Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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“ Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

dem Grade, daß man die abgeriſſenen Radreifen der- Räder oft 109 Meter von den getroffenen - Kanonen findet.

Wenn nun ſhon die Feldhaubiße (Kaliber 10,5) dieſe Wir= fung hervorbringt, ſo iſt dieſe bei der 15-em-Haubiße dex

\<hweren Artillerie des Feldheeres verzehnfa<ht. Unſere Feinde haben deren Wert wohl erkannt. Sie ſind beſtrebt geweſen, während des Krieges das Modell na<hzuahmen und uns in großer Zahl gegenüberzuſtellen. Die deutſche Militärverwaltung iſt ihnen aber überlegen geblieben.

Man wird na<h Beendigung des Krieges ſtaunen, wie-

viel Hunderte ſ<hwerer Batterien den kämpfenden Truppen na<geführt worden ſind — von den ganz [<hweren Kalibern zu [<hweigen, die Panzertürme zerkna>en wie Nüſſe, und von den mähtigen Flahbahngeſhüßen, die ihre Geſchoſſe von Dixmuiden na< Dünkirhen (30 Kilometer) geworfen

haben. - Die ſ<were Artillerie, die ſonſt erſt am Ende

eines Kampfes auftrat, leitet ihn jegt ein. Sie ver=tritt die Rolle einer Feuerwalze, die die feindlihen Stelz

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Aus den Kämpfen in Galizien: Das Herrenhaus von Joſeforka Meocziska nach der Schlacht; vorn eingeſchoſſene ruſſiſche Stellungen. :

DurHhbruhsverſuch im Artois und in dex Champagne (Sep-

_die Kavallerie erfahren. Weit mehx als hundert Regimenter

tember 1915) wurde no< unterſtüßt dur< die ſtets eintretenden Vorteile des Angreifers gegenüber der Verteidigung. Er konnte den Ort und die Ausdehnung des An=-

_griffs beſtimmen. Was das geheißen hat, erhellt aus den

bekannt gewordenen Stärkeverhältniſſen. Danah haben

die Generale Joffre und Fren< niht weniger als 92 Divi-

ſionen zum Angriff vorgeführt. Die Zahlenüberlegenheit Des Gegners erſtre>te ſi<h ebenſo auf ſeine Artillerie. Der

ungeheuren Anzahl der zuſammengebra<ten feindlihen Ge-

ſ<hüße und deren ſiebzigſtündigem Trommelfeuer fonnten

wir eine gleihe Stärke niht entgegenſeßen, da wir in der

Verteidigung keine Stelle unſerer 600 Kilometer langen Front entblößen fome - SS Die größte Veränderung în der Gefehtsverwendung hat

gogen über die feindlihen Grenzen — alle wohlausgebildet und glänzend beritten. Eine ſtolze Kävallerie! Sie wv

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Nach Aufzeihnungen eines im Felde ſtehenden Offiziers gezeihnet von Martin Froſt.

lungen erſt zermalmt, ehe man das koſtbare Blut ſtürmen=-

der Bataillone einſet. Jnfanterie und Artillerie ſind alſo

in allen Stadien des Gefechts jeht untrennbar verbunden und aufeinander angewieſen. Jm Stellungskrieg geſtaltet ſih demna<h eine ideale Verteidigungſtellung etwa ſo, daß die vordere Linie (tiefe mit zgahlreihen Fuchslöhern verſehene Gräben) mit einzelnen Maſchinengewehren und verſte> gehaltenen Geſhüßen ausgeſtattet wird. Da der Feind auf 30—8300 Meter nahe zu ſein pflegt, iſt ſein An=lauf, der na< zermalmendem Trommelfeuer meiſt mit ungeheurer Übermacht geſchieht, oft niht zu brehen. Der Verteidiger wird überlaufen. - Dex Angreiſex findet den entſ<hei-

denden Widerſtand erſt in der zweiten Linie des Verteidi=- |

gers, die 200 bis 400 Meter hinter dex vorderen liegt. Die dritte Linie — ſtarke Artillerie — befindet ſih dann 2 bis 4 Kilometer hinter der zweiten und iſt zuglei<h Auſſtellungsgebiet der Reſerven. Eine Linie, die innerhalb dex Beobachtung des feindlihen Artilleriefeuers liegt, iſt in kurzer Zeit in Staub verwandelt. Damit iſt zu rehnen. Die zahlen=-

mäßige Überlegenheit der Franzoſen bei dem leßten großen

behrlihes Mittel zum Siege gepredigt haben. Jm Anfang

zelnen Kriegsepiſoden,

in gleicher Weiſe ausgebildet für die Attacke zu Pferd mit

der Lanze wie zum Gefecht zu Fuß mit dem Karabiner. Das Reglement beſagte indes, daß die Führer auf lezteres nur dann zurü>greifen ſollten, wenn die Erfüllung ihrer

Auſgaben dur die Atta>e zu Pferde niht zu erreihen ſei. Durch alle der Kavallerie gegebenen Vorſchriften weht

ein herrliher Reitergeiſt, die Vorausſeßzung ſtürmiſcher Offenſive, wie die hervorragendſten Führer ſie als une

des Krieges fonnte die deutſhe Kavallerie die ihr aner= zogenen Eigenſchaften zu voller Betätigung ihrer Kräſteentfalten, ſo bei Lagarde, bei Perwez in Belgien, in der großen Verfolgung dex engliſhen Armee von Maubeuge

bis St.-Quentin und ſo weiter; ſpäter aber nur m em wenn der Bewegungskrieg den leidigen Stellungsfrieg ablöſte, ſo vor allem in dem

“ Feldzug in Kurland. Überall, wo unſere Lanzenkapallerie

mit dem Gegner. zu Pferde zuſammentraf, hat ſie ihn geworfen und in allem der Vorſchrift des großen Königs, die auh in das jeßige Reglement aufgenommen iſt, ent