Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

deren nationale Unabhängigkeit von dieſem Tage an in den Augen Europas conſtatirt war und ſelbſt vom Sultan anerkannt wurde, weil er ſeit dieſem großen und ruhmreichen Schlahhttage niemals wieder wagte, von dem Schwarzen Berge eine Haradſ<h (Hara i, Tribut) zu fordern.

Die Wände ſind mit Fahnen und Waffen decorirt, welhe den Türken in einer langen Reihe ruhmvoller Schlachten abgenommen wurden. Da ſieht man unter dieſen von Kugeln durhlöcherten und zerfeßten Fahnen die große rothe Türkenfahne, welche der Welika-Wojwode Miko Petr owit \< den Osmanli in der Schlacht bei Grahowo abnahm. Unter den Waffen hängt der Säbel Mahmud Paſchas, neben dem Säbel des Seraskiers aus der Schlacht bei Podgoriza im Jahre 1812, über welche leßtere es im Heldengeſange heißt: „Plöulih ſtürzt eine Wolke \<hwarzer Krieger von dem Berge auf das ſchlafende Lager und entladet den Regen des Todes. Jhre reichen Zelte verlaſſend, ergreifen die Bege die Flucht auf die Fußſteige; aber ſie finden ſie von Czernagorzen verſperrt, die im Hinterhalte liegen. Es entſteht ein entſebliches Gemetel unter den Flüchtlingen ; über den Abgründen des Berges Pertſchnik wirft das Kugelfeuer der Czernagorzen nieder, was niht von der Tiefe verſchlungen wird. Wie {hön war es zu ſehen, wie die ſerbiſhen Säbel funkelten, wie ſie die feindlihen Köpfe ſpalteten und. wie ſelbſt die Felſen, die ſie auf ihrem Wege fanden, frahend auseinander flogen“.

Aus allen Jahrhunderten exbli>t man hier türkiſche Waffen und Waffen von allen Gattungen : Säbel, Lanzen und Gewehre jeden Kalibers, eine

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Menge ſchwerer Gewehre, ſo ſhwer, daß ſie kaum zu handhaben ſind. Auf großen Tableaux ſind die Decorationen ‘und Orden befeſtigt, welhe die Sieger von der Bruſt ihrer getödteten Feinde riſſen; ein beſonderes Tableau enthält die in der S<hlacht bei Grahowo, ein anderes die bei Sogaraz erbeuteten türkiſhen Orden und Ehrenzeichen. Unter den erſten befindet ſich der Ordensſtern des in der Schlacht getödteten Veziers nebſt ſeiner Beſtallung, welche die Sieger in der Taſche ſeines Kaſtans fanden.

Omer Paſcha, der: berühmte Feldherr der Türken, war es, der in den Fahren 1861 und 1862 die Montenegriner, nachdem ſie in jahrelangen blutigen Kämpfen ihre Unabhängigkeit zu behaupten gewußt, unter türkiſhe Oberhoheit zwang, als der Uebermuth der Czernagorzen dem Reiche Osman's unbequem zu werden begann.

Die wichtigen Ereigniſſe in den anderen Theilen von Europa hatten die öffentlihe Aufmerkſamkeit von dem Oriente abgelenkt, in dem überdies Ruhe zu herrſchen hien; in Wahrheit aber gährte und brodelte es in den Tiefen daſelbſt fort, und wohl nur der Umſtand, daß die mit der Oberhoheit dex Pforte unzufriedenen Vaſallenſtaaten ſih ohne auswärtige Hilfe für zu {hwach hielten, einen Erfolg verſprechenden Kampf mit der Türkei aufzunehmen, zwang dieſelben zu einer ſcheinbaren Ruhe.

Regierender Fürſt (Hoſpodar) von Montenegro iſt gegenwärtigNikolaus 1. Petrowitſch Njego8, welcher na<h Danilo’s Tode (1860) am 14. Auguſt zu Cettinje als ſoler ausgerufen wurde.

Die Verſ<wörung an der unteren Donau.

Die erſte leichte Blaſe, welche die in der Tiefe des Sees brodelnden Gewalten auf die Oberfläche warfen, war eine ſcheinbar harmloſe Zuſammenkunft des Fürſten Karl von Rumänien mit mehreren angeſehenen Serben, die im Seþptember des Jahres 1874 in Franzenshbad ſtattfand.

Fürſt Karl von Rumänien, erblicher Regent der vereinigten (Donau-) Fürſtenthümer Walachei und Moldau, anerkannt dur< das Plebiscit (Volksbeſ<hluß) vom 20. April 1866, wie auh von der Pforte und von den Garantiemähten, ein geborener Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, hatte ſeine Gemahlin Eliſabeth, die zum Curgebrauh- in Franzensbad weilte, dorthin begleitet, und wenn ſ{<on ſeine Anweſenheit geeignet war, Aller Augen auf

ſih zu ziehen, ſo wuchs die natürliche Wißbegier der verſammelten Badegäſte im ſelben Maße, in dein és fund und ‘offenbar wurde, daß aus dem nahen Karlsbad eine ſtattlihe Anzahl niht minder ſtattliher Männer, mit ausgeſprochen kriegeriſcher Haltung beim Fürſten im friedlichen Franzensbad anlangte, um bei ihm in längerer vertrauliher Beſprehung zu verweilen.

Dieſe viel angeſtaunten und nicht ſelten mit theilnahmsvollen Bli>ken verfolgten Männer waren Serben — Serben in hoher, hervorragender Stellung in ihrer Heimat, und die Conferenz, zu welcher ſie na< Franzensbad geeilt waren, ſtand im engſten Zuſammenhange mit jener Berbrüderung -und Allianz zwiſ<hen Rumänien und Serbien, welhe Fürſt Milan wenige Wochen

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