Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 485
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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. 15
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läufe ſte>Œen. Bald darauf \hwimmen die Kähne auf dex graugelben Flut, jeder mit 18 bis 20 Mann beſetzt. Thüringer und Heſſen ſind die erſten, ihnen folgen oſt- und weſtpreußiſ<he Truppen. Einmal begonnen, vollzieht ſi< das Werk mit größter Sicherheit und Ordnung. Das Artilleriefeuer der Serben vermag faum Schaden anzurichten, der ganze Verluſt bei der Landung an dieſem erſten _ Tag beixägt drei Mann.
Die erſten Jnfanteriſten find drüben. Drei beſonders beherzte ſtürmen die Goriza hinan, werfen Handgranaten unter eine Schar Serben, die ſich dort no hält, nehmen ſieben gefangen und erbeuten zwei Kanonen. Andere Scharen dringen auf weniger ſteilen Wegen ins hintere Gelände. Den Jnfanteriſten folgt die Artillerie, dieſer die Munitions- und Proviantkolonnen. Ein ununterbrochener Strom. ; e
Von Palane fuhren wir nah der Temesinſel, wo am zweiten Tag der Ubergang mit demſelben Glü> bewerfſtelligt wurde. Durch die Jnſel wird die Donau in zwei Arme zerſchnitten:
Der ſchmalere am ſerbiſhen Ufer war
an jenem Tage nur 85 Meter breit. An dieſer Stelle wurde ſofort eine Holzbrüde geſ<hlagen.
Am ſchwierigſten und gefährliGſten
vollzog ſih der Übergang bei der Semendriainſel. Sier war die Truppe auh am meiſten dem ſerbiſ<hen Artilleriefeuer ausgeſeßt. Aber der feinen Augenbli> wankenden Entſchloſſenheit des Führers gelang eine Landung auh an dieſer Stelle.
So war an den drei Tagen vom 7. bis 9. Oktober der ſ<wierige Übergang über den mächtigen Donauſtrom aliü>lih vollendet.“
Kriegsuniformen. (Hierzu die Bild2r auf Seite 401,411 und dieſer Seitc.)
Um möglichſt wenig Verluſte durch feindliche Geſchoſſe zu erleiden, gibt es abgeſehen von taftiſhen Vorteilen nur zwei Mittel: ſ{hle<t ſihtbare Ziele bilden und ſih De>ungen ſchaffen. Mit
erſterem ahmt man die Anpoaſſungs- -
fähigkeit mancher Tiere an ihre Umgebung nach, die man mit Mimikry bezeichnet. Das zweitgenannte Verfahren war ſeit
der Zeit dex Ritterrüſtungen immer mehr geſ{<wunden, da die Durchſchlagskraft der Geſchoſſe ſo groß wurde, daß dieſe den früher oft bewährten Schußpanzer glatt vurhbohrten. Jnfolge der Wirkung des Schnell- und Maſſenfeuers hat man aber neuerdings den Panzerſhuß doh wieder in Anwendung gebracht neben einer anderen De>ungsart — dem Eingraben.
Fig. 1. Helm mit zwei Dur<ſ<lagslöchern einer E Kugel.
Fig. 2. Helm, deſſen Naupe dur einen Granaéſplitter abgeriſſen tourde.
Fig 2. Heſm in StirnHhöhe von einer Gewehrfugel getroffen.
Fig. 5. Von fünf Schrapnellſplittern verießter Helm, der nur an E Sételle dur<ſ<lagen ivurde,
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Fig. 6. Bon einem Granafſpliffer eingeſ<lagener Selm. Der von Dberſt Adrian erfundene Sétahlhelm der Franzofen. Sechs Beiſpiele, in denen der Helm ſeinen Trägern angebli<h das Leben vettete. : Nach franzöſiſcher Darſtellung.
Fig. 3. Helm eines Schüßen in [iegender Stellung, von einer Getvebhrfugel durchbohrt, die in der Kopfbedeung ſteÆen blieb.
Wir Deutſche waren vorausſ<hauend genug, um mit einer wenig auffallen= den, aber praftiſhen Felduniform in den Krieg zu rü>en. Dabei find wir kei= iteswegs ſtehen geblieben, ſondern haben die Lehren des Krieges weiter verwertet und geringe Änderungen angebracht. So zeigt das Bild Seite 401 die neueſte deutſhe Felduniform, die „Bluſe“ und den Helm ohne Spiße, womit man bei Waldkämpfen niht im dihten Gezweig hängen bleibt. Eine graue Hoſe ſtatt dex feldgrauen bewirkt, daß der Soldat immer no< ſ<mud> ausſieht, wenn au< Bluſe oder Hoſe ungleih abgenußt ſind. Der Anzug des Offiziers wurde weſent= li vereinfaht und paßt ſich der Mannſhafſtsuniform faſt ganz an, um ein Erkennen der Führer einer Truppe für feindlihe Scharfſhüßen zu erſhweren. Die Franzoſen haben ihre roten Hoſen und die dunfelblauen Überröte ſ\<wer büßen müſſen. Aus jedem A>ex, hinter jedem Buſch, auf jeder Wieſe hoben ſie ſih weithin ſihtbar ab, erleichterten damit unſere Aufklärung ganz bedeutend und gaben unſeren Gewehrläufen Ziele, die leiht zu erfaſſen und damit gut zu treffen waren. Die ſranzöſiſhen Ver= wundeten und Gefangenen mahten au< gar fein Sehl aus ihrer Benaqteili-z gung. Neuerdings hat ſih ihre Regie= rung deshalb genötigt geſehen, alle Rü>fſichten auf Überlieferung fallen zu laſſen und eine hellblaue Uniform ein= zuführen (ſiehe Bild Seite 414). Die ſranzöſiſhe Zeitſchrift „L'Jlluſtration“, der das Bild entnommen ift, beginnt ihren Begleittext ſo bezeihnend franzöſiſh, daß er nahfolgend wiedergegeben ſei: „Wenn wir niht ſeit einem Jahr die Verbeſſerungen in der Ausrüſtung unſerer Soldaten verfolgt hätten, ſo würden wir Mühe Haben, beim Anbli> dieſer freien Haltung, dieſes offenen Geſichtes, ſtrahlend von Jutelligenz und Entſchloſſenheit, Aufgewe>theit und ſprühendexr Lebendigkeit, die unſere ganze Raſſe kennzeihnet (allerdings !), in dieſem Musketier und Grenadier, die auf das erſte Zeichen hin zum Sturm bereit ſ<heinen (!), zwei franzöſiſche Soldaten zu erkennen.“ Militäriſch intereſſant iſt die Bewaffnung der beiden. Während dex links ſtehende Jnfanteriſt wie früher mit Lebelgewehr
Und Bajonett bewaffnet iſt, ſieht man beim Grenadier, der die Bezeichnung „nettoyeur“ („Schüßengrabenſäuberer“oder „Aufräumer“) führt, nur Nahkampfwaffen, wie ſie der moderne Kampf im Schüßengraben fordert. An ſeiner linken Seite beſindet ſich ein Beutel voll Handgranaten, von denen ex einige in der linken Hand hält. Hineingeſ<hoben in das