Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Die Ruſſen erbeuteten 9 Geſchüte, eine große Menge Munition, 1800 Gewehre und eine überaus große Quantität Pulver. General Loris -Me[ifo ff} bezeihnete den rufſiſhen Verluſt bei den Colonnen Dewel und Heimann als geringfügig. Unter den Schwerverwundeten befand ſich auh Major Fürſt Makajeff, deſſen Tapferkeit geradezu beiſpiellos geweſen war. folgenden Tage, den 17. Mai, fiel bis 3 Uhr ſo gut wie ni<hts vor. Beide ruſſiſhe Colonnen verhielten ſi< ruhig, und in der Feſtung mochte man ſi< der Einbildung hingegeben haben, daß die Nufſen ſo erſ<höpft ſeien, um Zeit zu neuen Vertheidigung8maßregeln zu geben. Dieſe Hoffnung wurde nur zu bald geläuſ<ht. Punkt drei Uhr wurde eine fur<htbare Kanonade gegen Ardahan ſelbſt eröffnet. Gegen ſe<s Uhr Nachmittags waren bereits breite Breſchen geſchoſſen und nun ging es an den Sturm, welchen die Regimenter Tiflis, Eriwan, Baku und 2 Bataillone Sappeurs eröffneten. Um */,9 Uhr drangen die genannten Regimenter, von den Truppen des Generals Heimann unterſtüßt, in das Junere der Feſtung, aus welcher die ganze türkfiſhe Beſabung, ohne ſih in einen weiteren Kampf einzulaſſen (man ſagt 12.000 Mann) floh. General Dewel ſelbſt ſeßte ſih ſofort an der Spitze einiger CavallerieAbtheilungen in Bewegung, um die Türken zu verfolgen. Wegen der eingebrohenen Dunkelheit der Nacht gelang es ihm aber niht, den Feind zu erreichen. Der Verluſt der Ruſſen war ein

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Am darauf-

verhältnißmäßig geringer. Es fielen den Ruſſen 60 Geſhübe, ein für 14 Bataillone errichtetes, mit Allem verſehenes Lager, eine Maſſe Munition und Proviant, ſowie 3400 gute Gewehre in die Hände. Weiters aber war nunmehr der Weg na< Erzerum frei und die vereinten Colonnen fonnten ungehindert gegen Kars mar-

\chiren.

Die Eroberung von Ardahan durh die Ruſſen war daher ein bedeutender Erfolg, welcher jenen der Türken bei Eroberung von SuchumKa leh bedeutend überragte.

Ardahan liegt auf dem nördlichen Kur-Ufer, beſteht aus zwei Terraſſen, von denen die obere die Citadelle trägt, die untere liegt ungefähr 60 Fuß über den hier kaum 20 Fuß breiten Kur. Rings um die Stadt ziehen ſi<h feſte Mauern von 25 Fuß Höhe und 6 Fuß Stärke. Die Ruſſen hatten in den früheren Kriegen einen größen Theil der Befeſtigungen geſprengt, und ſind heute nur no< unbedeutende Reſte dex alten Citadelle vorhanden, Von Ardahan zieht eine ziemli<h gute, etwa 70 Kilometer lange Straße nah Kars.

Der Hauptvortheil, welhen die Ruſſen mit der Eroberung von Ardahan errungen hatten, beſtand darin, daß ſie ſi< nun au< vom Norden und Weſten Kars nähern, dieſe Feſtung von Erzerum abſchneiden, vollends einſchließen und zu deren Belagerung ſchreiten konnten.

Der Auſſtand in Abchaſien und die Einnahme von Hu<um- Kaleh.

Bevor die Ruſſen einen erheblichen Erfolg ihrer „Waffen aufzuweiſen vermochten, hatten die Türken bereits eine bedeutende Waffenthat verübt.

Nachdem das Fort St. Nikolaus (Sceffatil) und Poti von einer Escadre, beſtehend aus den Panzerfregatten „Osmanieh" und „Aſſir Tefvik“, den Panzercorvetten „Mukademei-Keir“ und „Terthi-Bolend“ und dem Kanonenboote „Schach-Neir“ bombardirt worden war und ein Kampf bei Batum zu Gunſten der Türken ſtattgefunden hatte, gelangte ſ{hon wieder die Kunde in die Welt, daß Suchum-Kaleh durh die Türken erobert worden ſei.

Der Admiral, welcher die türkiſche Flotte dort commandirte, war Haſſan Paſcha, welcher ſeine nautiſhen Studien in England machte. Von der Landſeite dur< A bcha ſen unterſtüt, welche hon ſeit Monaten auf das Signal zum Losſchlagen warteten, fiel die etwa 3000 Einwohner zählende Veſte, nachdem ein Theil der Häuſer in Brand gerathen war.

Schon drei Wochen früher hatten ſi< fünf Tſcherkeſſenhäuptlinge von Conſtantinopel nah Batum begeben, und ſi< von da auf Haſſan Paſchas Flotte eingeſchifſt, welche fünf Panzerſchiffe ſtark, nah Suchum-Kaleh abſegelte. Am 3. Mai wurden die fünf Häuptlinge mit einem Gefolge und 600 Musketen bei Nacht aus8geſchifft und die Waffen unter die Einwohner ausgetheilt, deren Zahl etwa 300 betrug. Ha ffan Paſcha landete darauf eine Truppe von anderen Tſcherkeſſen, Kurden, Laſen und Türken, und während die Panzerſchiffe ein heftiges Feuer auf das Fort eröffneten, griffen die Beys den Plat mit verzweifelter Entſchloſſenheit an. Die Ruſſen ſeßten hartnä>igen, aber vergeblichen Widerſtand entgegen. Der Aufſtand ſchien ſi< über das ganze Gebiet ausgedehnt zu haben. Die Ruſſen wurden vertrieben und Zangara gleichfalls zerſtört. Türkiſche Truppen wurden in der Richtung na< Kutais ausgeſendet, um die Eiſenbahn nah Tiſlis im Rücken der Ruſſen zu zerſtören. Was Suchum-Kaleh betrifft, ſo war dieſe Hafen-

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