Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Slluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

ſind. Bei uns deutſchen „Barbaren“ iſt den Jtalienern, für unſere Begriffe ganz ſelbſtverſtändlih und natüxlih, fein Härchen gefrümmt worden, obwohl die italieniſhe Betrugs- und Lügenpreſſe von Maſſenabſhlahtungen der Ftalienexr- in Deutſchland ge= naueſte Schilderungen zu geben vermochte. Die italieniſhe Regierung hat ſi< niht entblödet, dur Erlaſſe, die ſheinbar gegen den Pöbel gerihtet waren, aber gleihzeitig deſſen Untaten als patriotiſhe Handlungen zu retten ſuchten, den groben Mißbrauch der Hilfloſigkeit dex - paar Aus=länder zu ded>en, ſtatt ihm entgegenzutreten. y : Am 1. Juni wurden dann au< die Verſprehungen bekannt, für die Jtalien auf den Weg der Ver=räterei zu lo>en geweſen war. An - tatſählihen Leiſtungen des Drei=v?zrbandes muß in dieſer Hinſicht die Zahlung von 70 Millionen Lire Beſtehungsgeldern aufge=führt werden. Davon- hat d'Annunzio mindeſtens eine Million erhalten. Der mit dem Dreiver= band in Paris offiziell abgeſ<loſ= ſene Vertrag enthält folgende Hauptpunkte: 1. Jtalien erhält eine Anleihe von 5 Milliarden Lixe; 2. England übernimmt die Garantie für einen Jtalien in Amerika zwe>s Munitionsbeſhaffung einzuräumenden Kredit von 500 Millionen; 3. einen weiteren Kredit von 300 Millionen zur Ver=ſorgung mitameritaniſhen Lebens=mitteln; 4. Frankreih liefert Jta=z lien eine Anzahl <hwerer Creuzot=geſhüße ; 5. derDreiverband garantiert Jtalien den bekannten Land= erwerb, darunter die ganze öſtlihe Adriaküſte außer Antivari und einem von Serbien zu wählenden Hafen; 6. Italien ſtellt den neuen Verbündeten 150 000 Mann zux Verfügung. : Ftalien erregte dur<h den Ver= lauf der erſten Kriegswoche ent=ſchiedenes Mißſallen bei ſeinen. neuen Freunden, die die italieniſhen Angriſſsverſuche ‘als niht im mindeſten ihren Erwartungen entſprehend finden mußten. Jn den erſten Junitagen trat in dieſer Hinſiht an der geſamten Front niht die geringſte Änderung ein. Den Öſterreichern gelang mancher tfühne Handſtreih, ſo überfielen ſie-am 2. Juni in der Gegend von Flitſ< knapp nördlih des oberen Iſonzo den Feind, fügten ihm beträhtlihen Schaden zÆ#& und \choſſen den italieniſ<hen Train zuſammen. Bei dieſer Gelegenheit gab es auh die erſte größere Menge an Gefangenen. Jm übrigen wurden die Kämpfe mit ſolchem Grimm geführt, daß niht viele Feinde ſih der Gefangennahme erfreuen fonnten. Die öſterreihiſh-ungariſhe Ver=teidigung, die bis in die erſten Junitage hinein feinen Verſuch der Jtaliener, über die Grenze zu kommen, ungeſtraft gelaſſen hatte, dahte unter der Leitung ihres Oberhauptes, des ſhon vom galiziſhen Kriegſhauplaßze her gut befannten Generals Dankl, immer eiſriger an den Ausbau der Hauptſtellung, ohne Rücfſſiht darauf, daß die Ftaliener dux< ungeſtörte Einnahme von Grenzorten ſih auf dem Siegeslaufe wähnen konnten. Die Verteidigung

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wurde allein mit Rücfſſicht auf die ſtrategiſhe Lage an feſte Stüßpunkte geknüpft, die nah allen Erfahrungen dés Krieges zu möglihſter Vollendung und Une nnehmbarkeit ausgeſtaltet wurden. Allmählich rü>ten auh ſhon größere Angriffsabteilungen der Feinde vor. Am 4. Juni zeigten ſih bei Tolmein vor den öſterreihiſhen Stellungen vier Bâätaillone. Sie wurden blutig zurückgeſchlagen und 83 Oſffi=

- ziere ſowie 50 Mann gefangen genommen. Nördlich dieſes

Punktes bei Karfreit war das Kriegsbild in den nächſten Tagen noc belebter. Größere Truppenmaſſen gingen zu einem neuen Sturm auf den Krnſto> vor, ohne Erfolg, Do mit ſ<hweren Verluſten. Eine Diviſion endlich griff am 8. Juni den ſtarken Brücken-

Begrüßung py Nach einer DVG