Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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willigen Niederlegung des Commandos und zum Abgange von Kriegsſhauplaße zu beſtimmen. Solchen Dru>mitteln glaubte Ljubobratitſ<h niht länger widerſtehen zu ſollen und er wih dem Willen der montenegriniſhen Machthaber, die dadurch vollſtändig die militäriſche und politiſche Leitung des Aufſtandes an ſich riſſen.
Es war daher kein Wunder, wenn aus Cettinje das Loſungswort an die bosniſhen Fnſurgenten kam, in feinem Falle die Waffen niederzulegen, nahdem eine Beſprehung der Anführer mit einem montenegriniſchen Abgeſandten ſtattgefunden, um darüber zu berathen, was zu geſchehen habe, wenn die Pforte das Andr aſ y'ſhe Reformproject annähme und in Folge deſſen von den europäiſchen Mächten an die Fnſurgenten die Aufforderung herantreten würde, die Waffen niederzulegen.
Der Weiſung folgend, wurden die Kämpfe wieder aufgenommen. Die Jnſurgentenführex Hubmaier und Dukitſ<h nöthigten bei Podics den türkiſchen Parteigänger Haſſan Aga mit ſeiner ſtarken Truppe, worunter allein zweihundert Baſchi-Bozuks, zum Rückzuge; dagegen widerfuhr den Juſurgenten ein Gleiches bei Tſchadjawita, was zur Folge hatte, daß der Ex-Archimandrit von Banjaluka und Jnſurgentenführer Pelagitſ< gegen Hubmaier intriguirte und denſelben aus Bosnien zu verdrängen ſuchte. Am ſelben Tage ſtürmten Pawlowitſh, Bacewitſ<, Vukalowitſ< und Petkowitſ< gegen die türkiſchen Schanzen, verloren aber dabei einen ihrer hervorragendſten Führer, Maxim Bacewitſ<, welcher vierzehn Gefechte mitgemacht hatte und deſſen Verluſt in den Reihen ſeiner Kampfgenoſſen {wer empfunden wurde.
Durch dreitägige erbitterte Kämpfe wurden die Jnſurgenten vollſtändig Herren der Communication Raguſa-Carina-Trebinje und lagerten in GluhaSinskwa. Jn Raguſa trafen viele verwundete Juſurgenten ein, darunter befand ſich der Montenegriner Zozo Filipo Gjuraskowitſ<, welcher den erhaltenen Wunden erlag und unter großer Theilnahme der Bevölkerung feierli<h beſtattet wurde. Auch die Leichenbegleitung des gefallenen Banjaner Wojwoden Maxim Bacewit {, eines Schwagers des Fürſten von Montenegro, geſtaltete ſi< zu - einer großartigen Sympathie-Demonſtration für die Juſurrection. Der Leichnam wurde in der griechiſchen Capelle eingeſegnet und dur< die Vorſtadt Pille von Naguſa in die Vorſtadt Pillice getragen. Den Sarg zierte ein Lorbeerkranz mit ſlaviſchem dreifärbigem Bande. Lebensbeſchreibungen des Verſtorbenen, welche der ganzen Paſſage entlang angeſchlagen waren, wurden maſſenhaft unter das Bolk vertheilt. Die Häuſer waren mit Trauerflaggen verſehen, die Bevölkerung von Raguſa und der Umgebung, die dalmatiniſchen Deputirten
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Cingria, Budnany, Rubricius 2c, die Communalräthe, der Podeſtà (Bürgermeiſter) Graf Pozzi und an ſe<shundert eigens dazu herbeigeeilte Jnſurgenten "ohne Waffen gaben das Geleite. Das ruſſiſche Generalconſulat hatte eine Flagge aufgehißt. Eine große Volksmenge hatte ſich eingefunden. Aus der benachbarten Umgebung war die Landbevölkerung herbeigeſtrömt, um dem tapferen Fnſurgentenanführer die leßte Ehre zu erweiſen. Die Sympathien für die Jnſurgenten bewies deutlich die Kaufmannſchaft von Raguſa, welche anläßlich der leßten Fnſurgenten-Si ege als Ehrengeèſchenke Silberpocale mit YJunſchriften an die Anführer Peko Pawlowitſ#<, Lazar Sotſhita, ferner au< ſilbermontirte Repetirgewehre an die beiden Vorgenannten, dann an die Hinterbliebenen von Maxim Bacewitſ<, an den Popen Zimonitſ<, Trifko Vukalowitſ< und Luka Petkowitſ< vertheilte.
Jn Folge dieſer und bereits früher ſtattgefundener Vorkommniſſe war das Wiener auswärtige Amt bemüſſigt, im Jutereſſe des Friedens und der Neutralität wiederholt Beſchwerde gegen den Militär-Commandanten von Zara, Feldzeugmeiſter Freiherrn von Rodi, und gegen den General-Commandanten- von Agram, Feldzeugmeiſter Freiherrn von Mollinary, zu führen.
Offen wurde behauptet : Der eigentliche Sammelplaß der Jnſurgenten, wenn ſie ſih nicht auf dem Kriegspfade befunden haben, ſei niht türkiſcher, ſondern öſterreichiſcher Boden, und zwar die Städte Raguſa, Caſtelnuovo, Riſano und Cattaro geweſen. Fn dieſen Städten bewegten ſih- die Jnſurgenten aus und ein, ohne von den Behörden behelligt geworden zu ſein! Sie verſahen ſi< dort niht nur mit Lebensmitteln, ſondern auh mit Waffen, Pulver, Blei und Dynamit. All’ dies war in Hülle und Fülle vorhanden und wurde vor den Augen der Obrigkeit und der Bevölkerung an die Jnſurgenten je nah deren Bedarf verabfolgt.
Es wurden in Folge deſſen an den politiſchen Tact der Generale, welhe das Commando in Croatien und Dalmatien führten, re<t weit gehende Anforderungen geſtellt. Mit der Grenzwacht betraut, konnten fie ſi< der politiſchen Einſchreitung niht entziehen, welhe mit einer großen BVerantwortlichkeit verbunden iſt. Allerdings lebte Oeſterreich in Frieden mit der Türkei und es konnte ſi< den Pflichten der Neutralität (Parteiloſigkeit) nicht entziehen; allein ſchon die Menſchenfreundlichkeit ſchaffte hier Zerwürfniſſe. Wenn man den über die Grenze flüchtenden Jnſurgenten eine Zufluchtsſtätte eröffnete, ſo war dies eine Handlung zu Gunſten der Fnſurgenten und ‘eine Begünſtigung des Aufſtandes; aber fonnte Jemand vernünftigerweiſe von Oeſterrei fordern, daß es Diejenigen, welche vor der türkiſchen Grauſamkeit flohen, über die Grenze