Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

tation weſtli<h des Fantra-Fluſſes eine üppige, blühende; wohlangebautes und diht bewaldetes Land. Die Ortſchaften, in denen die chriſtliche Bevölkerung vorherrſcht, im Gegenſaß zu den öſtlihen Balkan-Landſchaften, wo die mohammedaniſche Nace vorwiegt, ſind wohlhabend, und die Verkehrsverhältniſſe günſtiger. Dieſem nah fand die ruſſiſhe Armee im weſtli<hen Theile des Kriegsſhauplaßzes genügende Hilfsquellen; zumal bei einer befreundeten Bevölkerung.

Der Uebergang bei Zimnitza-Siſtowo bot daher im Detail der Ausführung, wie in ſeinem ſtrategiſ<hen Zwe>e überraſchende Aehnlichkeit mit dem Donau-Uebergange bei BrailaMatſchin. Der Verſuh ſollte ſo viel als möglih den Charakter einer Ueberraſhung an ſi< tragen, und es war daher nothwendig, die Dispoſitionen bis zum Einbru<h der Nacht zu verſchieben. Die Diviſion Dragimiro ff hatte den Ehrenpoſten und war beſtimmt, den Uebergang auf das türfiſche Ufer zeitig Morgens zu bewirken. Die Diviſion Mirky als Unterſtützung hatte einen Nachtmarſh von Liſſa zu machen und ſollte um ſieben Uhr Früh in die Stellung von Zimnita eingerü>t ſein, um ihrer Shweſter-Diviſion, falls dieſe die Donau glü>li< überſchritten und das jenſeitige Ufer erreiht hätte, dahin na<hzufolgen. Im Falle eines Fehlſchlagens jedoch ſollte ſie das Gefeht aufnehmen und um jeden Preis die Paſſage erzwingen ; denn der Großfürſt Nikolaus hatte erklärt, daß er eine Weigerung niht gelten laſſen werde. Der Fluß mußte bei Zimnißa überſchritten werden, foſtete es was es wollte. Andere Diviſionen ſtanden für den Fall des Bedarfes innerhalb der Rufweite. Die Gewäſſer mochten von Blut geröthet, aber ſie mußten überſhritten werden.

Mit einbrechender Dunkelheit begann General Dragimiroff ſeine Dispoſitionen. Sein Erſtes war, in bereits vorgerihteten Pläßen eine Reihe von Feldgeſhüßen zur Beſtreihung des gegenüberliegenden Ufers aufzuſtellen. Währenddeſſen wurde ſeine JFnfanterie in Marſch geſeßt, um über die offenen Flächen hinweg in die De>ung des Weidengehölzes zu gelangen. Die Finſterniß und andere Hinderniſſe waren jedoh ſo groß, daß, als Alles fertig war, bereits der Morgen graute. Eine Brü>ke war nicht vorhanden, ſondern nur eine Anzahl Kähne, deren jeder zwiſhen 15 und 40 Mann faſſen konnte, und dieſe wurden mittelſt Wagen dur den Schlamm gezogen und unter dem Schutze der überhängenden Zweige der Weidenbäume in's Waſſer gelaſſen. Die Truppen ſchifften ſi< ein und ſtießen ab, ſowie die Kähne gefüllt waren. Dragimiroff ſtand am ſhlammigen Uferrande und enthot ſeinen tapferen Gefährten ein Fahrewohl. Er hätte gerne ihnen den Weg gewieſen ; aber obgleih ein wiſſenſchaft-

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lih gebildeter Soldat, war es ſeine Pflicht, bis ſpäter zu warten. Die dankbare Aufgabe fiel dem Generalmajor Yolchin zu, deſſen Brigade aus dem Valinskiſhen und Minskiſchen (53. und 54.) Fnfanterie-Regiment beſtand. Die Boote wurden anfänglih, ſo lange ſie in der kleinen Bucht waren, gerudert; ſpäter kam ein DampfShleppboot zu Verwendung.

Die Türken hatten die Nacht hindurch nicht geſchlafen, ſondern ſcharf Wache gehalten. Jhre wenigen Geſchütze eröffneten plöbli<h das Feuer auf die Boote, auf die hinter den Weidenbäumen verborgenen Maſſen und auf die dur<h die Niederung marſhirenden Colonnen. Doch dies war no< niht Alles. Von dem Abhang wurde ein ſharfes Gewehrfeuer auf die Boote eröffnet. Die türkfiſhen Schüßen hielten den Landungsplayß. General Yolchin hat jedo< niht umſonſt die Kriege im Kaukaſus mitgemacht. Sein Bool fuhr an der Spie, und die türkiſhen Shütßen waren nur fünfzig Ellen vom Ufer entfernt. Der General landete mit ſeiner Handvoll Leuten und befahl ihnen, ſi< in den Schlamm niederzulegen. Ein oder zwei Mann waren bereits dur< türkiſche Kugeln niedergeſtre>t worden. Die Ruſſen eröffneten nun ein Tirailleurfeuer, um die Landung der nachfolgenden Boote zu de>en. Eines nach dem anderen legte am Ufer an und ſette die Mannſchaften an's Land. Endlih waren genug Soldaten da. Yolchin befahl ſeinen Soldaten, die Bajonnete zu pflanzen, aufzuſtehen und ihren Offizieren zu folgen. Mit lautem Ruf ſtürzten die Ruſſen vorwärts, was die Türken mit einer Salve beantworteten. Die Salve war nict in die Luft gegangen, doh warteten die Türken den Bajonnetangriff niht ab, ſondern zogen fi zurü>. Yolchin's Tirailleure folgten ihnen auf dem Fuße, einige Entfernung über eine Senkung, doch war es ihnen für jezt unmögli<h, die Türken aus ihrer Hauptſtellung zu verdrängen.

Mittlerweile fuhren die Boote in der Ueberſebung von Truppen fort. Die ruſſiſ<hen Kanonen hatten das Feuer ſogleih auf die Türken begonnen, ſobald ſie bemerkten, daß der Ueberfall nicht gelungen. Die türkiſchen Kugeln fielen in's Waſſer, pſiffen dur< die Weiden und platten zwiſchen den dur die Niederung marſchirenden Colonnen. Ein Projectil eines Berggeſhüßes traf ein Boot, das zwei Geſchütze, ihre Bedienungsmannſchaſt und den Batterie-Commandanten enthielt. Das Boot ſank ſoglei<h unter, und find Alle, die darin waren, umgekommen. Dies war der einzige ernſtlihe Unfall, obwohl zahlreihe ruſſiſhe Soldaten todt über Bord fielen. Nichtsdeſtoweniger ging die Operation ſtetig vor ſi<h, ſo daß ſobald die ganze Brigade Yolchin mit einer Batterie ſi auf dem jenſeitigen Ufer befand, Dragimiroff bereits drüben war.

Werfen wir zuerſt einen Bli auf die Scenerie.