Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, page 758
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In dem vorberührten Falle konnte auch niht mehr die Rede von Glück oder Zufall ſein, weil der Angriff auf die türkiſhen Schiffe {hon lange vorbereitet und verſuht worden war, bis die Sprengung am 26. Mai gelang.
Die kleinen Dampfſchiffe, welhe die Ruſſen auf der Eiſenbahn na< Galaß transportirt hatten, dieſe, ungefähr 8 Meter langen und 2 Meter breiten Schiffe, trugen eine kleine Schraubendampfmaſchine von 7 Pferdekraft und waren mit einem Verde> verſehen. Dieſes Verde> war mit einer aus gepreßtem Theer, Sägeſpänen und Kautſchuk zuſammengeſeßten Maſſe und außerdem mit eng aneinandergelegten, elaſtiſ<hen Säen bede>t. Dieſes dem Gewehrfeuer undur<hdringliche Verde ließ der aus 8 bis 15 Mann beſtehenden Mannſchaft Raum genug, um ſi< in gebü>ter Stellung in der -Mitte des Fahrzeuges zu bewegen, und endete ungefähr 1?/, Meter weit von dem Vordertheil wie von dem Hintertheil des Schiffes, ſo daß zur Manövrirung einer 4pfündigen Kanone und des Torpedo-Apparates Play blieb. An beiden Seiten des Fahrzeuges waren die Torpillenträger angebraht, welche aus einer 6 Meter langen, ſehr ſtarken Stange beſtanden, an deren Spitze eine große DynamitPatrone befeſtigt war. Dieſe Sprenginſtrumente fonnten 5 Meter weiter wie das Vordertheil des Schiſſes vorgeſchoben werden.
Jn der Nacht vom 25. bis zum 26. bekamen vier ſolche Fahrzeuge Befehl, zwei türkiſche Monitors und einen eiſernen Dampſer, die im Matſchhin-Canal in drohender Stellung ſi befanden, anzugreifen. Um Mitternaht wurde von Braila abgedampft und um 2 Uhr waren zwei von den ruſſiſchen Schiſſen dem größeren türkfiſhen Dampfer auf 80 Meter nahe gefommen. — Das eine Schiff war von dem Marine-Lieutenant Dubaſchoff, das andere von einem im gleihen Grade ſtehenden Offiziere, Namens Sche ſta ko ff, befehligt. Auf dem erſten befand ſih au< ein rumäniſcher Marine-Offizier, Namens Murgescu, der von der rumäniſchen Kriegsleitung an die ruſſiſhe Schifſsabtheilung attachirt und ‘wegen ſeiner anerkannten Tüchtigkeit und Localkenntniß dem ruſſiſchen Commandanten beigegeben war. Er ſollte auh dieſer Expedition große Dienſte erweiſen.
Wie das Schiff, das bis dahin dur das hohe Schilfrohr verborgen war, dem türkiſchen Wachtpoſten in Sicht kam, erſholl au< der Ruf : Wer da? auf den der rumäniſche Offizier, welcher der türkiſhen Sprache mächtig war, türkiſ< mit den Worten bizim a dam (Unſere Leute) antwortete. Dadur<h wurde Zeit gewonnen, bis auf 30 Meter dem Monitor näher zu kommen.
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Der Torpedokampf im Matſhin-Arme.
Jn dem Augenbli>e aber wurde auf dem Monitor Alarm geblaſen und ein anhaltendes Gewehrfeuer auf die fleinen Schiffe eröffnet, dem ſogleich au< Kanonenſchhüſſe folgten.
Während der Zeit hatte ſi< aber das angreifende Schiff ſo weit genähert, daß es die Dynamit-Patrone an das Hintertheil des Monitors ſtoßen konnte, welher au<h ſoglei<h dur< die Exploſion ein breites Loh bekam und auf der einen Seite zu ſinken anfing. Da näherte ſich das andere Torpedoſchiff und ſ<hlug mit einer anderen Patrone die Breitſeite des Monitors an, Derſelbe ſank denn au< langſam, ſogar ſo langſam, daß über 70 Mann ſih retteten und ſelbſt Zeit gefunden haben ſollen, die Schiffscaſſe auf einem Boote an's Land zu bringen. Das erſte ruſſiſche Schifflein wurde von der dur< die Dynamit-Exploſion gehobenen Waſſerſäule derart überflutet, daß es beinahe geſunken wäre. Dies hinderte aber die ruſſiſchen Sciffe nicht, die beiden anderen türkiſhen Schiffe, die ſi in aller Schnelligkeit zurü>gezogen hatten, bis na< Matſchin zu verfolgen.
Der im Matſchin-Canal zum Sinken gebrachte türfiſhe Monitor hieß „Seifi“ oder „Chiwſi Rahmann“ und glich, was die Bauart betriſſt, dem in die Luft geſprengten „Lutfi Djelil“, die Equipage betrug 219, na<h anderer Angabe 250 Mann. Die Armirung beſtand aus 5 Geſchüßen großen Kalibers, von denen zwei neunzöllige im hinteren Thurm, zwei ſiebenzöllige Geſhüße im vorderen Thurm und ein vierzigpfündiges Armſtrong-Gehüt hinter der Blindage (De>wand) am Schnabel placirt war. Der „Chiwſi Rahmann“ war mit einem Panzer gede>t, der in der Mitte 4-62 Zoll, an der Schnabel-Blindage 3 Zoll Dicke hatte. —
Die Juitiative und Leitung bei dieſer That gebührt dem Lieutenant Dubaſ ſof f. Er brachte zuerſt unter dem Feuer der Geſhüße und Gewehre den Torpedo, welchen er unter die linke Seite des türkiſhen Monitors geführt hatte, zur Exploſion. Der Monitor fing an, langſam zu ſinken, wobei auh das Torpedoboot langſam mit Waſſer gefüllt wurde. Scheſtakof f näherte ſi unterdeſſen dem Feuer zweier anderer türkiſcher Monitors derſelben Seite, welhe Dubaſſoff angegriffen hatte, führte den zweiten und dritten Torpedo unter das Schiff und ließ dieſelben explodiren. Die Schraube des Torpedobootes gerieth in die Bruchſtücke des Monitors, während vom Verde> des ſinkenden Schiſſes ununterxbrochen geſchoſſen und das Schießen nicht eher eingeſtellt wurde, als bis au< der Thurm im Waſſer zu verſinken anfing. Scheſtakoff antwortete aus ſeinem Revolver. Der Angriff der vier Boote dauerte etwa zwanzig Minuten, wobei