Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Montenegriniſhe Anführer.

trahenten trot allen Siräubens der Pforte ; darum lud man ſerbiſhe und rumäniſche Vertreter nach Wien als ſelbſtſtändige Theilnehmer bei der internationalen Sanitäts-Conferenz ein, welche unabhängig von den Delegirten der Türkei ſtimmten, und ſorgte ebenſo dafür, daß beide Staaten bei den Einladungen zur internationalen Poſt-Conferenz in Bern und zu dem internationalen TelegraphenCongreſſe in Petersburg nicht übergangen wurden ; ja man trieb ſogar das Jutereſſe an dem wirt h\<aftli<en Aufſhwunge Serbiens und Rumäniens ſo weit, in Verhandlungen von Staat zu Staat mit ihnen einzutreten über den Abſchluß directer Zolltarif-Conventionen, troßdem der Großvezier unabläſſig bemüht war, Noten zu ſchreiben, in welchen derſelbe darzuthun ſih bemühte, es gehörten ſolhe Abmachungen lediglih in die Competenz des Großherrn. Vergeblih! galt es doc, die niht zu gewährende politiſche Vorſchubleiſtung dur< dieſe ökonomiſche Begünſtigung zu erſeßen, und man \{<meicelte ſich, dies vermittels der vorerwähnten Zugeſtändniſſe erzielen zu können. Allein, es ſcien, als habe. der Graf Andra ſy einen ſtarken Rechnungsfehler begangen, denn — was ex -als_rein wirth-

\<haftli<e Conceſſion betrachtete, hatte in den Augen der Rumänen und Serben durchaus den Werth eines vollen politiſchen Zugeſtändniſſes, das ihre Emancipation einleitete und die erſtrebte Unabhängigkeit in ihrem Sinne entſcheiden ſollte. “

Dex zweite Act der Komödie ſollte niht lange auf ſi< warten laſſen ; es war ein Spectakelſtü> der beunruhigendſten Art, das Anfangs October 1874 von den Verſ<hwörern an der unteren Donau in Scene geſetzt wurde. Die tributpflichtigen Fürſten des -Osmaniſchen Reiches - veranſtalteten gegen ihren Oberherrn eine militäriſheDemonſtration, deren drohende Sprache an Verſtändlichkeit nihts mehr zu wünſchen übrig ließ.

Nach dem feierli<hen nationalen Pompe zu urtheilen, wel<her bei dieſer Gelegenheit entfaltet wurde, fonnte man ſi< am Vorabende eines Kreuzzuges gegen den Halbmond, im Angeſichte eines allgemeinen Befreiungskrieges der Rajahs gegen die Ungläubigen zu befinden glauben. Fürſt Karl von Rumänien ließ ſeine geſammte Armee, reguläre Truppen und Milizen, in der Stärke von 40.000 Mann aufs