Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

türfiſhen Truppen) beſtehend, hatten ſie die Richtung na< dem Krupa-Thale genommen, wo die cFnſurgenten bei der über den Fluß führenden, jedoch ſeit dem Aufſtande zerſtörten Brücke längere Zeit hindurch eine feſte Poſition genommen hatten.

Die Fnſurgenten waren in drei Tabors (Bataillone) getheilt und hatten die Aufgabe, etwaige Bormärſche von türkiſchen Truppen von jenſeits der Narenta aufzuhalten. Von der türkiſchen Uebermacht plöblih angefallen, ſ{lugen ſi die Herzegowiner aus allen Kräften und hätten vielleicht das Feld behauptet, wenn die türkiſchen Asfkeren nicht ſo viel und ſo gut geſchoſſen hätten, wodurch ‘die Chriſten die beſten ihrer Männer verloren. Da ſie das Feuer niht erwidern konnten und die Türken dem Handgemenge, wo die Chriſten das Uebergewicht gehabt hätten, vorſichtig auswichen, blieb den JFuſurgenten \<ließli< nihts übrig, als zu flüchten. Nun ergoß ſi die ganze türkiſche Macht, über 800 Mann zählend, über die Dörfer der Umgegend, Alles vor ſich her ſengend und mordend. Jn Dracevo wurden 50, in Doljane 25 Häuſer zerſtört. Jn dem leßten Orte wurde au<h das Pfarrhaus ausgeplündert und in Brand geſte>t; jedo< gelang es dem Pfarrer nah Matkowitſ{< zu flüchten. Fn demſelben Orte drangen die Türken in die Kirche ein, nahmen alle Koſtbarkeiten weg, während fie das Uebrige zerſhlugen und verunreinigten, namentli< den Hauptaltar, wo die Heiligenbilder und Statuen außerdem zu Fraben verunſtaltet wurden.

Dieſe Niederlage machte auf die Jnſurgenten indeſſen keinen beſonderen Eindru> und auh als die Haltung Englands bekannt wurde, blieb dies ohne Wirkung. Bezüglih der Herzegowina verlautete in London: „England kann keinen Schritt vorwärts thun, obwohl es mit den Chriſten ſympathiſirt, wel<he das Gewicht der türkiſchen Raubſucht fühlen. Obgleich die momentane Hoffnung auf türkiſche Reue längſt zerronnen iſt, wiegt doh der Frieden im europäiſchen O ſten ungeheuer mehr als die Wohlfahrt der Herzegowina. Die Herzegowina muß warten.“

Jun Ganzen ſtanden bis nun vier herzegowiniſhe Corps unter den Waffen ; das erſte, unter dem Befehle von Staſchit\<, führte die Gefechte an der Narenta. Dieſes herzegowiniſche Corps, verſtärkt dur<h die Aufſtändiſchen aus Popowopolje und der Crivoscie, zog ſi< vom 1. bis 5. Auguſt in ſeiner Hauptmacht an der Trebirſchajeßa entlang und lagerte vor Trebinje, welche Stadt gänzlih eingeſchloſſen wurde. Die türkiſhe Beſatzung betrug 4000 Mann, während die Fnſurgenten 8000 Perſonen in dieſer Gegend unter den Waffen hatten. Zu dieſem Corps ſtieß, als Befehlshaber der Artillerie, der Sriftſeßer Miroslaw Hubmaier aus Laibah, welcher

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nah einer abenteuerlihen Reiſe mit zwanzig dalmatiniſhen Freiwilligen über die Grenze ging.

Der Slovene und geborene Laibacher Miro 8law Hubmaier iſ eine der bedeutſameren Erſcheinungen des Fnſurgenten-Corps. Derſelbe war Zugsführer bei der öſterreihiſhen Artillerie. Er betheiligte ſi< als Freiwilliger an der Fnſurrection und hatte fich dur< ſeinen ungewöhnlichen perſönlichen Muth binnen der aht Wochen ihrer Dauer bereits einen Namen in der ganzen Herzegowina gemacht. Die Fnſurgenten ſprachen ſtets mit enthuſiaſtiſher Bewunderung von ſeiner Bravour. Wir kommen ſpäter no< auf ihn zurü>.

Ein zweites Corps ſtand an der montenegriniſhen Grenze bei Gatſchko; bei dieſem befanden ſi<h die meiſten Cernagorzen unter den Befchlshabern Zimonitſ<, Alexitſ<h undPetrowit\<. Das Hauptquartier befand ſi< in einem Kloſter. — Das dritte Corps ſtand bei Neveſinje unter Commando des ſchon aus dem 1862er Aufſtande bekannten Ljubobratitſ<, welcher bisher in Serbien lebte. — Das vierte Corps ſtand um Ljubuſchka, Kruſchewiß und Stolatz, und hielt letzteren Ort cernirt, da derſelbe no< niht eingenommen wurde. Gleichzeitig beherrſchte dieſes Corps die hier ſchiffbare Narenta. Alle vier Corps ſollten nun zu einem Geſammtheere vereinigt werden, um einen Hauptſhlag auszuführen, welhem aber die Einnahme von Trebinje vorhergehen mußte.

Die Bewaffnung der Aufſtändiſhen war ſehr verſchieden ; vom alten Feuerſteingewehr bis zum Hinterlader neueſter Conſtruction waren alle Schießwaffen vertreten, doh wurde darauf geſehen, daß in jedem Gefeht den Türken nah Möglichkeit neue Waffen abgenommen würden, um die alten unbrauchbaren auszumerzen. An Artillerie beſaßen die Fnſurgenten vor Trebinje einige Gebirg8geſhüße und ſe<s den Türken abgenommene Krupp’ſche Hinterlader; im Uebrigen waren auh Geſhüße angekauft und bereits auf dem Wege nah der Herzegowina,

Maſſenhaft gingen Freiwillige na<h der Herzegowina. Daß der Aufſtand nicht ſo bald beendigt ſein werde, war ſicher, und ob das Ende zu Gunſten der Os8manen ausfiele, immerhin noh ſehr fragli<h. Fn Rascien (dem ſüdöſtlichen Theile der Herzegowina) befanden ſi<h auh {on die Diſtricte von Piva, Banjani, Drobujaci, Scranci und Kolaſchin im Aufſtande und operirten vereint mit den Piperi (Montenegrinern) gegen die bei Novi-Bazar und Türkiſch-Vaſojevich ſtehenden osmaniſhen Truppen. Dort begannen die Kämpfe mit dem Gefechte bei Andrijevice in Folge von Gewaltthätigkeiten, die \ſi< türkiſche Soldaten gegen ein montenegriniſhes Hirtenmädchen erlaubten.

Jm erſten Gefecht flogen die Projectile bis auf montenegriniſches Territorium.