Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

wiegendes Gerücht aus Belgrad beſagte, daß die Skupſchtina in geheimer Sigung den Krieg beſchloſſen, daß das Miniſterium Kaljewit\< den Beſchluß dem Fürſten Milan hinterbraht und von der Genehmigung - desſelben ſein Verbleiben im Amte abhängig gemacht hatte, worauf auh der Fürſt ſeine Unterſchrift unter dieſen Beſchluß geſeßt habe. Spätere Nachrichten bewieſen, daß dies Gerücht dex wirflihen Thatſache nicht entſprehe, doh aber auf einer wirklihen Thatſache baſire, und dieſe war folgende :

Das Miniſterium Kaljewitſ< hatte cine Anleihe von zwei Millionen Ducaten zum Zwe>e von Kriegsvorbereitungen begehrt. Die Skupſchtina, troß einer fampfesluſtathmenden Erklärung des Krieg8miniſters, mißtrauiſh bezügli<h der Verwendung des Geldes, fnüpfte die Bewilligung an die beſtimmte Zuſage, daß na< Vollendung der Rüſtungen der Krieg ſofort erklärt werden würde. Dieſe Zuſage nun habe das Miniſterium gegeben und zugleih die Vorlage eines Geſebßentwurfes in Ausſicht geſtellt, welher die eventuelle Einberufung der Beamten unter die Waffen mit dem Fortbezuge eines Gehaltes von ſe<shundert Gulden verfügen würde. Darauf wurde die Anleihe bewilligt und das Miniſterium begehrte für dieſelbe, zugleich aber auch für die daran geknüpften Folgen die Genehmigung des Fürſten. Dieſer indeſſen unterſchrieb vorläufig nur den Anleihebeſ<luß und behielt fi< im Uebrigen no< die freie Entſchließung vor.

Von Seite des Drei-Kaiſer-Bundes wurde indeſſen eine Collectiv-Note an die Pforte vorbereitet, mit der die eigentlihe Geſammt-Handlung eingeleitet werden ſollte. Der Entwurf der-

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ſelben konnte im Weſentlichen in drei Punkte zergliedert werden. Zuerſt ſollte darin der G enugthuung Ausdru> gegeben werden, mit welher die drei Mächte von den edlen Abſichten Urkund nahmen, als deren Ausfluß der kaiſerliche Jrade erſcheint. Hieran anknüpfend ſollte zwe itens feſtgeſtellt werden, daß na< den übereinſtimmenden Conſular- Berichten die aufſtändiſche Bevölkerung ſi< auf \olhe Verſprechungen allein hin niht zur Niederlegung der Waffen verſtehen wolle, vielmehr irgend wel<he Bürgſchaften für deren thatſählihe Erfüllung begehre. Jndem dies der Pforte nahegelegt wurde, behielten ſich die Unterzeichner dieſer Erklärung — das iſt der dritte Punkt — betreffs ihrer weiteren Vorſchläge freie Hand vor.

Dieſer Entwurf bildete den Gegenſtand weiterer Verhandlungen zwiſchen den betheiligten Cabineten, die ſi< in die Länge zogen. Die deutſche Regierung blieb auh bei dieſem Anlaſſe ihrem wiederholt bekannt gegebenen Standpunkte treu, ihre Entſcheidung der vorgängigen Vereinbarung der beiden in dieſer Angelegenheit zunächſt betheiligten Cabinete anzubequemen. Das Wiener Cabinet hatte den beiden erſten Punkten des ruſſiſchen Vorſchlages rü>haltlos zugeſtimmt. Wenn ſi gleihwohl eine Meinungsverſhiedenheit ergab, ſo ſchien ſih dieſelbe ledigli< auf den dritten Punkt zu beſchränken, rü>ſihtli< deſſen Graf An draſſy mit einer Abänderung hervortrat, welche in einer ausführlihen Darlegung jener Reformen, welche die Mächte im YJutereſſe des Friedens ſowohl wie der Humanität als unerläßlich erachten, gipfelte.

Die erſte bedeutende S<la<t.

Während der ganzen Zeit hindur<, in der die Diplomatie ihre Verſuhe machte, das Geſpenſt der orientaliſhen Frage zu beſ<wören, wurde auf dem Fnſurrections-Schauplaße fortwährend gefämpft. DieFnſurgenten, unter Führung Trifko!s, erlitten am Tara-Fluſſe eine empfindlihe Niederlage, welcher der Wojwode Triſfko, ſein Vater Simo und eine erkle>li<e Anzahl von Jnſurgenten zum Opfer fielen. Die Fnſurgenten ſahen ſih genöthigt, ihre Poſitionen den Türken unter Fuad Paſcha zu überlaſſen.

Für dieſe Niederlage einer kleinen Abtheilung, die ſelbſtſtändig auf eigene Fauſt operirte, nahm jedo<h das Gros der Jnſurgenten unter der Anführung Lazar Sotſchi a's glänzende Revanche.

Der 11. November war ein Unglü>stag für die Türken. An dieſem Tage brachen die vereinigten Colonnen Selim Paſchas und S<hefket Paſchas in der Stärke von 5000 Mann von Gaßtko auf, um das Fort Goransko zu verproviantiren und zu gleihem Zwe>ke ſi< auh nah Nifkſic zu wenden. Auf dem Marſche von Gabko wurden die Türken von der ſtärkſten Fnſurgenten-Colonne, die bisher no< auf Einem Punkte vereinigt aufgetreten war, heftig angegriffen. Der Angriff erfolgte bei Muratovic und wurden die 4000 Mann ſtarken Fnſurgenten von Sotſchita, Peko Pawlowitſch, Bogdan Zimonit\<, Bacewitſh und Hadjewitſ< befehligt. Die Schlacht dauerte bis zum 12, November, an welchem Tage die Türken vollſtändig zerſprengt na<h Gabßfo flohen.