Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

De Geſchichte des I&eltkrieges 1914/19. e

(Fortſeßung.)

Mit welcher Entrüſtung die Kriegserklärung Italiens allenthalben in Deutſhland wie in Öſterreih-Ungarn auf=genommen wurde, haben wir bereits auf Seite 422 u. f. des TI. Bandes geſchildert; ſie wirkte als wu<htiger Hammer\hlag, der die Freundſchaft beider Ländex und ihren Siegeswillen feſter und härter ſ<miedete. Davon iſt ein Beweis der ebenſo kühne wie wirtungsvolle Angriff, den die öſterreihiſh-ungariſhe Flotte ſchon in der Nacht vom 23./24. Mai, alſo unmittelbar nah der Kriegserllärung, gegen einen 1m=fangreihen Teil der italieniſhen Küſte ausführte. Auch die Ztaliener haben die Abſicht gehabt, in dieſer Nacht

ihre Kriegsbereitſhaft zu bekunden. Sie ſhi>ten ein Luſt-=

hi mit einigen Flugzeugen na< dem öſterreihiſhen Kriegshafen Pola. Dieſes Luftgeſ<hwader fam aber unter dem Feuer der Abwehrkanonen unſeres Verbündeten zu feiner feindſeligen Handlung und wandte fih ſhleunigſt der Heimat zu. Unbemerkt von ihm war unterdes tief unten auf dem Rücken der Adria die k. u. k. Flotte demſelben Ziel zugeſahren, hatte die italieniſhe Küſte mit Feuer und Eiſen überfallen und Hunderttauſenden unmittelbar zu fühlen gegeben, dem ganzen feindlihen Lande aber gezeigt, was das heißt: Kriegserklärung. Das Land zwiſchen Vene-

Dampfer, die im Hafen lagen, ſanken, ein für den Stapellauf fertiges Fahrzeug wurde zerſtört. Die Jtaliener erwiDertenl das Feuer mit einer leihten Batterie und einigen Maſchinengewehren, wobei ſie ſi lediglih mit zwei öſterreichiſ<ungariſhen Zerſtörern beſchäftigen konnten. Jn dem neuzeitlih gut ausgeſtatteten Fort Alfredo ‘Savio trat zwar die Beſazung an die Geſhüge, da aber erſchienen au< ſhon zwei öſterreihiſh-ungariſche Flieger, griffen ſie mit äußerſter Kühnheit an und zwangen ſie dur< ihr Maſchinengewehr=feuer zur Fluht. Dieſer Angriff hatte den italieniſchen Kanonieren ſol< heilloſe Furt eingejagt, daß ſie es niht wagten, zur Ausübung ihrer Kriegerpfliht an ihre Geſ<hüße zurü>Wzueilen. An dieſer Stelle griff au das vielgenannte Luftſchiff „Città di Ferrara“ (vgl. Band IT Seite 498) în den Kampf ein. Erfolglos warf es Bomben gegen den öſterreihiſh-ungariſhen Kreuzer „Zrinyi“ und verſuchte auh eine Beläſtigung dex na< Erledigung ihrer Aufgabe abziehenden öſterreichiſ<h-ungariſhen Flotte, zog ſih aber vor zwei in Sicht kommenden öſterreihiſ<h-ungariſchen Fliegern, die übrigens ſhon ihre ſämtlichen Bomben abgeworfen hatten und kaum noh eine beſondere Angriffsabſiht zur Ausführung bringen wollten, \<hleunigſt Zu=-

rüd>. Südlich dieſes

dig und Barletta war

das Ziel des öſterreîi= SS - = SS :

<hiſ<-ungariſ<hen Angriffs zur See und in Der LU. An Zak reihenmilitäriſ<wi<tigen Stellen praſſelzten die Bomben hernieder und ſäten Tod und Verderben. Die Ballonhalle in Chiara=valle, militäriſ<he Anlagen in Ancona und das Arſenal in Venedig wurden von Seeflugzeugen heimge=[uht. Hier trafen vier zehn Bomben den Bahnhof, den Ölbehälter, das Arſenal und erzeugten au< an anderen Stellen Brände.

Bald befeſtigte die öſterreihiſ<h - ungari=ſhe Flotte die hohe Meinung, die ſie ſih ſhon im bisherigen Verlauf des Krieges erworben hatte, dur< neue Taten voll Schneid und überlegener Ruhe und Tapferkeit, ſo wie ſie nur der Wunſch und die Hoffnung auf Sieg eingeben fönnen. Der A Reze „Novara“ — —

E Hauptkampfplaßzes wirkten fleinere öſterreichiſh-ungariſhe Einheiten bis nah Barletta. Der Kreuzer „Radetzky“ beſhoß die wichtige Eiſenbahn=brüde über den Potenza ſüdli<h Ancona und Loreto. „Admiral Spaun“ griff mit vier Zerſtörern den Küſtenſtreifen ſüdlih Davon an, beſchoßÿ die Eiſenbahnbrüde über den Sinarca, die Eiſen=bahnſtation, das Lofto=motiven- und Pums-=penhaus von Camo=marino, beſchädigte den Semaphor von Torre di Mileto und zerſtörte den auf den Tremitiinſeln. |

Der Kreuzer „Hel=goland“ arbeitete in dem ſüdlihſten Ge=fehtsabſ<hnitt in Geſellſhaft von drei Zerſtôrern. Nach Be=\hießzung von Vieſte und Manfredonia ſtieß er bei Barletta auf zwei italieniſhe Zerſtôrer, die er ſofort unter lebhaftes Feuer nahm und verfolgte. Einer entkam, - der.

unternahm im Verein König Biktor Emanuel 11]. von Jtalien (X) im Geſpräch mit dem Chef des Generalſtabs zweite wUrde von Der

mit dem Zerſtörer „Scharfſhüße“ und dem Torpedoboot „80“ einen Vorſtoß gegen den Kanal von Porto Corſini. (Über dieſe Tat berichteten wir bereits auf Seite 475 des II. Bandes.) Vor Rimini beſhoß der Panizer= freuzer „St. Georg“ erfolgrei<h den Bahnhof, die Brü>e, eine Zündholz- und eine Pulverfabrik.

Der Hauptteil des öſterreihiſ<-ungariſ<hen Angriſſsgeſ<waders fuhr auf Senigallia und richtete ſein Feuer auf die Befeſtigungen, das Artillerie- und Kavallerielager, die Werſten, die elektriſ<he Zentrale, den Bahnhof, den Gaſometer, den Semaphor, das Petroleumdepot und die Radioſtation, wobei ungeheurer Schaden angerihtet wurde. Zwei

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ITIL. Baud.

Grafen Luigi Cadorna (links) im Garten dec Billa Ada.

italieniſhen Küſte auf Pelagoſa abgedrängt, eine italieniſ<he Jnſel in der Milte der Adria, und war damit ſhon eine ſihere Beute Der öſterreihiſ<h-ungariſhen Schiſſe, die auf dieſem Wege ja heimkehren mußten. Er erhielt Granattrefſer in die Maſchine und einen Keſſel, war damit lahmgeſchoſſen und ſtoppte brennend und ſinfend ab. Die drei Zerſtörer „Cſepel“, „Tatra“ und „Lika“ ſtürzten ſi<h auf ihn. Es war der italieniſhe Zerſtörer „Turbine“. Obwohl jezt ſhon ein italieniſhes Schlacht[hiff vom Typ „Viktor Emanuel“ in Sicht kam und Hilfe verhieß, hißte „Turbine“ die Übergabeflagge und {huf damit den erſten Fall dieſer alle Seeleute befremdenden

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