, denn für jedes Rind, Schwein und Schaf werden täglih beziehungsweiſe min=deſtens 5000, 1759, 450 Gramm Hafer gere<hnet. Für Abwechſlung wird außerdem Sorge getragen.

Die Verarbeitung der Rohſtoffe zerfällt in Vermahlen des Kornes, Brotbacken, Herſtellung von Zwieba>, Kaffeeröſten, Schlachten, Pôfeln, Räuchern und in Bereitung von Konſerven. Bisweilen iſt auh eine Küferei angegliedert, wie wir ſie im zweiten Bilde ſehen.

Einen Einbli> in die Unterbringung UND Aufbewahrung der fertigen Erzeugniſſe gewährt das dritte Bild. Große, luftige Brotlagerräume dienen auh dem in Sätkchen verpa>ten Zwie=bat als Aufenthaltsort bis Zur Verwendung. Rieſige Konſervenberge ſieht man in fühlen, trodenen Kellerräumen bis zur Dede reihen. Die Fenſter und Luken ſind verhängt, um die Sonnenſtrahlen auszuſchließen.

Ein reges Leben und Treiben herrſcht bei der Naturalienausgabe. Unüberſehbare Kolonnen warten auf die Verabfolgung von Brot Und Furage gegen Quittung. Strohbünde zu 10 Kilogramm fliegen aus einer Scheuer und ver=\hwinden ebenſo ſhnell in den Wagen. Tiefgebüdte Goldaten tragen ſhwere Kartoffelſäde. Brotlaibe werden ausgegeben und aufgeladen. Jedes wird laut na<gezählt.

Eine Kate ſtreiht miauend um meine Stiefel. Es iſt feine gewöhnliche Kae. Sie ſteht in Staatsdienſten. Schon ihr Halsband fündet es: Kgl. Proviantamtskaße. Nahrungsſorgen braut ſie ſich niht zu mahen. Jm Kaſſenfonds iſt für ſie unter den Nebenkoſten der Proviantamtsordnung ein beſonderes Kaßenfuttergeld ausgeſeßt.

Man ſieht, bis auf die kleinſten Kleinigkeiten, die jedo< ſhwere Folgen nach ſih ziehen könnten, wenn man ſie niht berüdſihtigt hätte, iſt alles aufs trefflihſte geordnet und geregelt. Man kann ein modernes deutſhes Proviantamt na< einer Beſichtigung niht verlaſſen, ohne die feſte Überzeugung gewonnen Zu haben, daß wir auh auf dieſem ho<hwihtigen Gebiet der Verpflegung

Für Mann und Pferd Vorbildliches leiſten und allen Anforderungen eines neuzeitlichen Krieges gewachſen ſind.

Der Angriff der Armee Gallwigz im

Itarewgebiet. Von Major a. D. Ernſt Moraht. (Hierzu die Kunſtbeilage ſowie die Bilder Seite 108—111.) Nachdem unſere Truppen dem ruſſiſhen Gegner 1m Februar und März dieſes Jahres im Raume von Mlawa—