Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 427
_ſ<hießung Belgrads nux in Grenzkämpfen mit Streifzügen beiderſeits über die Save-, Drina- und Donauufer etwas zu merten war, folgte ſoglei<h die bulgariſ<he Mobilmahung, E E — grie= hiſhe nath ſih zog. Die griehiſhe Regierung gab ſofort fund, daß ihre Mobilmachung niht gegen Bulgarien gerihtet ſei. Dex Bündnisfall gegen Serbien liege dur<h die Tatſache dex bulgariſhen Mobilmachung no< niht vor. Rumänien, das au< mit geſpann— teſter Aufmerkſamkeit der Ent= wi>lung der Ereigniſſe folgen mußte, verhielt ſh vorläufig vollſtändig ruhig, ließ aber einen deutſhen Eiſenbahnwagen mit Gold in deutſcher Prägung beladen na<h dex Türkei dur<hfahren — eine nihtunbedeutſame Abweichung von früheren Maßnahmen und Grundſägen. Dieſe Vorgänge erregten die größte Beunruhigung des Vierverbandes, der nun einzuſehen begann, daß ſih die Verhälthiſſe auf dem Balkan in einer ihm ſehr unerwünſchten Weiſe zu geſtalten begannen. Die feindliche Preſſe, voran die Rußlands, fing an, Bulgarien zu ſ<mähen, die Diplomaten begannen zu drohen 1md verlangten eine ſofortige Aufhebung der bulgariſhen Mobiliſierung. Sie erfannten immer flarex, wie notwendig eine militäriſhe Unterſtüßung Serbiens geworden war. Aller Augen warteten auf Griechenland. Da dieſes jedo< feine Miene machte, einzugreifen, gedahten die Vierverbändlerx, den ſ<wierigen Knoten mit einem Schlage zu durhhauen. Der ruſſiſhe Geſandte überreichte der bulgariſ<hen Regierung am 3. Oktober eine
nes Ultimatums, das in ſchroffer _Weiſeden offenen Abbru<h der bul=gariſhen Beziebungen zu den Mittelmähhten in= nerhalb 24 Stunden forderte. Ebenſowenig
wie der Ton die= ſer Note fonnte ihr Inhalt die bulgariſhe Regierung ſ<hre>en. Sie änderte ihre Haltung auh niht unter dem Eindru> der Tat-= ſahe, daß der engliſhe General Hamilton mit einem Stabe engliſher und fran=göſiſher Offiziere in Saloniki landete, und unbefümmert um das / neutrale Grie=
E General Schekow, | _Genland dort der Oberkommandierende dev bulgaviſ<hen Armee. Vorbereitungen
/
König Konſtantin von Griechenland,
Note in Form ei-=
Dennoch nahmen
Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. : 363
für eine Hilfsexpedition Des Vierverbandes zugunſten Serbiens traf. Die bulgariſche Antwort an Rußland erfolgte “am 5. Oktober. Sie war aber für dieſes ſo unbefriedigend, daß der ruſſiſhe Geſandte ſofort den Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zu Bul= garien amtli<h fundgab. Dex engliſche, franzöſiſhe und italieniſ<he Geſandte ſ<loſſen ſich dem ruſſiſhen Geſandten an, teilten mit, daß ſie ebenfalls auf dem Boden des ruſſiſhen Ultimatums ſtänden und for= derten und erhielten ihre Päſſe. Am 6. Oktober reiſte auh der Vertreter Serbiens ab. An der Haltung Bulgariens gegenüber dem Dreibund Deutſhland, Öſterrei -Ungarn und Türkei war nunmehr auh niht der leiſeſte Zweifel mehr mogli.
Venizelos jezt noh einmal ein Eingreifen der griehiſ<hen Ar= mee auf ſeiten Serbiens und des Vierverbandes herbeizuführen. Jn einer bewegten Kammerſißzung legte er am 5. Oktober den Vertrag mit Serbien ſo aus, daß Griechenland unbedingt mit einer ' ___ HSeeresma<tvon 100 000 Mann ſih zu ſeinem nördlihen Nachbar halten müſſe. Noh am Abend desſelben Tages aber wurde Venizelos von dem griechiſchen König in Audienz empfangen, der ihm erflärte, daß er der Politik des gegenwärtigen Kabinetts niht bis zu Ende folgen könne. So war denn Venizelos gezwungen, ſeine Entlaſſung einzureichen. Miniſterpräſident wurde an Jeiner Stelle Zaimis (ſiehe Bild Seite 964), den bald darauf der etwa : | 80jährige Sfuludis (Bild S. 364) ablöſte. König Konſtantin ver= trat Hinſihtli Des vielumſtritte= nen Bündnisvertrages mit Ser= bien die Auffaſ= ſung, daß ein etwaiger Krieg Bul= gariens * gegen Serbien nah den gegenwärtigen Verhältniſſen einz fah ein Anhäng= ſel des Weltkrieges ſei, für den der ſerbiſhh-griechiſhe Vertrag nict ge-= dacht ſei. Gegen die Landung von Truppen in Salonifi (ſiehe Bild Seite 365) hatte Venizelos ſelbſt no< einen for=mellen Proteſt einlegen müſſen, da Griechenland ſih dur< dieſe Maßnahme des Vierverbandes in ſeiner Neutrali= tät geſtört fühlte.
Hofphot. E, Bieber, Berlin.
General Naidenotv,
wurde an Stelle Schekows zum bulgariſhen Kriegsminiſter ernannt.
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In Griechenland verſuchte