Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
Helfet uns! Unterſtüßt uns! Fett oder nie!
Oeſterreich, in ſeiner Eigenſchaft als Nachbarſtaat, erwies und erweiſt unſeren Kindern Wohlthaten, ſowie unſeren Greiſen und unſeren Frauen, Ewige Dankbarkeit dieſem Staate von Seite unſerer Nation und ihrer Häupter!
Der unſterbliche, mit Ruhm bede>te Befreier Ftaliens, Garibaldi, ſteht uns energiſch bei und zeigt ſi< als der eifrigſte Förderer unſéres unterdrü>ten Volkes! Er ſei von uns und unſeren Nachkomméèn geſegnet!
Das mächtige England, bis vor Kurzem der größte Freund des Türkiſchen Reiches, trug dasſelbe auf den Armen, in der Meinung, ein würdiges Kind zu pflegen, aus dem ein tüchtiger Mann werden ſollte, großmüthig und nüßlih gegen andere Nationen. Aber au England öffnet jebt die Augen und ſieht, daß es ſtatt eines Mannes eine giftige Schlange unterſtützte, die, einmal groß und ſtark, nur zum Unglü> der Menſcheit, dieſelbe verſchlingen und vergiften würde; und ſcließlih hätte ſie au< die Hand, die ihr zu eſſen gab, gebiſſen! Der mächtige engliſche Staat hat die Türkei dem todbringenden Abgrund überlaſſen und, auf unſere Hilferufe hörend, gewährt er uns ſeinen Beiſtand, we8wegen wir ihm ewige Dankbarkeit ſ{<ulden !
Unſere Brüder, unſere wahren Brüder, das edle, ſerbiſche Blut, die e<htenSöhne der Wojwodina, wachen Tag und Nacht für und über unſere Freiheit, wie der Vater und die Mutter über der Wiege ihres einzigen, kranken Sohnes oder ihrer Tochter. Bei der herriſchen Niederhaltung dieſes Volkes, in deſſen Mitte wir den Namen Miletics ſehen und hören, können wir ihm nichts ſagen; aber wir werden unſeren Kindern empfehlen, dieſes Volk zu ehren.
Was wir aber bedauern, iſt, daß ſie ſi niht beſtreben, unſeren auderen ſerbiſchen Brüdern kundzuthun, wie wir in vollem Kampfe gegen die Türken ſind, wie unſere Greiſe und unſere Weiber unter der Laſt ſo vieler Unglü>s8fälle erliegen, wie unſer Land ihren brüderlichen Beiſtand wünſcht und wie unſer ſtrömendes Blut darnah ſchreit, dur<h das verwandte Serbien gerächt zu werden! Fn Wahrheit, wenn ſie uns hörten, ſie würden uns beiſtehen ; aber ſie ſind — niht dem Raume na< — ſo weit von uns entfernt !
Deswegén beſhwören wir unſere Brüder der Wojwodina, aller Welt zu erzählen, daß die montenegriniſhen Häuſer voll von unſeren Flüchtlingen ſind, daß ihre Zahl größer iſt als die der montenegriniſhen Bevölkerung ſelbſt, und troßdem beklagt ſi< dieſe niht, im Gegentheile — ihr brüderlihes Herz iſt ſtets offen.
Nichtsdeſtoweniger bitten wir Montenegro, ſowie ein verjüngtes Serbien, vffen in den Kampf zu treten und unſer vergoſſenes Blut,
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welches Rache fordert, zu rächen ſuchen, das gleihgiltige und unthätige alte Serbien niht beachtend, welches uns ſo- fern iſt.
Es iſt niht unſere Sache, uns mit den vergleihenden Berechnungen der Diplomatie zu beſhäftigen, welche ſi< breit machen und von denen die Welt ſo viel Aufhebens macht. Unſer wahres heiliges Ziel iſt ‘au< heute no<, dem Feinde die Stirne zu bieten zu unſerer Vertheidigung und nah allen Seiten auf der Hut zu ſein, auf daß das Glü>, welches uns bis jeßt ſo günſtig war, uns niht mehr verlaſſe. Wir werden weiter kämpfen und ſiegen !
Wir können uns niht anders hberuhigen als dur< das Glü> der Unabhängigkeit, deren ſi<h Montenegro errEUE Wir betrachten es als ſicher, wir hoffen und erwarten vom mächtigen, ſtarken und glorreichen Rußland, daß es als Meſſias der \laviſ <ſerbiſhen Freiheit erſcheine. Jeßt oder nie, wenn es uns je geliebt und unſer Glü>k gewünſcht hat. Möge unſere Zukunft ihre Quelle in der machtvollen Wohlthätigkeit des illuſtren ruſſiſchen Thrones finden! Von Rußland erhoffen wir Hilfe für unſere wahre Freiheit!
Aver auch von allen anderen europäiſ<en Nationen erbitten wir, daß ſie uns unſere Unabhängigkeit geben. Unſere von allen Hinderniſſen beſreiten Waffen wünſchen jeßt ſowohl als fie es immer wünſchen werden, den Türken, troß blutiger Lettern, die gleihen Reformen zu dictiren, die ſie uns ſo vielmal ſhon dictirt haben.
Was Preußen anbelangt, das ſo ruhmreih und ſtolz, zweifeln wir nicht, daß es unſer Freund iſt, und wir hoffen, es unter den Erſten zu finden, die unſerer Freiheit zu Hilfe kommen werden, für die wir um Erbarmen flehen!
Noch einmal aber rufen wir die Mat Rußlands an, welhes uns Wohlthaten erwies, indem es uns Geld ſpendete, um unſere Kirchen und unſere Schulen zu gründen, uns Kreuze und goldgeſti>te Meßgewänder u. \. w. gab. Während unſere armen Prieſter aber in dieſen nämlichen Gewändern die Meſſe leſen, ſ<händeten die Muſelmanen ihre Weiber zu Hauſe. Rußland kann deshalb nicht taub und grauſam ſein; es wird für unſere heiligen Rechte und unſere Unabhängigkeit eintreten, auf daß wir niht ewige Sklaven bleiben !
Wir verlangen entweder wirkliche U nabhängigkeit oder den Tod!
Wir unterzeihnen dieſe Erklärung mit unſerem Blute und nehmen keinen anderen Vorſchlag an.
Jm Namen des Heerbannes und der Anführer der Fnſurgenten in der Suttorina :
Wojwode Lazar Sotſchitza. Arcimandrit Melentej Petrowitſ <. Wojwode Pop Bogdan Zimonitſ\<.
(L. 8.) Luka Petkowitſ<h.