Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

niſchen Dörfer, längs der herzegowiniſch-bosniſchen Grenze die flüchtigen Familien der Fnſurgenten aneinander. Das Reich, in welchem dieſe Unglü>lichen Znflucht gefunden, vermag ſie nur vor der Verhungerung zu {hüßen. Die Bevölkerung, bei welcher ſie Obdach gefunden, vermag ihnen fein wärmendes Feuer zu bieten. Die PrivatWohlthätigkeit, welhe ihnen milde Gaben zugewendet, vermag nur noch nothdürftig ihres Leibes Blößen zu de>en. *

An anderthalb Tauſend dieſer Erbarmungswürdigen weilen in Raguſa ſelbſt, auf der ſogenannten Ploca vor dem Südthore Raguſas, theils in dem Han (morgenländiſche Herberge) des Bazars (Kaufhalle), theils im Lazareth. Was für dieſe Unglücklichen geſchehen konnte, um ihnen des Winters Unbilden minder fühlbar zu machen, iſt geſchehen. Die Frauen Raguſa s, und namentlich elf ihrer im Namen aller Anderen, haben ſih zuſammengethan und ſeit vier Monaten alle im Wohlthun gleichgeſinnten Herzen aufgerufen, und zur Linderung der Noth und des Elendes der Flüchtlinge ihr Schärflein beizutragen. Es ſind dies die Frauen: Ann Banac, Joze pl. Berſa Jode Boskowitſh, Dragoila De Giulli, File Fabrowitſ<, Mile Grkavaß, Drogoila Kaznacic, Matilda pl. Saraka, Ore Saric, Luce Zore und die in Raguſa eingewohnte deutſche Baronin Fohanna Lichten berg (geborne Freiin von Lilien, Gattin des kaiſerlih deutſhen Conſuls zu Raguſa).

Durch perſönliche und briefliche, publiciſtiſche und private Anregung, theils einzeln, theils gemeinſchaftlih, war es dieſen Frauen bis dahin gelungen, an 10.000 Gulden zuſammenzubringen

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von mildherzigen Mitmenſchen. Auh Wäſche, Kleidungsſtücke, Holz und ſonſtige Bedürfniſſe famen dem Raguſaer Damenverein für die Flüchtlinge zu. Am großmüthigſten in leßterer Beziehung erwieſen ſih die Frauen Fiume s, welche unter den Auſpicien des See-FFnſpectors von Littr ow an fünfzehn Centner Winterkleider, De>en u. \. w. nebſt einer Schiffsladung Holz als erſte Sendung dem Frauenverein Raguſas zukommen ließen. Allein trot alledem mußten die Kinder der Flüchtlinge nur nothdürftigſt bekleidet die Winterunbilden ertragen.

Das ſind die Weihnachten, der Badnjak von 1875, Derer, ſo da Herzegowina-Bosnien zur Heimat haben. Wie fonſt immer um dieſe Zeit fnattert und hallt es in den Bergen dex inſurgirten Länder ; allein die Schüſſe ſind keine Echorufe wohliger, jubelvoller Badnjak-Freuden, ſondern Todesboten für Hunderte und Hunderte von fräftigſten Männern, welche einen Kampf auf Tod und Leben ſchlagen. Die Schüſſe knattern und hallen. Aus den Thälern und von den Bergen der Herzegowina, wie Bosniens blicken bleichende Skelete, grinſende Todtenſchädel; in den Hütten längs der Grenze des Fnſurrectionsgebietes entmarkt der Froſt die Glieder der Witwen und Waiſen der Gefallenen — im Han, im Tapparat (Handelsbezirk) von Raguſa weinen ſi< unzählige Augen hohl und krank. vor Kummer und Entbehrung troy aller bisherigen Mildthätigkeit. Fn Grahowo endli<h hält ſtatt dem hellleuhtenden Chriſtusfindlein mit ſeinen menſcenbeglü>enden Schätzen der Mangel an Nothwendigſtem als Todesengel ſeinen Umzug und ſeine Gaben ſind Fieberraſen, Verſhmachtung, und ſein Segen — der Tod!

Die Begebenheiten vor Jahresſ<luß.

Jn Plana lagerten zwei Bataillone, die einige Tage früher an den Gefehten Theil genommen hatten. Die Fnſurgenten waren wie gewöhnlich auf Requiſition (Beſchaffung von Vorräthen) ausgezogen und es gelang ihnen wirklih, einem türfiſhen Grundherrn etwa fünfhundert Schafe wegzutreiben, ohne ſi< aber des blos dur< dreiundzwanzig Mann vertheidigten Hauſes bemächtigen zu können. da

Der Anführer, Rade Babitſch, ſeit 1863 im Solde der türkiſchen Regierung, blieb todt und ſein Kopf wurde auf die Mauer des türkiſchen Hauſes aufgeſte>t. Als die Juſurgenten abziehen wollten, kamen drei Bataillone der türkiſchen Beſaßung von Gatko nah Biljek und das Gefecht entſpann ſi< auf's Neue. Am folgenden Morgen

gerieth auh die Avantgarde des von Gaßko nach Trebinje ziehenden Armeecorps mit den während der Nacht durch die Schaar des Peko Pawl owit\< verſtärkten Fnſurgenten in Kampf; derſelbe dauerte etwa eine Stunde und endete mit der Flucht der Jnſurgenten über die Gebirge. Reuf Paſcha mit ſeinen anrü>enden Bataillonen fonnte niht mehr eingreifen.

Nun rüſtete ſi< der vorgenannte Gouverneur, na< Nikſic behufs Verproviantirung abzugehen. Dieſer ſo wichtige Play war höchſtens noh bis Ende des kommenden Monates verproviantirt und es war feine Zeit zu verlieren, wenn die ſtrengere Fahreszeit den Marſch dahin uicht unmöglich machen ſollte. Reuf Paſcha rüd>te alſo am 20. December mit zwölf Bataillonen , deren