Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 505

von vorn niht anzugreifen, er mußte umgangen werden. Dex re<hte Flügel erhielt jedo< flankierendes Feuer, mußte haltmahen und fonnte niht vorwärtskommen.

Am 283. ſ<hlagen das Kaſchauer und das Beszterce=banyaexr Honvedregiment den Feind, bringen 350 Gefangene ein und gelangen in die Flanke der Stellung 158. _Die _ Rüſſſen geraten jetzt in Bewegung. Aus dem Werk Kobilany

rihten ſie einen Ausfall gegen die. Honveds.

__ Die Honveds laſſen die ausfallende Maſſe nahekfommen __und ſchießen ſie zuſammen, während die Regimenter _Keſtraneks in bitterer, blutiger Arbeit gegen den 158er vordringen. Unter dem zweifahen Dru> madchen ſi die Ruſſen na<hts aus der Stellung 158 davon, die Unſeren beſeßen die Stellung und ſtehen jeßt bereits in einer Entfernung von 2, bis 3 Kilometern vor dem Fortsgürtel der mächtigſten ruſſiſhen Feſtung. Zwei Werke ſtarren ihnen entgegen: im Norden Koroszyn, im Süden Kobilany. Zwiſchen den beiden liegt ein ſtraßenſperrender Stüßpunkt, von weitem glei<ht er dem terraſſenförmig angelegten Garten eines vornehmen Landhauſes. Beide Werke ſind durchaus neuzeitlih ausgebaut und erwarten großartig ausgerüftet mit Gpreng-

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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jaſt unmöglih und doch ſei es ſo: geweſen: zwei geſ<hlagene Stunden kämpften die Honveds zwiſchen den Drahtverhauen. Jm Dunkel des Abends lieferte zu dieſem in höchſter. Wut geführten Kampf die Beleuchtung Breſt-Litowsk (ſiehe au< den Artikel und die Bilder Seite 290—253) ſelbſt, die Stadt brannte mit zum Himmel aufſ<hlagenden Flammen, in der Umgebung loderten, ſoweit das Auge ſah, alle Dorfer. -

Als ſih die Honveds bis zu dem Beton durhgeſ<lagen hatten, flüchteten die Ruſſen aus dem Werk Kobilany und ſprengten den „Kapitalkoffer“. (So heißt der an der Front des Werkes am ſtärkſten vorſpringende Teil, der dazu dient, die Angreifer rechts und links mit flankierendem FeUer ZU überſ<hütten.) |

Das Miskolzer Honvedregiment gelangte ſtürmend an einen Waſſergraben. Das Munkacſer Honvedregiment hingegen drang ſüdli<h von dem Punkt 141 in die zwiſchen die Werke eingebaute Stellung, in das Zwiſchenwerk, ein und nahm es den Ruſſen im Handgemenge ab. Punkt 141 wurde von dem 20. Jnfanterieregiment im Sturm eingenommen. Jm Werk Kobilany zerſhnitt ein ruſſiſcher

minen, Drahtverhauen, Gräben und Beton-=de>ungen den Angriff. Am 25. trifft der Befehl ein: „Beginn des Angriffs heute na<hmittag 4 Uhr 30 Minuten.“ Nachmittags 4 Uhr 90 Minuten machen ſih die Shwarmlinien auf den Weg. Der Haupt“angriff rihtet ſi< gegen das Werk Kobilany. Nah ſtarïfer Artillerievorbereitung ging die Infanterie ſofort vor. Abends um 7 Vhr ſtehen die Hadfy_ Honveds vierhundert, die Diviſion Keſtranek achthundert Schritt vor dem Werk. Die Meldung fommt: „Werke dicht beſet.“ (Die Werke ſind voll mit Ruſſen.) Eine neuere Meldung: „Heftiges, feindli<hes Jnfanteriefeuer.“ Das bedeu=tet, Daß hinter der Betonmauer alle Gewehre und Maſchinengewehre ununterbrochen feuern. General v. Arz (ſiehe Bild Seite 248) möhte, daß die Truppen bis zum : Anbruch der Nacht in ihren Stellungen warten, dann ſehr langſam und vorſihlig ſi < vorſhleihen, die Drahthinderniſſe ſprengen und erſt dann zum Sturm übergehen. _Die Regimenter des Kaſchhauer Korps gingen darauf niht ein. Die geſchriebenen Meldungen, die im Archiv des Korps aufbewahrt werden, berichten dem General v. Arz, daß die Truppen niht zurü>zuhalten ſind. Das Kaſchauer Honvedregiment ſtürmt, entgegen dem Befehl, zu warten, in die Ortſchaft Kobilany-Nadbuzne, die mit lodernden Flammen brennt; ſeinem Beiſpiel folgt das Besztercebanyaer Honvedregiment. Innerhalb zehn Minuten explodieren fünſunddreißig unterirdiſ<he Minen. ___ Nachdem das Minenfeld überſchritten war, gelangten die Honveds an die Drahtverhaue. Sie waren wohl mit Drahtſcheren verſehen, aber die Mehrzahl der Honveds war Èo ſehr vom Fieber des Vorwärtsſtürmens beherrſ<t, daß ſie, wie die Kommandanten in ihren Meldungen ſchrieben: y: die Drahtſcheren leichtſinnig wegwarfen und ſtatt dieſer, ihnen zu langſam ſcheinenden Arbeit die _Drahtneße mit Schaufeln und G ewehrftolben zertrümmerten.“ Die beiden heißeſten Stunden dieſes Kampfes waren an dieſem Tage die von 8 bis 10 Uhr. Zwei geſchlagene

Stunden kämpften die Honveds in der Drahtwirrnis. Die

Generalſtabsoffiziere ſagen mix, militäriſ< linge der Saß

Hofphot. Oskar Tellgmann, Eſchwege,

Dombvenſicherer Artillerieunterſtand im Weſten unter den Wurzeln eines von ciner Granate getroffenen Baumes.

te<niſ<her Soldat vor Sthre> die elekftriſhe Leitung und vereitelte damit, daß die Ruſſen aus dem weiter hinten gelegenen Werk VIT Kobilany ſamt allem, was darin war, Jamt Ruſſen und Ungarn, in die Luft ſprengten. Dieſen ruſſiſchen Soldaten, den Maſchiniſten der elektriſhen Vorrihtungen, nahmen wir gefangen. Er ſagte aus, daß ſie den Angriff für die Naht erwartet hatten, und der Befehl habe gelautet, wenn das Werk ſein Ende nahen fühle, ſollten die Truppen gurü>weihen, denn Kobilany werde aus dem Werk VIT mittels der elektriſchen Leitung in die Luft geſprengt werden. Die Honveds ſtanden aber ſ<hon zwiſchen 8 und 10 Uhr abends vor den Mauern der Feſtung, und jeßt wurde die ruſſiſche Verteidigungsarmee von dem Gedanken gelähmt, daß die Feſtung, vielleiht ohne daß ſie vorher verſtändigt würden, von hinten in die Luft geſprengt werde. Darum gerſchnitt er den Draht, der von hinten zum Ekraſit lief.

Jett ſtürmten die Honveddiviſion Hadfy und die Diviſion Keſtranek weiter vor, über die Fortslinie hinaus. Um 3 Uhr morgens gelangte ein Honvedbataillon bis zum Südteil des Kernwerks, {lug dort eine Brücke und begann die Überſeßzung. Die Soldaten Keſtraneks Töſchten die bald darauf in Brand geſchoſſene Brüdte und ſtürmten Über die noh glimmenden Balken hinüber. Gleichfalls um