Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 476

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

land ſtets mit tätig geweſen war. Dieſer ſtellte ſih jetzt

auf den Ruf dés Königs an die Spiße der Regierung und beftundete den feſten Willen, die griehiſ<e Politik im Sinne des Königs nahdrüäli< dur<hzuführen. Benizelos war ausgeſchaltet. Damit mußten alle Hoffnungen des Bierverbandes auf das Eingreifen des griehiſ<hen Heeres [<hwinden.

Unterdeſſen , ſhritt die Niederwerfung Serbiens mit Rieſenſchritten voran. Am 7. November warfen öſterzreichiſh-ungariſhe Truppen- den Feind von der Gracinahöhe, 12 Kilometer nordweſilih von JIvanjica, und drangen

im Tale der Weſtlihen Moxava über Scatina hinaus vor. _ Beiderſeits Kraljevo wurde“ jezt der Flußübergang erz

zwungen. Jn Kraljevo, das von brandenburgiſ<hen Truppen genommen war, die die Serben na< überaus heftigem Straßentampf überwunden hatten, wurden als Beute ſhließlih niht weniger als 130 Geſhüße gezählt. Öſterreichi]<-ungariſhe Truppen maten dicht öſtlih der Stadt 481 Gefangene. Weiter öſtlih ſtanden die Deutſchen diht vor Kruſevac. Dieſer Ort, der ebenfalls ſtart befeſtigt war, ift ein Straßenknotenpunft und als ſolcher in emem Land mit ſo ſ<hle<ten und ſo ſpärlihen Verbindungen, wie Serbien es iſt, von beſonderer Wichtigkeit. Hier brachte die Armee

Verpflegungsvorräte.

ſhon deshalb gewinnen, weil jezt eine lüdenloſe Verbindung der deutſchen, öſterreihiſ<hzungariſ<hen und bulgari{hen Truppenteile hergeſtellt war, die eine ſtarke Frontverfürzung zur Folge hatte. Jn der Luſtlinie betrug die Geſamtſront jeßt etwa 300 Kilometer. Davon entfielen 100 auf den Nordabſ<hnitt Joanjica—Kruſevac und 200 auf den Oſtabſchnitt im Tal der Südlihen Morava und den Südabſchnitt längs dex Südlichen Morava bis zur Bahn=linie na< Mitrovica. -

Kruſevac fiel in der Naht vom 6. zum 7. November.

Dabei wurden über 3000 unverwundete Gefangene ge= macht, über 1500 verwundete Feinde wurden no< in den Lazaretten gefunden, am nächſten Tage erhöhte ſih die Zahl dex Gefangenen ſogar auf 7000. Die Beute enthielt auh etwa 50 Geſhüße, viel Material und ganz erheblihe Deutſche Truppen gingen bereits gegen ‘die ſtandhaltenden Serben auf den Höhen ſüdli< von -Kraljevo vor und überſchritten zwiſchen dieſem Orte und Kruſevac no< an anderen Stellen die Weſtlihe Morava.

Die Bulgaren kamen in den Beſiß von Lesfovac an der

Bahnlinie nah Üsküb und erreihten ſüdweſiliG von Niſh die Südliche Morava an vielen Punkten. : : SS Jett war auh dieKriegsbeute in Niſch eini=

Gallwißz an dieſem Tage niht weniger als 3000 Gefangene

ein, dazu erbeutete ſie ein: neues engliſhes Feldgeſ<hüß und

viele Munitionswagen mit Ladung, zwei Verpſlegungszüge und wichtiges Kriegsmcterial. Durch das dauernde Regenwetter waren die Wege bu<ſtäblih Moräſte geworden oder

auf lange Stre>en dur tiefe waſſergefüllte Löcher-unter="

brochen. “ Ein Augenzeuge erzählte, ein Mann ſei in der zähen Maſſe ſte>en geblieben und umgefallen. Er habe ſih niht mehr rühren können oder wenigſtens vergeblich verſucht, ſih wieder aufzurihten. Da habe ein Leutnant den Befehl exteilt: „Zieht eure Seitengewehre und grabt den Mann wieder aus.“ Auch der Nahſhub dex Kolonnen mußte auf die ſ<hwierigſten Hinderniſſe ſtoßen. Dennoch famen die Heere faſt jeden Tag 8—10 Kilometer odex mehx in ſtändigem Kampfe vorwärts. Auf dem Wege von Kragujevac na< Kruſevac mußte die Armee Gallwiß bewaldete Berge in der Höhe von über 800 Metern überwinden.

