Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

wäſſer Truppen nah Klek dirigirte, welche dann

mit leihter Mühe den Fnſurgenten in den Rücken gefallen wären und dieſelben zwiſchen zwei Feuer gebracht hätten. Dazu war indeß nothwendig, daß den türkiſhen Truppen geſtattet wurde, ſich in einem dalmatiniſhen Hafen auszuſchiffen und von dort auf kurzem Landwege Klek zu erreichen.

Es wurde an die dalmatiniſche Landesregierung au< wirkli<h von dem türkiſchen Oberbefehlshaber ein diesbezüglihes Erſuchen geſtellt, das aber eine abſ<hlägige Antwort erfuhr, weil ein Durchmarſch türkiſher Truppen dur<h dalmatiniſhes Gebiet behufs Erleichterung der Niederwerfung des Aufſtandes vorausſihtli< eine ſolche Gährung unter der ſlaviſhen Bevölkerung jenes Kronlandes hervorgerufen haben würde, daß im Jutereſſe der Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe die erbetene Bewilligung niht ertheilt werden founte. Dies ſchien in Conſtantinopel einigermaßen verſtimmt zu haben, ſo gerechtfertigt auh dem unbefangenen Urtheile die Weigerung erſcheinen mußte, und die vertraulichen Anfragen Falcon Effendi's verriethen ſomit nur die

Empfindlichkeit, welche dieſer abſhlägige Beſcheid bei der Hohen Pforte hervorgerufen hatte.

Der erſte Mißerfolg der Fnſurgenten datirt vom 30. Juli. Die Herzegowiner {Fnſurgenten wurden dur< Liſt auf drei Seiten überrumpelt (in nächſter Nähe von Krupa) und ergriffen die Flucht. Die Türken verbrannten die Dörfer Dracevo und Doliante und zertrümmerten alles Vorhandene.

Der Anführer der Aufſtändiſchen war Michael Ljubohratitſ<, welcher erſter Adjutant des in den früheren Aufſtänden als Anführer vielgenannten Luka Vukalowitſ< geweſen, den er au< na< Rußland begleitet hatte. Später begab er ſi<h na< Montenegro, da ihm die Rückkehr in ſeine Heimat Trebinje in der Herzegowina türfiſcherſeits verwehrt war.

Die Lage wurde immer kritiſcher und auh der entſchiedenſte Optimiſt durfte niht mehr daran denken, die Situation, wie ſie dur<h den Aufſtand in der Herzegowina geſchaffen wurde, eine gefahrloſe zu nennen.

Jur WMilan's Reiſe und Verlobung.

JFumitten der allgemeinen Spannung, mit der die Vorgänge in der Herzegowina beobachtet wurden, fiel wie eine Bombe die Nachricht von der ganz unverhofften Reiſe des Fürſten Milan von Serbien na< Wien, wo derſelbe am 1. Auguſt 1875 mit dem Scnellzuge der Nordbahn eintraf. Die Reiſe bis Budapeſt hatte er mit dem Eilpoſtſchiffe zurückgelegt und von dort die Bahn zur Weiterfahrt benützt. Sein Gefolge beſtand aus dem Flügeladjutanten Oberſt Franz Zah, dem Hauptmanne Peter Fankowitſch, “dem Chevalier de Had ya, dem Capitain Fean Germany und dem Leibarzt Doctor Miloſ< Georgeowitſch.

Es lag nun nichts näher als die Vorausſezung, daß Fürſt Milan ſi< beim DreiKaiſer-Bund für die Chriſten der Herzegowina verwenden wollte. Der Aufſtand ſchien troß mancher in der lebten Zeit errungenen Erxfolge doh ohne Ausſiht. Die Rajahs, welche in ihrer Verzweiflung über die Härte des türkiſchen JFoches zu den Waffen gegriffen, hatten offenbar auf die thatkräftige Unterſtüßung ihrer Stammesbrüder, ohne wel<he das fühne Unternehmen ja von vorneherein völlig ausfihtslos war, gerechnet. Nun ſahen ſie ſih in ihren Erwartungen getäuſcht. Weder aus Serbien no<h aus Montenegro waren die erhofften Zuzüge eingetroffen. Die beiden Länder hätten wohl gerne das Jhrige für

die nationale Sache beigetragen, wenn niht von Wien und Petersburg der ſtricteſte Befehl an ſie ergangen wäre, ſih der vollkommenſten Ruhe und Enthaltſamkeit zu befleißigen. Gerade Fürſt Milan aber mußte dadurch in die bitterſte Verlegenheit gerathen. Die ganze Popularität, welche ex in ſeinem Lande beſißt, ſtand in Gefahr. Serbien träumte ſtets von der Errichtung eines großen Serbenreiches, von der Ausdehnung ſeiner Herrſchaft auf ſämmtliche Rajahs der Türkei. Nun ſollte es in einer entſcheidungsvollen Stunde alle ſeine Traditionen verleugnen ! Anſtatt ſi< an die Spiße eines allgemeinen Kreuzzuges zu ſtellen, ſollte Serbien die chriſtlihe Vorhut, welche ſih bereits in Bewegung geſeßt, feige im Stiche laſſen. Die Aufſtändiſchen mußten dadur< genöthigt werden, ſich den Türken auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen, gleichzeitig aber mußte ihr Glaube an die künftige Miſſion Serbiens erlöſchen und die Großmachtspläne der Riſtic und Genoſſen waren vielleicht auf immer, jedenfalls aber auf lange Jahre hinaus begraben!

Fürſt Milan begriff die Nothwendigkeit, überhaupt etwas, und ſei es was immer, zu unternehmen. Er durfte niht auf die Türken losſchlagen, aber das Reiſen konnte ihm weder der Sultan noh der Drei-Kaiſer-Bund verwehren. Wenn ſhon gar nichts Anderes, wollte er den

8*