Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Duga-Paſſe hinauswerfen zu können. Die Mohammedaner wünſchten ni<ts ſehnliher, als daß der heimatli<he Boden von dem möntenegriniſhen Einfalle befreit werde.

Auch Montenegro ſtand Ende März wieder fampfbereit. Der ruſſiſ<he Militär-Repräſentant beim Fürſten von Mont *2gro, Oberſtlieutenant Bogoljuboff, hatte die Leitung des montenegriniſhen Generalſtabes am 27. März übernommen; derſelbe hatte vom Kaiſer Alexander einen Ehrenſäbel mit der Jnſchrift „Für Tapferkeit“ erhalten. -

Die montenegriniſhe Streitmacht war in zwei Corps getheilt worden. Das kleinere, etwa aus 8000 Mann beſtehend, war an der herzegowinihen Grenze zuſammengezogen worden, während das größere Corps, welhes 12.000 Streiter zählte, in der Podgorißa Aufſtellung nahm. Das Commando über dieſe Abtheilung wollte Fürſt Nikolaus ſelbſt führen. Auch Artillerie ſollte in Waſſojeritſhe aufgeſtellt werden. Montenegro verfügte über etwa 54 Geſhüße, na<hdem Kriegsminiſter Clamenaß aus Ftalien zwei Batterien nach Cettinje befördert hatte. Es wurde verſichert, daß dieſe Geſhüße von einem Ruſſen in Amerika gekauft und auf einem ruſſiſhen Schiffe nach Brindiſi gebracht worden waren. Auch Geld ſollte in den leßten Tagen aus Petersburg via Trieſt nah Cettinje geſhi>t worden ſein.

Aber auch eine andere Nation richtete ſi zum Eingreifen in den Kampf; es war die griechiſche.

Schon bei Beginn des Aufſtandes in Bosnien und in der Herzegowina gaben ſi< allenthalben in Griechenland die Sympathien für die <hriſtlihen Brüder kund. Am 24. April übertraten mehrere Freiſchaaren von Griechenland aus in's türfiſhe Gebiet, um den Auſſtand in Theſſalien anzufahen. Der ottomaniſhe Geſandte, Photiades Paſcha, hatte an die griehiſ<he Regierung eine in energiſhen Ausdrü>en abgefaßte Note gerichtet, in welcher der türkiſche Vertreter die großen Gefahren, welche für Griechenland aus derartigen Vorkommniſſen hervorgehen konnten, in draſtiſher Weiſe hervorhob.

Die griechiſhe Regierung entſ<hloß ſi< auh aus Anlaß des ausgebrochenen ruſſiſh-türkiſchen Krieges unter energiſher Fortſeßung der begonnenen Rüſtungen vorerſt eine rüchaltende Neutralität zu beobahten und ſi< entſprehenden Falles in dieſem Sinne zu äußern.

Die Mobiliſirung des griechiſchen Heeres hatte bereits begonnen, und die Einberufung der außerordentlihen Reſerven war geordnet worden. Es ſind daher einige Daten über dieſe Armee, welche im Fahre 1876 einer durchgreifenden Reorganiſirung unterzogen worden, niht ganz unintereſſant, Zur Zeit zählte die griehiſ<he Armee 10 Fnfanterie Bataillone mit

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10 Stabs- und 220 Oberoffizieren und Soldaten. Von dieſen Truppen waren je 2 Bataillone in Athen, Lamic und Pyräus, die übrigen in Tripoliza, Nauplia, Miſſolonghi und Corfu ſtationirt. Ferner exiſtirten 4 Bataillone Akropoliste (Bergjäger), die an der theſſaliſ<hen Grenze und auf Euböa lagen, jedes Bataillon zu 4 Compagnien, endli<h 4 Grenz-Compagnien, wel<he im Frieden die Grenzpäſſe Arkaniens zu überwachen hatten, im Kriege jedo<h die Avantgarde der Feldarmee zu bilden beſtimmt waren.

Die geſammte Fnfanterie zählte im Momente 8519 Mann; dur< das Mobiliſirungs8decret wurden die Fnfanterie-Bataillone mit der Errichtung von je 2 Compagnien auf 8 im Ganzen gebra<ht und formirte jedes Bataillon nun ein Regiment mit der Geſammtſtärke von 1371 Mann. Aus den 4 Bergjäger-Bataillonen wurden dur< Einbeziehung der außerordentlichen Reſerven no< weitere 8 Bataillone mit den Nummern 5—12 errichtet, ſo daß dieſes Corps dann 7292 Mann zählte. Ebenfalls wurden 4 neue Grenzjäger-Bataillone mit zuſammen 2512 Mann aus Freiwilligen errichtet. Endlich beſtanden die Cadres für die Errichtung von 30 Freiwilligen-Bataillonen zu 4 Compagnien gleih 647 Mann.

Die Reiterei, zur Zeit 5 Escadronen Uhlanen, 412 Mann und 434 Pferde ſtark, fonnte im Kriege auf 575 Reiter und 642 Pferde gebra<ht werden.

Die Artillerie formirte 1 Regiment, à 6 Feldbatterien und 1 Zeug8compagnie mit zuſammen 621 Mann und 174 Pferden und Maulthieren und 32 Geſchüßen, und zwar: 12 Stü> gezogene 4pfündige Feldgeſchüte, 6 Stü>k gezogene 12pfündige Feldgeſhüte, 14 Stück gezogene 4pfündige Gebirg8geſchüße (ſämmtli<h Bronze Vorderlader-Syſtem Lahitte).

Jm Kriege werden 6 Batterien Krupp" ſcher 8 Cm.-Geſchüße formirt und mit den Nummern 7 bis 12 bezeihnet, ſo daß dann der Geſhüßſtand 68 Geſchütze beträgt; jede der 12 Batterien errihtet dann auh eine Munitionscolonne. Der Kriegsſtand der Artillerie beträgt 1547 Maun, 732 Pferde, 446 Maulthiere und 968 Trainſoldaten. An te<hniſ<hen Waffen beſaß Griehenland einen Genieſtab von 40 Offizieren und 75 Soldaten, ein Sappeur-Bataillon à 3 Compagnien gleich 263 Mann; im Kriegsfalle werden 3 Compagnien neu errichtet und zählt die Geniewaffe 915 Mann. Ueber Brü>entrains verfügte Griechenland derzeit niht.

Die Landes-Gendarmerie, aus 2346 Mann beſtehend, wird im Kriegsfalle der Feldarmee zugezogen; den Sanitätsdienſt verrichten im Frieden 70 Ober-, 20 Wundärzte, wozu im Kriege je 2 Mann per Feldcompagnie, alſo

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