Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
die Dienſtalters-Rückſichten, als an perſönliche Eigenſchaften. Der General, dem ſeine Ernennung viele Neider zugezogen, iſ dreiundfünfzig Fahre alt, und kennt dur< Geburt und Erfahrung das Land und ſeine Bewohner. Dex Kriegsmann iſt in ihm mit dem Diplomaten vereinigt, und ſeine Neider wollen wiſſen, daß er ein boshaftes Vergnügen darin findet, die Naiven zu überliſten. Wenn ihm der Feind Schlauheit entgegenzuſeßen ſucht, ſo läßt ſi<h der General dadur<h niht aus der Faſſung bringen und bekämpft ihn mit den gleichen Waffen; wenn ihm auch dieſe Befriedigung verſagt wird, fo langweilt ex ſi. Er fklingelt dann
ſeinem Diener Jvan und ruft ihm zu: „Fn jenem Winkel des Zeltes hauſen Ratten.“ JFvan durchſucht Alles auf's Genaueſte, kehrt das oberſte zu unterſt, wiſcht ſi< endlich den Schweiß von der Stirne und erflärt, daß er keinen Rattenſhwanz ge-
ſehen habe.
„Dourgh!“ (Töôlpel) ſagt der General und reibt ſi die Hände. Er hat ſich wenigſtens über JFemanden luſtig machen können.
General Loris-Meliko ff iſt ſehr vertraulich mit den Soldaten, koſtet gerne die Suppe in der Menage, hbeſchäftigt ſih beſonders mit den Kranken und Verwundeten in den Ambulanzen, zeigt ſi ſtreng gegen die Oberoffiziere und hält im Allgemeinen {arf auf Disciplin. Sein Couſin befehligt als Chef die Cavallerie des Armeecorps von Alexandropol. Der Chef ſeines Belagerungsparkes iſt der Oberſt Akwerdoff, gleihfalls ein Armenier.
Das Corps von Eriwan hat den General Tergukaſſoſ\f zum Befehlshaber. Der Partikel „Ter“ zeigt an, daß er von einem armeniſchen Geiſtlichen herſtammt. Bei der Gefangennahme Schamyl's war der General der Erſte, welcher
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General-Lieutenant Heimaun,
Eroberer von Ardahan.
den Wall von Gunigs erſticg, um dort die ruſſiſhe Fahne aufzupflanzen. Er war es, der die fleine türkiſhe Feſtung Bajazid genommen hat. Unter ſeinen Befehlen ſteht der CavallerieGeneral Tſ\<hawtſchawadſe, ein Georgier. Das Corps von Atcalzik ſtand unter den Befehlen des Generals Dewel, eines gebornen Deutſchen. Das Armeecorps am Rive endlich
hatte zum Commandanten den General Dſylo Beghio, einen geborenen Montenegriner, der {hon ſeit lange in ruſſiſhen Dienſten ſtand. Er war
ein tapferer Soldat, deſſen militäriſche Talente jedo< in Tiflis ſtark beſtritten wurden. General Heimann gehört, wie {hon ſein Name zeigt, einer
deutſhen Familie an und befehligte die von General
Loris-Melikoff na< Ardahan entſandte Artillerie.
Nach einer anderen Verſion ſollte General Melikoff durhaus nicht in dem zu Mosfau von einem Lands-
mann desſelben, Herrn Lazare ff, gegründeten Jüſtitute für orientaliſche Sprachen, ſondern in der Gardecavalſerie - Funkerſchule erzogen worden ſein. Er trat in dieſelbe im Auguſt 1838 und verließ fie am 1. Auguſt 1842 mit dem Grade eines Cornets (erſter Offiziers8grad) im Garde - HußarenRegiment von Grodno. Armenier von Abſtammung, in Georgien geboren, wo er in ſteter Berührung mit den tartariſ<hen Bevölkerungen ſtand, und in der ruſſiſhen Armee dienend, hatte er es durchaus niht nöthig, das Jnſtitut Lazareff zu frequentiren, um das Armeniſche, Georgiſche, Tartariſche und Ruſſiſche zu kennen.
Stets ſehr beliebt bei allen ſeinen Cameraden und ſehr geſhäßt von Allen ſeinen Chefs, war Loris-Meliko ff von allen niht minder wegen ſeines <harmanten Charakters, ſeiner Beſcheidenheit und ſeines Mulhes geachtet, als wegen ſeines