Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
rü>t, und hatte dadur<h auf ſeinem Wege über Tirnowa, Gabrowa na< den BalkanPäſſen von Schipka und das Thal von Kaſanlik gewonnen. Nikopolis- hatte capitulirt und war bereits am 16. Fuli Früh von den ruſſiſhen Truppen beſeßt worden. j Am 12. Juli waren die erſten Abtheilungen des 9. Armeecorps, aus zwei Diviſionen Fnfanterie, einer Diviſion Cavallerie und mehreren \{<weren Batterien beſtehend, im Ganzen an 21.000 Mann ſtark, unter Anführung des Generals Krüdener vor den Anhöhen erſchienen, die von der Süd- und Oſtſeite Nikopolis gleih einem Ring natürlicher Forts umgeben. Den ganzen Tag des 12. und die darauffolgende Nacht benüßten die Ruſſen, um alle Vorbereitungen für den bevorſtehenden Angriff zu treffen, und während die ruſſiſhen Batterien die beſten Angriffspunkte ausſjuchten, ihre Cavallerie und Fnfanterie in geſhüßten Stellungen Plaß nahm, ſahen die Türken all dieſem Treiben ruhig zu, glei<h als ob es ſi< um großartige intereſſante Manöver handeln würde, niht aber einen Kampf auf Leben und Tod. Unterdeſſen hatte auch eine Abtheilung rumäniſcher Truppen, der Diviſion des Generals Manu angehörend, eine Recognoscirung gegen Nikopolis von der Weſtſeite aus unternommen. Der Hauptmann Stanescu mit zwei Bataillonen Fnfanterie und einer Escadron Cavallerie hatte die Donau überſhritten und das Dorf Tſchernorißa, nahe bei Nikopolis, widerſtandslos beſet. Nachdem iman ſi< aber überzeugt hatte, daß ſi hier feine türkiſchen Batterien befänden, zog ſi<h Stanescu auf das rumäniſche Ufer zurü>. Am 13. Mittags eröffneten die erſten ruſſiſhen Batterien ein heftiges Feuer auf die obengenannten Höhen, welche von der türkiſchen Artillerie beſeßt waren. Die Türken beantworteten auf's nahdrüclichſte das feindlihe Feuer und fügten den Ruſſen, na< eigener Ausſage, großen Schaden zu. Man hat man<mal behauptet, daß die türkiſhen Geſchütze \<le<t bedient, das Material, das ſie gebrauchen, niht viel werth ſei; diesmal fonnte man ſi< leiht vom Gegentheil überzeugen. Die Türken ſchoſſen mit ſeltener Genauigkeit, und alle ihre Bomben plabten. Aber auh die ruſſiſhen Truppen kämpften mit großer Tapferkeit, und ihre Front-Offiziere hauptſächli<h bewieſen in allen Gelegenheiten eine Kaltblütigkeit und eine Entſchloſſenheit, die anerkannt werden muß. Mit Ausnahme der Tapferkeit waren alle anderen Bedingungen, die einer Armee zum Siege verhelfen, nux auf Seite der Ruſſen: die größere Zahl, die feſte Siege8szuverſiht und eine Leitung, die ihre eigenen Kräfte ſo gut wie die Stärke und Hilfsmittel des Feindes kennt. Der Kampf dauerte den ganzen Tag des 15. und 16., und beſonders am leßteren Tage wurde von beiden
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Seiten mit ſeltener Erbitterung und Hartnä>igfeit gefohten. — Unterdeſſen hatten die rumäniſchen Batterien von Turnu-Magurelli bis Jslaz aus ein heftiges Geſhüßfeuer auf die Feſtung Niko polis begonnen, welches aber von den Türken nur ſ{<wa< erwidert wurde, denn von hier drohte ihnen keine ernſte Gefahr, und der Stadt Nikopolis konnte man nicht mehr viel Schaden anthun, denn dieſe war ſhon dur das erſte Bombardement der Ruſſen vom 24. Juni ſozuſagen in einen Trümmerhaufen verwandelt worden. Als gegen Abend des 16. die türkfiſhen Feldherren Haſſan Paſcha und Achmed Paſcha die Uebermacht der Feinde und die Unmöglichkeit, den Pla länger zu halten, erkannt hatten, erhielt eine ſtarke türkiſhe Abtheilung unter dem Commando Saydik Effendis den Befehl, die Ruſſen von der Weſtſeite aus anzugreifen und der türfiſhen Beſatzung Zeit und Gelegenheit zu geben, ſi< auf dem Wege über Giliyaſi in der Richtung gegen Widdin zurü>zuziehen. Der rumäniſche General Ma nu bemerkte aber no< zu re<hter Zeit dieſe Ablenkung des Feindes, er richtete ſofort ein gutgezieltes Artilleriefeuer auf dieſe Truppe und zwang ſie dadurch, ſi<h in die Feſtung wieder zurü>zuziehen. —
Nun hatten die türkiſhen Feldherren jede Hoffnung auf Entrinnen verloren und übergaben in der Naht vom 15. auf den 16. die Feſtung. Gegen 7 Uhr Früh wehte bereits das ruſſiſche Banner auf den Wällen von Niko polis. Zwei türfiſhe Paſhas, Haſſan und Ahmed Paſcha, und 6000 Mann wurden Gefangene der Ruſſen, die 40 Kanonen und viel Krieg8material in der Feſtung vorfanden. Die zwei türkiſ<hen Monitors, die vor einigen Wochen vergebli<h von ruſſiſchen Torpedo-Schiffen angegriffen worden waren, ergaben ſi< ebenfalls den Ruſſen. Vor der Uebergabe hatten die Türken ihre geſammten Vorräthe verbrannt und die auf der Werfte gelegenen Hauptgebäude zerſtört, ſo daß Nikopolis einen noh troſtloſeren Anbli> denn - je zuvor darbot. — Die Türken ſte>ten no< na< der Uebergabe ein Haus in Brand, der jedo<h von ruſſiſchen Soldaten gelöſ<ht wurde. Eine Anzahl Türken blieb in der Stadt, da ſie in der Ueberraſhung niht mehr entkommen konnten. Bald darauf gingen einige Koſaken an einem türfiſhen Hauſe vorüber, als plößli<h ein Schuß aus einem Fenſter fiel und einer von ihnen getödtet wurde. Die Kameraden des Gefallenen ſtürzten in das Haus und machten die zwei dort vorgefundenen Türken nieder. Zwei Pulvermagazine wurden während des Kampfes Tags vorher von den Ruſſen in die Luft geſprengt.
Am 16. Nachmittags begann um 2 Uhr die lange Reihe der türkiſchen Gefangenen die von der Citadelle zum Fluſſe hinabführende
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