Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

die vom Kriegsrath in der Suttorina gemachten Zuſäte. Das merkwürdige Manif eſt lautete: Jnſurgentenlager Suttorina, 26. Februar 1876.

Wir ſprechen \{li<t und gerade, ohne alle Umſchweife, indem wir uns unſerer nationalen Sprache bedienen. Wir unternehmen es, auf einige an uns gerichtete Schriften und Programme zu antworten, unſeren Freunden wie unſeren Feinden, gegenüber den Sympathien ſowohl wie Antipathien u. ſt. w. zu erwidern.

Wir Herzegowiner ſind eine unterdrü>te Nation, eine Nation von Sklaven während fünf Fahrhunderten, aber eine Nation, welche troß alledem der Schooß ö war, aus dem das reinſte und- edelſte ſerbiſhe Blut entſproßte. Ganz Europa weiß, daß dies die Wahrheit

iſt.

Als der Säbel der Osmanen uns in dem heroiſhen Kampfe von Koſſowo beſiegte, ward

unſere Freiheit in ſhwere Ketten geſ<hlagen. Sagen wir, es ſei Gottes Wille geweſen, daß der Ruhm Mohammeds erglänze und das Kreuz Jeſu Thränen vergieße. Wir haben uns angeſihts Europas nicht beklagt, wir thun es auh jet nicht; es war eben das Glück der türfiſhen Waffen und die Folge- unſerer Zwietracht, welche, wie es ſcheint, unter uns, d. h. in einigen Gliedern unſerer Nation, noh jeßt herrſcht.

Ja, wir können es ohne Furcht und Schande ausſprechen, daß die Shuld dieſer Zwietracht das uns verwandte Serbien trifft. Es iſt für uns peinlich, geſtehen zu müſſen, obwohl wir es ganz gut erkennen, daß, wäre ein directer Nachfolger des unſterblihen Karageorge, oder ein directer Nachfolger des Miloſ<h (Obrenowit\<) auf dem Throne, er wohl nicht die Schmerzensrufe unſerer Märtyrer hören könnte, ohne davon gerührt zu werden. Fn Wahrheit, der edle Geiſt des verſtorbenen Prinzen Milo} < — wären wix ſo glü>li<, ihn zu beſißen, wie wir unglü>li< ſind, das dem niht ſo iſt! hätte nicht erſt die Tiefe des Meeres, nicht die

öſterr.

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Fürſt Nikolaus Wrede,

General - Conſul in Belgrad.

Höhe des Himmels in dieſen bangevollen Augenbli>fen ausgerehnet! Er hätte ni&t_ nah re<ts und na< links ängſtli<h ausgebli>t, ſondern geradezu ſeinen Weg nah dem armen Bosnien und der Herzegowina genommen. Aber wehe, wehe !

Auf der anderen Seite hören wir von ReformProjecten, welche einige europäiſche Cabinete verfaßt haben, auf daß die unterdrü>ten Chriſten der Türkei zur Gleichberehtigung mit den Muſelmanen gelangen. Von all’ dieſen ReformProjecten begreifen wir nichts; für uns ſind ſie niht nur unzuverläſſig, ſondern ſogar geradezu unausführbar. i

Jn dieſem Reform-Projecte ſagt man fein Wort von der wir k-

lihen Freiheit, von der unabhängiGem Wr Mj Deje Mächte Europas garantirten Freiheit. Und doh wäre die? das ReformProject, das wir brauhen. Solcher Reformen bedürfen wir; wenn dieſe nicht — dann ſtoßt uns nur in das Grab, welches uns aufnehmen foll und in welches wir ſteigen müſſen, um die Welt zu verlaſſen !

Die Freunde unſeres Landes mögen ſih darnach verhalten, oder uns ſobald wie möglich uns ſelbſt überlaſſen, da ſie ja entweder das Recht oder Gründe haben mögen, die wilden Barbaren Aſiens zu unterſtützen, welche uns unterdrü>t und unſere Zwietracht verſhuldet haben, und die unter den anderen Nationen gerade als wie ein verpeſtetes Schaf unter einer geſunden Heerde ſind.

Wir wiederholen es: nur die wahre Freiheit kann uns entwaffnen. Um uns zu vernichten, bedarf es aber weit mehr Waffen als jener der Osmanen, denn es bleiben nah uns no< unſere Weiber, um uns zu rächen, indem ſie aus unſeren Händen das Racheſchwert für unſere Kinder empfangen, auf daß auch dieſe, ſelbſt im Sterben, unſere Freiheit und unſer Recht vertheidigen können. Umſomehr beſ{<hwört das von den Händen unſerer Würger rauchende Blut die Freunde und Wohlthäter unſeres Landes, uns zu helfen und zu rächen.