Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

fahrbar iſt, mit einem auf einem hohen Felſen, von dicht bewaldeten Bergen umgebenen feſten Schloſſe, und endli<h Maglai, ein altrömiſches, von den Türken reſtaurirtes Fort, welches die Stadt {hüt und zuglei<h als Staatsgefängniß benüßt wird.

Uebrigens ſind die meiſten Städte in Bosnien mehr oder minder befeſtigt; die meiſten dieſer Befeſtigung8werke rühren wohl aus einer Zeit her, wo die Osmanen noh niht Herren des Landes waren, und ſind daher auh mit wenigen Ausnahmen bereits mehr oder minder verfallen. Deſſenungeachtet erſhweren fie jeden Angriff und erleihtern die Vertheidigung des Landes ſelbſt einem kampfgeübten Heere gegenüber inſofern, als ſie mit bewunderungs8würdiger Umſicht von den längſt verſchollenen Erbauern ſtets an den vortheilhafteſten Punkten angebracht wurden und auch jekt no< glei<hſam die Stellen bezeihnen, wo die Defenſivkräſte am zwe>mäßigſten zu placiren ſind.

Die Völker, welche gegenwärtig Bosnien und die benachbarten Länder bewohnen, ſtammen von den alten Fllyriern ab, deren Schicfſale beinahe ein volles Fahrtauſend in tiefes Dunkel gehüllt ſind. Die Geſchichte Fllyriens unter der Herrſchaft der Römer i} nur inſoweit bekannt, als die gleichzeitigen Schriftſteller hie und da ſeiner zu erwähnen Gelegenheit fanden. Auch über den Urſprung des Namens Bosnien wurden die verſchiedenſten Anſichten laut, obwohl derſelbe meiſtens von dem Bosnafluße abgeleitet wird, Mit dem Falle des Römiſchen Reiches und dem Beginne der großen Völkerwanderung fielen auh dieſe Länder nah der we<hſelnden Uebermacht barbariſher Stämme dem Morgenländiſchen Reiche zu. Nach und nah entwanden ſie ſih jedo< der Oberherrſchaft der <hwachen Nachfolger des griechiſchen Kaiſers Heraklios, ſhaarten ſi< um einen Oberanführer, den ſie Zupan oder Shupan nannten, und ſeßten Befehlshaber, Unterzupane, aus ihrer eigenen Mitte ein.

Budimir, König von Dalmatien und Serbien, theilte 874 das Land zuerſt in zwei gleiche Theile, den öſtlihen, Rascien, und den weſtlichen, Bosnien, fernex in Bezirke und Banate; als das Land ſpäter an Ungarn kam, ertrug es die Abhängigkeit von dem fremden Nachbar ſtets nur mit Widerwillen und behielt zu jeder Zeit ſeine eigenen Wojwoden, die ſi< ſpäter au< Herzoge (wie Bela, der Bruder des Königs Stefan von Ungarn, der ſih Herzog von Machow und Bosna \<rieb) oder Banus nannten (wie Paul, der im vierzehnten Fahrhundert herrſchte), mitunter auh Erzherzoge, bis ſi<h endli<h Twartko 1346 mit Bewilligung König Ludwigs von Ungarn zum Könige von Bosnien krönen ließ.

Nachdem die Osmanen den Schauplatz der Weltgeſchichte betraten, bedrohten ſie au<h Bosnien,

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Serbien und Ungarn. Die Truppen Ba-Yezid's fielen 1379 wirkli< in Bosnien ein, wurden aber vom Banus Twartko zweimal zurü>geſchlagen. Als ſie 1398 ein drittes Mal vordrangen, fiel Hervoja, Fürſt von Bosnien, von der Partei des ungariſchen Königs Sigis8mund ab und verbündete ſih mit den Türken; er ſammelte ſih einen Anhang, womit er mehrere Schlöſſer ſtürmte, und ſuchte die Türken auf alle möglihe Weiſe gegen Sigismund aufzureizen. Ein Zug der Ungarn na<h Bosnien endete mit dem Siege Hervoja’s und ſeiner Bundesgenoſſen, der Türken, aber auh mit der Unterwerfung Bosniens unter die Herrſchaft der Osmanen, die es troy der Wechſelfälle ſpäterer Kämpfe behaupteten.

Ehe wir auf die Ereigniſſe der neueren Zeit übergehen und um in dieſe. klare Einſicht zu gewinnen, müſſen wir einige Jahrhunderte in der Geſchichte Bosniens zurügreifen. Wie bereits exwähnt, bildete Bosnien vor der türkiſchen Fnvaſion nie einen ſo bedeutenden Staat, wie Serbien unter Duſchan, vielmehr war der ſüdliche Theil unter der Herrſchaft der Leßteren, der nördliche ſtand unter ungariſhem Einfluß, woher au< größtentheils der Einfluß der lateiniſchen Kirche in dieſen Landestheilen ſtammt, ſowie eine gewiſſe traditionelle Anhänglichkeit an Ungarn, welche ſi< ſelbſt unter dem bosniſchen Adel kundgiebt.

Die untergeordnete Stellung dieſes Lekßteren, gegenüber den ſerbiſchen Königen, und der Wunſch, ſeine Güter und Vorrechte zu erhalten, bewogen ihn im ſe<zehnten Jahrhundert, in ſeinem Glauben erſchüttert dur< die Religionsſtreitigkeiten, ebenſo wie den albaneſiſhen Adel, ſi< zum Jslam zu bekehren. So bildete dieſer bald, den Rajahs gegenüber, ein mächtiges Glied in der Kette des türkiſchen Reiches und ward die Stütze desſelben im Nordweſten. Mehrere der ausgezeichnetſten türkfiſhen Großveziere, unter anderen die Kiuprili, waren bosniſchen Stammes und beförderten die Futereſſen ihrer Religions- und Stammesgenoſſen auf jede Weiſe. Die Macht, das Anſehen und der Reichthum des bosniſchen Adels erweiterten ſi<h fortwährend, immer mehr Ländereien riß er an ſi< und wandelte dieſe in Spahiliks (Lehngüter) um, deren Zahl ſi< in Bosnien auf 12.000 belief. Fn ſeiner glänzenden Zeit ſtellte er 40.000 Mann in's Feld, ungerehnet die große Zahl Janitſcharen, welche jährli<h aus dem Lande gezogen wurden.

Endlich erwe>te ſeine Macht der Pforte ſelbſt Bedenklichkeiten ; er hatte ſeine Spahiliks bis nah Bulgarien hinein ausgedehnt, und die Pforte wagte niht mehr, einen Vezier lange in dieſen Gegenden zu laſſen, aus Furcht, er möchte ſi< eng mit dem Adel verbinden und dem Sultan gefährlih werden. So entſtand allmälig bei der Pforte der Gedanke, die Macht dieſes Adels zu brechen und die Chriſten den Moslems entgegenzuſezen. Der Plan dazu