Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

und folgenden Kämpfen betrug 300 Todte und 1050 Verwundete. Die Front der türkiſhen Aufſtellung war bei Siſtowo dur<hbro<en, ihr rehter Flügel war von Hirſowa aus ſtark gefährdet, ihr linker Flügel war zur Unthätigkeit gezwungen.

Fünf Tage alſo na< dem vom ruſſiſchen linken Flügel bewirkten Donau-Uebergange nah der Dobrudſcha iſt von Seite des ruſſiſchen Centrums der Uebergang über die Donau in der Gegend von Siſtowo begonnen worden. Am 27. Funi Früh überſeßte in Gegenwart des Großfürſt-Obercommandanten die Diviſion des Generals Dragimiroff vom Corps des Generallieutenants Radetky auf Schiffen und Barken den Strom an der Stelle der Fnſel Wardin, unweit der Wede-Mündung, und vertrieb die Türken nah unbedeutendem Widerſtande vom jenſeitigen Ufer. Dex Diviſion folgte der Reſt des ruſſiſhen 8. Corps und am 28. das 13. Corps unter General Hahn. Fm Ganzen hatten ſohin {hon 60- bis 70.000 Maun Ruſſen den bulgariſhen Boden bei Siſtowo, in der Mitte der türfiſhen Aufſtellung an der Donau betreten. Dieſe Macht war zunächſt mehr als hinreichend, um das türkiſhe Ufer bis zum Anlangen der anderen Corps des ruſſiſhen Centrums, des 12. und 11,, behaupten zu können. Auch der rechte Flügel, 9. Corps, unter Krüdener, konnte unter dem Eindru>e des gelungenen Ueberganges bei Siſtowo den Strom bei Nikopolis leichter überſchreiten und derart den ſtrategiſhen Aufmarſ<h in Bulgarien vervollſtändigen. Daß eines der obgenannten Corps, 11. und 12., den Uebergang zunächſt Ruſtſchuk bewerkſtelligte, um dieſe Feſtung einzuſchließen, war höchſt wahrſcheinlih; der Zeitpunkt durfte jedo< von dem Vorſchreiten der Occupation am jenſeitigen Ufer und den zunächſt dagegen getroffenen Vertheidigungsanſtalten der Türken ahhängen. War nämli< das türkiſ<he Corps, welches das verſchanzte Lager bei Ruſtſhuk beſet hielt und etwa 30.000 Mann ſtark ſein ſollte, mit dem größten Theile ſeiner Macht gegen Siſtowo abmarſchirt, um die bereits daſelbſt gelandeten Ruſſen zurü>zuwerfen, ſo durfte das Ruſtſchuk zunächſt lagernde Corps der Ruſſen dieſe Abweſenheit ohne Zweifel dazu benützen, um in der Nähe der Feſtung die Donau zu überſeßen und dem türkiſhen Corps die Rückkehr abzuſchneiden. Barken, Flöſſe und anderes Ueberſchiſfung8materiale lagen ruſſiſherſeits hinter den Fnſeln bei Giurgewo zu dieſem Zwecke bereit.

Die Feſtung ſelbſt, deren Donau-Vertheidigungs3werke dur< die anhaltende Beſchießung von Seite ruſſiſher Batterien hon ſehr defect waren, fonnte den Uebergang über den Strom kaum zu verhindern im Stande ſein. Der ſtrategiſche Vortheil, den die ruſſiſhe Heeresleitung aus dem

Generallieutenant

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gelungenen Uebergange auf den wichtigſten, weil gegen die Balkan-Linien am weiteſten ſüdlich vorſpringenden Punkt der ganzen Donauſtre>e ziehen konnten, war ein weittragender. Die ruſſiſche Armee durfte niht ſäumen, ſi< des von Siſtowo nur zehn Meilen entfernten Straßenfnotenpunftes über das Balkan-Gebirge, der ehemaligen Hauptſtadt Bulgariens, Tirnowa, zu bemächtigen. Sie hatte dahin um zwei Märſche näher als das türkiſhe Corps des ESrem Paſcha in Ruſtſchuk und um ſe<s Märſche weniger als das Corps Ejub Paſchas in Schumla. Osman Paſcha in Widdin war zu entfernt, um Tirnowa ſchüßen zu können, au< mußte er mit dem ihm über Nikopolis entgegentretenden 9. ruſſiſhen Corps und der rumäniſchen Armee ſelbſt genug zu ſchaffen haben, Die kleinen türkiſhen Beſaßungen, die in den BalkanPäſſen und in Tirnowa lagen, waren niht im Stande, den Marſch der ruſſiſhen Armee gegen den Balkan aufzuhalten, und da die größeren Kräfte der Türkei in Ruſtſchuk, Schumla und Widdin von Tirnowa viel weiter entfernt find als die Ruſſen von der Donau-Uebergangsſtelle, ſo war dieſer Straßenknotenpunkt und mit ihm auh die Balkan-Paſſagen weſtli<h von Schumla für die Türken als verloren zu betrachten. Dex Durchbruch der türkiſchen Donauſtellung hatte durch den einfachen Donau-Uebergang der Ruſſen bei Siſtowo ſtattgefunden und konnte durch alle Anſtrengungen der türkiſchen Generale faum wieder paralyſirt werden.

Außer der Kürze der ruſſiſ<hen Operationslinie von Siſtowo nah Tirnowa beſitzt ſie au< die Vortheile der taktiſhen Sicherheit und der leihten Verpflegung. Das tiefeingeſhnittene Flußthal der Jantra, welche über Tirnowa vom Balfan herabkommt, de>t die eventuellen BalkanOperationen der Ruſſen in der linken Flanke. An ihren Ufern, die befeſtigt werden können, mochte die Wirkungſphäre des türkiſchen Feſtung8Viere>es abgegrenzt werden. Jn einer Defenſivſtellung an der Jantra geſtüßt, konnte die ruſſiſche Armee die langausgedehnte Aufſtellung des türkihen linken Flügels zwiſhen Siſtowo und Widdin aufrollen und die Ero bexung des weſtli<hen Bulgariens vollenden, während die türkiſhe Hauptarmee, welher man von hefreundeter Seite den Rath ertheilte, den Angriff der Ruſſen im Feſtungs-Viere>e zu erwarten, aus dieſem ruhig zuſehen mußte, wenn ſie dieſes nict verlaſſen wollte.

Bei der Verlegung der ruſſiſhen Hauptoperationen na< Weſtbulgarien, wie fie begonnen hatten, war auh die Verpflegung der Armee eine leichtere. Während die Vor-Terraſſen des Balkan im Oſten das Gepräge einer Steppe haben, wo der Baumwuchs dürftig und die Flüſſe im Sommer vertro>nen , iſt die BVege-