Sie boten dem Feind ganz hervorragend günſtige Verſte>e,

die er ſehr geſchi>t auszunußen verſtand. Jn mühſamen Kämpfen, in denen ſih_ die Gebirgsartillerie vortrefflich “bewährte, wurden die Serben immer weiter ſüdlih ge-

drängt und hatten ſ{<were Verluſte, während die Einbußen der Angreifer nur gering waren, weil die Serben über

immer weniger Artillerie verfügten. Die Stoßkraft der verbündeten Truppen mußte ja von Tag zu Tag au<

Ein Teil des Timokcals, dur< das die Bulgaren in ſiegreichem Bordringen marſchiert

germaßen zu überſehen. Man zählte 42 Feſungsgeſhüße, viele tauſend Gewehre und Munitions= fiſten, 700 Eiſenbahn=wagen, von denen die Mehrzahl mit Lebensmitteln beladen war, viele Automobile, viel Sani= tätsmaterial, darunter 12 Desinfektionsmaſchi=- nen, 500 neue Waſſex= pumpen, 500 neue Fahnen, Hunderttauſende von Soldatenwäſcheſtü>en und neuen Uniformen. Eine ganze Anzahl Pulz vermagazine der Gegend wurde no< - mit ihrem Inhalt in Beſiß genommen; ferner ließen die Serben bei ihrem eiligen - Rüclzuge noch zahlreiche Geſhüße, Maſchinengewehre und Gewehre ZUrü>. Die Zahl der Ge=fangenen um Niſch ſtieg auf 5000. - E Alle dieſe Vorgänge erwieſen deutlih die beginnende Auflöſung dex ſerbiſhen Armee. Ihr innerex und äußerer Zuſammenhalt verfiel ſihtlih. Sie befand ſih ſüdlih der Morava jeßt in einem ſo rauhen und unwirtlihen Gelände, daß der ‘Train in dex wegearmen, äußerſt ſhwa< bewohnten und ſehr ärmlihen Berggegend dem Heere niht mehr in gleihem Schritt nahzukommen vermochte. Die vexfolgenden Vortruppen der verbündeten Heere ſtießen immer wieder auf ſtarke Traintolonnen, die im Moraſt ſte>en geblieben waren und deren Bedienungsmannſchaften angeſihts der ausſihtsloſen Lage keinen Widerſtand mehr wagten, ſondern ſi kampfmüde gefangen nehmen ließen. Die ſerbiſchen Soldaten benußten ſehr häufig die Gelegen=heit, ſi<h Zivilkleider zu .beſhaffen und ſi<h von den vorrüdenden Gegnern aufgreifen zu laſſen. Die Geſamtzahl der gefangenen Serben ſtieg mit den bei Kruſevac ein-

Photothekt, Berlin, en.

gebrachten ſeit Beginn des Angriffs auf rund 40 000 Mann.

An Geſchüßen wurden 340 Stü> erbeutet, ungerechnet 80 geſprengte Geſhüßrohre, die auh no< auf die Verluſtaufſtellung für die Serben kommen. Davon nahm die Heeresgruppe Mackenſen 260 Geſchüße, 80 erbeuteten die Bul-

garen. Zudieſer Beute kamen über 100 000 Gewehre, zahlloſe

“Maſchinengewehre, 15 Minenwerfer, Scheinwerfer, Shanz-

zeug, Bahnmaterial , Trainparks, Sanitätseinrihtungen, Vorräte und gewaltige Mengen an Munition. Zwei Drittel des ſerbiſchen Landbeſißzes waren in der Hand der Angreiſer.

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