Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

Illuſtrierte Geſhihte des Weltkrieges 1914/15.

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Demgemäß gönnte ſie den Jtalienern die Beſegzung von Karfreit und Monfalcone ohne Kampf, weil dieſe Orte unbequem vor der eigenen Front lagen. Die Jtaliener dürſteten nun aber doh na< einem wirklihen Siege, der ſie ihrem Kampfziele näher brin= gen fönnte. Der italieniſhe Ober=z führer General Cadorna (Bilder Band IT Seite 444 und Seite 61 dieſes Bandes) hatte bisher der Welt in ſeinen Berichten nur herz= lih unbedeutende Kleinigkeiten zu melden gewußt von gleihem Range und Wert wie ſeine immer wiederholten Mitteilungen über das ſhlehte Wetter, die ihn in dieſer Zeit mit dem Regenſchirm in der Hand zu einer ſtehenden Wißblattfigur maten. Von Mitte Juni an trieb er ſeine Streitkräfte zu ernſten Angriſfen an. Divi= ſionen wurden vorgeſhi>t und endlih auf der geſamten Jſonzofront mit dem Kern bei Plava au< Armeekorps eingeſezt. Die Angriffe erhoben ſi<h nun bald zu ungeheurer Heſtigkeit. Viele Stunden und ſtellenweiſe ganze _ Tage lang wurden die Jnfanterie= ſtürme unter ſo rieſigem artille= riſtiſhen Munitionsaufwand wie nur an irgend einex anderen Front des Geſamtfriegſhauplaßes vor=bereitet. Mit umfaſſender Über=macht brauſten dann die Sturm=folonnen den Spuren des Artilleriefeuers nah. Unermüdli< hatten die öſterreihiſ< - ungariſhen Soldaten in den Feuerpauſen an dem Wiederaufbau der zuſammen=geſchoſſenen Stellungen gearbeitet, mit eiſerner Zähigkeit hielten ſie in den granatenbeſtreutenShüßen= gräben aus, und wie eine Mauer ſtanden ſie gegen die immer wieder vorbrehenden feindlihen Fußtruppen. Die Italiener kamen feinen Schritt voran. Stets konnte der Bericht der öſterreichiſh -unga=riſhen Heeresl[eitung troß aller no< ſo frampfhaften italieniſ<hen Anſtrengungen verluſtreihe Abwehr der Feinde melden. Die SWhlaht am Jſonzo wuchs ſih zu einer grauſigen blutigen Nieder=lage der Jtaliener aus, um ſo mehx, als die tapferen Verteidiger günſtige Gelegenheiten zu Gegen= ſtößen niht ungenüßt ließen. Die Verwundeten häuften ſi in kurzer Zeit ſo ungeheuer, daß man in den überfüllten Lazaretten \<ließ= li ſelbſt ihre Namen geheim hielt,

Lembzrg. ’Sheacerpſaß.

¿zeihnung von aun.

fopf unſerer Verbündeten bei Görz an. Bei dieſem erſten größeren Unternehmen hatten die Jtaliener ebenſowenig Glüd>, wie in den vorhergehenden Sharmüßeln. Die Berteidiger ſ<lugen den Angriff blutig zurü>. Die Jtaliener fluteten im È. u. f. Artilleriefeuer ihren Ausmarſhpunkten wieder zu, und zwar ſo eilig, daß mehrere Geſhühße zurüdbleiben mußten. Das gleihe Geſchi> ereilte feindlihe Angriffsverſuhe bei Gradisfa und im küſtennahen Gebiet bei Monfalcone. Nichtsdeſtoweniger matten jeßt aber die Jtalienex mit ihren Einbruchsverſuhen wirklih Ernſt und ſheuten von Tag zu Tag weniger vor Opfern zurü>. Danach richtete

ſi die Verteidigung dur<h noch vollſtändigere Beſchränkung

ihrer Kräfte auf die Abwehr an den Hauptpunkten ein.

ja ſogar den Familien, die einen

Toten zu beklagen hatten, die Traueranzeige in der Preſſe verbot, um das Volk niht durch die Maſſe der gefallenen Opfer und das Ausbleiben entſprechender Erfolge, die ſih niht zuſammenlügen ließen, in revolutionäre Erbitterung zu verſeßen.

Nah wochenlangen Kämpfen am Jſonzo waren die Italiener ſo erſ<öpft, daß Anfang Juli die Berichte wieder nur das Bild der erſten Kriegswoche boten: gelegentliche fleinere Zuſammenſtöße, die den Jtalienern na<h wie vor nur unnützes Blut koſteten. Sie mußten ihre Kräfte zu einem größeren Unternehmen von neuem zuſammenraffen. So weit waren ſie erſt wieder um die Mitte des Juli. Mit dem 17. eröffneten ſie neue umfangreihe Borſtöße, diesmal mit dem Kernpunkt im Görziſhen. Mit gewaltigen Maſſen