Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

ſtehen die Sarkophage des Fürſten Danilo und des großen Wojwoden Mirko Petrowit\<, des Türkenbeſiegers und Vaters des jetzigen Fürſten; auf dem {warzen Bahrtuche des Letzteren ruht der prachtvolle Säbel, mit dem er ſo oft die Türken ſchlug, auch der „große Wladikg“ in ſeinem Purpurſarge ruht daſelbſt. Ju einer, im Kloſterhofe in der oberſten Galerie gelegenen Zelle brachte der „große Wladika" die lebten Fahre ſeines thatenreichen Lebens zu und ſtarb auh daſelbſt. Er führte ein ſo äußerſt einfaches, ja ſtrenges Leben, daß er während ſeiner lebten Krankheit niht einmal Feuer in ſeiner Shlafkammer, oder vielmehr ärmlichen Zelle, hatte.

Aus dem Fenſter dieſes kleinen, übrigens durchaus niht ungemüthli<h ausſ<hauenden Gemaches, an welhes no< ein zweites Wohngemach ſtößt, hat man dieſelbe prächtige Ausſiht wie aus der biſhöfli<hen Wohnung im unteren Stockwerke des Hauptgebäudes. Heute bewohnt das Sterbezimmer Peter's des Heiligen der einzige Mönch des Kloſters, der die Kloſterkirche beſorgt und ein höchſt einfaches Leben nur bei Pflanzenkoſt führt. Uebrigens zählt der Schwarze Berg im Ganzen nur einige zwanzig Mönche.

Nicht weit vom Kloſter auf der Ebene ſteht der neue, heute „der alte Palaſt“, den der Wladika Peter Ul. erbaute und den auh der Fürſt Danilo LI. und die gegenwärtige fürſtliche Familie bewohnt hat, bis der gegenwärtige „neue“ Palaſt fertig wurde. Der alte Palaſt iſ ein langes, viere>iges Steingebäude und beſteht aus einem Erdgeſchoß und aus einem oberen Sto>werke. Alle Zimmer des oberen und unteren Stoc{werkes öffnen ſi< auf zwei lange Galerien, die den Palaſt in ſeiner ganzen Länge durchſchneiden. Eine breite Treppe führt von dem Haupt-Eingangsthor in das obere Sto>werk. Mit ſeinen beiden Langſeiten berührt der Palaſt zwei große, grüne Höfe, welche rings im Viere>e von einer Mauer umgeben ſind. Die vier E>en dieſes Viere>es ſind mit runden Thürmen beſetzt, ſo daß der Palaſt von Außen einen etwas feſtungsartigen Anbli> gewährt.

Alle Zimmer ſind räumli<h und hoh. Die Fenſter der Gemächer im Erdgeſchoße ſind mit eiſernen Gittern verſehen. Die Zimmer des oberen Stocfwerkes zeigen in ihren Tapeten und De>envergoldungen noh die Erinnerungen aus jener Zeit, wo der alte Palaſt no< Fürſten-Reſidenz war. Das berühmte „Billardzimmer“ des Wladika Peter TIL, nah wel<hem noh heute der ganze Palaſt oft „il bigliardo“ genannt wird, iſt leider niht mehr vorhanden; oder es iſ vielmehr in drei kleine Räume eingetheilt. Der frühere Audienzſaal, ſpäter Wohnzimmer der Fürſtin, diente nahmalig als Fremdenzimmer ; in demſelben Zimmer ſtarb der große Wladika, auf einem Stuhle ſizend

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(er litt am Aſthma, an einer Bruſtkrankheit). Ein Theil der Gemächer des Erdgeſchoſſes iſt heute zu Lehrzimmern und Hörſälen für die Schüler der Normalſchule und für die Zöglinge der Lehrer-Akademie eingerihtet, welche ſich auf 37 belaufen. Früher wohnten au<h die Zöglinge dieſer Lehrer-Akademie, welche heute im Kloſter hauſen, im alten Palaſte. Ueber dem Bette jedes Zöglings hingen ſéine Waffen an der Wand. Auf dem Schwarzen Berge ſind nämlich die Waffen immer mit jeder Lebensthätigkeit verbunden ; jeder Montenegriner, der irgend einen Beſu<h macht, erſcheint im Waſffenſ<hmu>, ſelbſt die Mönche tragen Waffen, gingen in die Schlacht und hielten in ihren Klöſtern die Angriffe der Türken aus. Auch die Popen ſind bei allen Kämpfen anweſend ; aber, da die Kirche ihren Dienern verbietet, Blut zu vergießen, ſo ziehen ſie es vor, glei den alten \ranzöſiſchen Lehrbiſhöfen die Kämpfenden anzufeuern, oder die Türken mit Knitteln niederzu\<lagen, anſtatt ſie mit dem Yatagan und mit der Feuerwafſfe zu tödten.

Vor einigen Fahren befand ſi< in den oberen Palaſträumen au<h no< die höhere MädchenBildungsſchule ; es wohnten dort die Lehrerinnen und Schülerinnen, in demſelben Stoc{werke lagen die Unterricht8zimmer, die Arbeitszimmer und die Speiſeſäle; heute aber hat ſich die höhere MädchenBildungsſhule mit Lehrerinnen und Zöglingen in den ſ{önen und großen Räumen des neuen Gebäudes eingerichtet, welhes an dem großen Plate der Hauptſtadt ſteht und nicht vor Langem fertig geworden iſt. Jeßt iſt ein Theil der - oberen Palaſträume für Gäſte des Hofes und des Staates eingerihtet. Außerdem befindet ſi< im oberen Stockwerke des alten Palaſtes der alte berühmte Trophäenſaal des Schwarzen Berges mit den ruhmvollen Erinnerungen aus einem mehr als halhtauſendjährigen Kampfe für die Freiheit und Unabhängigkeit des berühmten Berglandes. Leider iſt der größte Theil dieſer Trophäen im Lande zerſtreut und befindet ſi< in den Händen der einzelnen Wojwoden und Kämpfer, wel<he die Trophäen im Kampfe erbeuteten. Bildet doch die Geſchichte des Shwarzen Berges ein langes Heldengedicht, welches vor fünf Fahrhunderten begann und mit jedem neuen Kriege, mit jeder neuen Türkenſchlaht ein ruhmvolles Blatt weiter zählte.

Schauen wir uns in dieſem ruhmreichen Trophäenſaal um, ſo erbli>en wir den Kopf des Veziers von Albanien, der in der Schlacht bei Kruſſa fiel und den der „Gideon des Schwarzen Berges“ einbalſamiren ließ. Wie der Kopf, der in Nom dem Tempel Jupiter's als Grundlage diente, ſo wurde dieſer Kopf des Butſchali ſozuſagen die Baſis des Capitoliums der Czernagora. Der glänzende Sieg von Kruſſa eröffnete eine neue Aera für die Ritter des Schwarzen Berges,