Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

niht rechtzeitig in die Höhe gebraht werden und die Morgendämmerung traf ſie am Abhange an.

Eine zweite, ſowohl was die Anzahl der Geſhüße als au< die Bedeutung der Poſition anbelangt, no< wichtigere Batterie wurde auf den neben dem Dorfe- Buadoſſan aufſteigenden Höhen gegenüber Gelawerdy auf derſelben Stelle errichtet, wo’ der Corps-Commandirende am 13, (1.) Mai eine Recognoscirung vorgenommen hatte und von den feindlihen Granaten auf's Korn genommen worden war. Dieſe Batterie hatte die Beſtimmung, Gelawerdy und die demſelben bena<hbarten Befeſtigungen zu beſtreichen, wiewohl dieſelben ſämmtli höher als die Batterie ſelbſt gelegen waren. Vom Süden her wurde zwiſhen dem Dorfe Sapiſchew und Gudſchibrk, längs dem Abhange des Berges Alages, 4 Batterien an verſchiedenen Stellen und Anhöhen, theils aus Feld-, theils aus Belagerungs8geſhüben beſtehend, aufgeführt. Die leßtgenannten Batterien hatten die Beſtimmung, die Stadt und die am re<hten Ufer gelegenen Forts Kas-Tapaſi, Sliper, Djus und AhaliTabieh zu bombardiren.

Am 16. (4.) Mai war bei Tagesanbruch der größte Theil der ruſſiſ<hen Batterien zur Eröffnung des Feuers bereit. Um jedo< die Aufmerkſamkeit des Feindes von den noh niht ganz aufgeſtellten Batterien abzulenken, wurde General Dewel beauftragt, mit ſeinem Achalzik’ ſchen Corps, den Feind von der Nordſeite zu engagiren. General Dewel näherte ſi< demna<h mit ſeinen Truppen den Befeſtigungen und eröffnete die Kanonade mit der Kuban’ſchen berittenen Batterie. Man antwortete ihm von Gelawerdy mit einer unaufhörlihen Reihe von Geſchoßen ; der Artilleriekampf zog ſi< an dieſer nördlichen Seite rect lange hin, ohne übrigens ein Reſultat zu bringen.

Gegen 7 Uhr Morgens inſpicirte der CorpsCommandant die Alages’ſ{hen Batterien, veränderte theilweiſe deren Lage und ließ einige Stücke derſelben um einige hundert Faden vorwärts rüden. Schlag 8 Uhr wurde die Signal-Rakete abgelaſſen und ſämmtliche ſüdöſtlih von Ardahan gelegenen und die Feſtung ſammt den Borwerken umſpannenden Batterien eröffneten gleichzeitig das Feuer. Die Salven erfolgten von jeder Batterie der Reihe nah mit 2 Minuten Pauſe zwiſchen den Schüſſen. Beſonders ſtark waren die Salven der ruſſiſhen neuen Zwei-Pud-Mörſer, die das Ziel in einer Entfernung von mehr als ſe<s Werſt trafen. Die Türken antworteten aus den Forts Sliper, Kas-Tapaſi und Gelawerdy ; auh das Fort Ramazan ſandte einige Granaten, wiewohl die ruſſiſhen Batterien denſelben gar niht zugängli< waren. Die erſten türkiſhen Geſchoße fielen ein Werſt weit von den ruſſiſchen Batterien, während die leßzeren bereits Breſchen in die Mauern der Feſtung Ardahan ſchlugen. Die türkiſchen Granaten näherten ih in der Folge

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immer mehr. Die Kanonade wurde beiderſeits ſcharf und mit ſteigender Lebhaftigkeit geführt.

Um elf Uhr Vormittags poſtirte ſi< der von ſeinem Stab begleitete ruſſiſhe Kriegs-Commandirende bei der Hauptbatterie in der Höhe von Burdoſſan, wo es Granaten hagelte, welche zwiſchen die Geſhüße und Munitionskarren ſielen. Hier blieb der Stab hinter dem Hügel bis zum Sturmbeginn. Man mußte der türkiſhen Artillerie die Gerechtigkeit angedeihen laſſen, daß ſie ſehr ſiher <hoß; ihre Geſhoße waren jedoh< ſo ſhle<t, daß nur die wenigſten explodirten. Inzwiſchen attaquirte die Achalzik’ſhe Abtheilung die das türkiſhe Lager im Nordoſten von Gelawerdy ſhüßenden Redouten. Die größtentheils jungen ruſſiſhen Truppen ſtürmten mit anerkennenswerther Bravour.

Während das von ſeinem tapferen Commandeur Fürſt Amiradthibi geführte Eliſabetpol’ſhe Regiment eine befeſtigte Poſition nach der anderen ſtürmte, beſtrihen von der Südſeite die ruſſiſhen Batterien das Fort Gelawerdy. Gegen ein Uhr Mittags brachte eine Ordonnanz des Generals Dewel die Aufforderung, ſeine Attaque dur< einen Sturm von der Südſeite zu unterſtützen.

General Heimann beſtieg ſein Pferd und führte das Eriwan’ſhe und Baku-Regiment in den Sturm. Die Truppen mußten unter dem Feuer der feindlichen Batterie 2!/, Werſt vorrüden, jeden Augenbli> erwarteten die Ruſſen anſtatt der bisherigen Granaten Kartätſchenfeuer, Die Truppen zerſtreuten ſi< und rü>ten in fleinen Abtheilungen vor. Nur eine von General Heimann perſönlih angeführte Gruppe rüte langſam und in Colonnen ſammt der Standarte vor, die Türken herausfordernd. Als die Stürmenden den Fuß der Gelawerdyſhen Höhen erreichten, ſtellten die dortigen türkiſchen Batterien das Feuer gegen die ruſſiſhen Batterien ein, welhe nun auh ihrerſeits {<wiegen, um nicht die eigenen Truppen zu treffen, Jeden Augenbli> erwartete man, daß die Türken die vorrü>enden Ruſſen mit Kartätſhen empfangen würden; dies geſhah niht...

Das Eliſabetpoler Regiment war bereits in die Befeſtigungen gedrungen, als das Eriwan'ſche Corps und das Baku-Regiment heranrü>ten. Der Feind floh und ließ ſeine Geſhüte und Munitionskarren zurü>, ohne ‘erſtere vernagelt zu haben. Bis zum letzten Augenbli>e hielten nur die türkiſhen Artilleriſten aus, von denen kein einziger Pardon nahm und die ſämmtli< erſt mit ihrem Leben die Vertheidigung der Geſchütze aufgaben.

Hauptantheil an den Erfolgen des Tages hatte die Achalzik’ſhe Colonne unter General Dewel.